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kolumne Denkfabrik: "Das Wettbewerbsproblem der Euro-Zone wird größer"

Kolumne von Hans-Werner Sinn

Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr moderat wachsen. Die europäischen Nachbarn werden weiter abgehängt.

Die Organisation Transparency International erstellt regelmäßig einen sogenannten Korruptionswahrnehmungsindex. Dazu werden nach Angaben von Transparency etwa Verwaltungs- und Geschäftsklima-Umfragen zusammengetragen, in denen Experten und Geschäftsleute angeben, für wie korrupt sie die Beamten und Politiker in einem Land halten. Die Werte bilden also die gefühlte Korruption in den untersuchten Ländern ab und basieren nicht auf tatsächlichen Korruptionsfällen.

In den folgenden Ländern haben Unternehmer also den Eindruck, dass ohne Bakshish nichts funktioniert.

Bild: dpa/dpaweb

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Nach den Schockwellen der Finanz- und Euro-Krise wird das Jahr 2013 hoffentlich ein Jahr der Konsolidierung. Die überschuldeten Industriestaaten inklusive der USA und besonders die Krisenländer Südeuropas müssen ihre Staatsfinanzen nachhaltig in Ordnung bringen. Diese schmerzhafte Konsolidierung ist unerlässlich für die Gesundung der Weltwirtschaft.

Natürlich belastet dies temporär die Konjunktur. Die Weltwirtschaft wird aber trotz der konjunkturellen Bremseffekte im neuen Jahr nicht in eine Rezession abgleiten. Dazu sind die Schwellenländer zu gut unterwegs. Ihre Dynamik hilft auch Deutschland – wir sind heute viel mehr von der Weltwirtschaft als von der Wirtschaftslage der Euro-Zone abhängig. Im Jahr 1995, als beim Gipfel von Madrid die Staats-und Regierungschefs die Einführung des Euro verbindlich ankündigten, lieferte die deutsche Wirtschaft 47 Prozent ihrer Exporte in die Länder, die heute den Euro-Raum bilden. 2011 waren es nur noch knapp 40 Prozent.

Rezession voraus

Insofern ist Deutschland von den konjunkturellen Ungleichgewichten im Euro-Raum nicht mehr allzu stark betroffen. Während die stabilitätsorientierten Länder des ehemaligen sogenannten D-Mark-Blocks (Deutschland, Niederlande, Finnland, Österreich) in diesem Jahr voraussichtlich um 0,5 Prozent wachsen werden, droht im Rest der Euro-Zone eine Schrumpfung um 0,6 Prozent. Insgesamt dürfte die Wirtschaftstätigkeit im Euro-Raum um 0,2 Prozent fallen.

Die 10 Gebote für die Euro-Zone

Deutschland hingegen wächst seit der Überwindung der ersten Welle der Finanzkrise, konkret seit Sommer 2009, schneller als die meisten anderen Länder des Euro-Raums, nachdem es zuvor jahrelang Schlusslicht oder Vizeschlusslicht beim Wirtschaftswachstum war. Ein Grund dafür: Vor der Finanzkrise hatte der Euro zu einem massiven Kapitalabfluss aus Deutschland geführt. Erst nach dieser Krise zog sich das private Kapital wieder nach Deutschland zurück. Nur wegen des massiven öffentlichen Kapitalexports durch die Bundesbank über das Target2-System und die europäischen Rettungsschirme kam es nach und während der Krise per saldo rechnerisch dennoch zu einem Nettokapitalexport der Bundesrepublik.

Der Rückfluss des Kapitals hat in Deutschland einen Bauboom ausgelöst und zur Stärkung der Ausrüstungsinvestitionen beigetragen. Dies war 2010 und 2011 neben dem Export der Haupttreiber des Wachstums. Im Jahr 2012, das ganz im Zeichen der Wiederbelebung des Kapitalflusses nach Südeuropa unter dem Geleitschutz öffentlicher Rettungsschirme stand, kühlte sich die Investitionskonjunktur allerdings bei den Ausrüstungsinvestitionen deutlich und beim Bau ein wenig ab.

5 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 08.01.2013, 16:39 Uhrv6yz

    Vollbeschäftigte Halbsklaven
    Der Exportüberschuß in die Eurozonenländer wurde finanziert durch "öffentlichen Kapitalexport". Das sind letztlich Zwangskredite der Steuerzahler an die Defizitländer , die zu vermögensschädigenden Konditionen und zum größten Teil (Target "Kredite")sogar ohne Mitwirkung des Parlaments vergeben wurden. Ohne diese vermögensschädigende Zwangsexportföderung wären die Zahlungsbilanzprobleme kleiner. Eine Kumulation des Schwachsinns ist die Forderung, in Deutschland die Wettberwerbsfähigkeit gegenüber den Ländern der Euro-Zone durch außerordentliche Lohnsteigerungen zu senken. 60% der Exporte gehen in Nicht-Euro-Länder.

  • 08.01.2013, 05:59 UhrLoriotfan

    Prof. Hans-Werner Sinn: Die Target Falle - Interview

    http://goo.gl/Aygep

  • 07.01.2013, 15:47 UhrWegweiser

    Es ist ja keine Überraschung, die Unterschiede bezüglich der Leistungs- und Wettbewerbfähigkeiten innerhalb dieser Währungsunion sind ein zu riesig und sind auch nicht über Anpassungsreformen zu schaffen. Der Zeitrahmen und der Zeithorizont ist dafür einfach zu klein, die Dimensionen einfach zu gewaltig. Ergebnis: Ökonomische Ungleichgewichte, stagnierende Südvolkswirtschaften, hohe Arbeitslosigkeiten. Dazu kommt noch ein fragiler Bankensektor, der dieses südländische Wirtschaftswunder mit billigen Krediten aus den Nordstaaten finanziert hatte.

    Die EZB und die Fonds helfen in erster Linie den Gläubigern, um diese vor Verlusten zu bewahren. Forderungen der Banken, Hedgefonds und Versicherungen landen bei der EZB, Sparer, Bürger und beim Steuerzahler, der diese auslösen muss.

    Die Transfer- und Verschuldungsunion ist vorgezeichnet. Von der angestrebten dynamischsten Wirtschaftsregion der Welt ist nicht mehr viel übrig, zahlreiche Volkswirtschaften sind innerhalb dieser Währungsunion nicht mehr eigenständig existenz- und überlebensfähig.

    Der europäische Bankensektor mit seinem Abschreibungs- und Rekapitalisierungsbedarf bestellt nach wie vor ein großes Risiko dar, dieses lässt sich auch nicht mehr mit einer Bankenunion lösen.

    Ein Währungsexperiment, das zu einem Währungsabenteuer wurde und sich zu einem monetären Albtraum entwickelt hat. Politische Visionen scheitern an ökonomischen Realitäten. Eine Frage der Zeit und ein Spiel auf Zeit.

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