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Weltwirtschaft: Mit billigem Geld gegen die Krise

Rund um den Globus sollen Notenbanken per Geldschwemme die Wirtschaft am Laufen halten. Wenn es klappt, könnte 2013 die Wende zum Positiven gelingen. Wenn nicht, dürfte der Politik des billigen Geldes eine weitere große Krise folgen. Ein Blick auf die Strategien und Perspektiven der größten Volkswirtschaften und der europäischen Wackelkandidaten.

Frankreichs Präsident Francois Hollande - Laut Experten wird 2013 ein schweres Jahr für Frankreich Quelle: REUTERS
Frankreichs Präsident Francois Hollande - Laut Experten wird 2013 ein schweres Jahr für Frankreich Quelle: REUTERS

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Von Karin Finkenzeller, Konrad Fischer, Anne Grüttner, Gerd Höhler, Yvonne Esterházy, Angela Hennersdorf, Alexander Busch, Philipp Mattheis und Martin Fritz

Frankreich

2013 wird für Frankreich, Deutschlands wichtigstem Handelspartner, ein verlorenes Jahr. Darüber sind sich die meisten Ökonomen einig. Zwar hat die Nationalversammlung Mitte Dezember für die Jahre 2013 bis 2015 Steuersenkungen für Unternehmen in Höhe von 20 Milliarden Euro beschlossen, um Arbeitskosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Doch finanziell bemerkbar machen werden sich die Erleichterungen erst ab 2014.

Für das kommende Jahr rechnen die Volkswirte des Wirtschaftsforschungsinstituts IHS Global Insight mit einem Wirtschaftswachstum von glatt 0,0 Prozent. Die EU-Kommission zählt mit ihrer Prognose von plus 0,4 Prozent zu den Optimisten, die offizielle Erwartung der Regierung in Paris (plus 0,8 Prozent) gehört in das Reich der Fantasie.

Frankreichs Lage

Das hat gravierende Auswirkungen auf Frankreichs Verschuldung. Noch strebt die Regierung an, die Neuverschuldung bei drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu deckeln. Doch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission erwarten eine Lücke in Höhe von 3,5 Prozent. Der Schuldenstand wird auf 92,1 Prozent des BIPs steigen.

Bereits zum Jahreswechsel sollen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf einen Sozialpakt zur Flexibilisierung des rigiden Arbeitsmarkts einigen. Dabei geht es um die Schaffung von Arbeitszeitkonten und um eine Lockerung des Kündigungsschutzes. Im Gegenzug sollen sich die Arbeitgeber dazu verpflichten, befristete Verträge in unbefristete umzuwandeln. Kommt es zu keiner Einigung, werde die Regierung handeln, hat Frankreichs Präsident François Hollande angekündigt.

Die wichtigsten Prognosen für die französische Wirtschaft im Überblick (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)
Die wichtigsten Prognosen für die französische Wirtschaft im Überblick (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Und Handeln tut not, denn die Arbeitslosigkeit steigt seit eineinhalb Jahren. Die jüngsten Zahlen aus dem dritten Quartal 2012 zeigten mit 10,3 Prozent Erwerbslosen die höchste Quote seit 13 Jahren. Vor allem junge Menschen unter 25 Jahren sind betroffen. Von ihnen ist inzwischen fast jeder Vierte ohne Job. Um dies zu ändern, will die Regierung im kommenden Jahr 100.000 auf drei Jahre befristete Arbeitsplätze für gering qualifizierte Jugendliche in der Verwaltung oder bei Staatsunternehmen finanziell unterstützen. Der Staat übernimmt dabei bis zu 75 Prozent des Bruttolohns. Weitere 100.000 Stellen sollen bei Privatunternehmen durch den sogenannten Generationenvertrag gefördert werden: Die Unternehmen erhalten dabei Geld vom Staat, wenn sie sich dazu verpflichten, älteren Arbeitnehmern jeweils einen jungen zur Seite zu stellen.

"Es gibt viele verschiedene Wege, der Katze das Fell über die Ohren zu ziehen."

IWF-Chefin Christine Lagarde am 24. Januar im "Deutschlandradio Kultur" zu den Verhandlungen Athens mit den Banken über einen freiwilligen Schuldenschnitt in Griechenland.

Bild: Reuters

Nachdem die zweitgrößte französische Gewerkschaft CFDT bereits seit Ende November einen neuen Vorsitzenden hat, wählt die der kommunistischen Partei nahestehende CGT im März einen neuen Chef. Der Arbeitgeberverband ist im Sommer dran. Dann wird bei den wichtigsten Sozialpartnern eine neue Generation am Ruder sein. Von ihnen wird es abhängen, wie Frankreich sich entwickelt.

4 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 03.01.2013, 20:32 UhrPequod

    @Chlodwig
    Was will man auch von einer Ansammlung von Politikern erwarten,
    die ihre politischen Vorstellungen über jede ökonomische Ver-
    nunft gestellt haben und bis heute, trotz der katastrophalen
    Entwicklung in dieser Schuldenunion, nicht den Unterschied
    zwischen einem planwirtschaftlich geführten Betrieb und einem
    auf Erfolg und Gewinn angwiesenen Unternehmen erkannt haben.
    Das führt zwangsläufig zu einer Treuhandabwicklung dieser
    EU-Schuldenunion, geleitet von einer ''Animal Farm'' in
    Brüssel, wie bereits mit der DDR gehabt!

  • 03.01.2013, 18:10 UhrChlodwig

    @Pequod
    Die Politik glaubt halt an dieses Schneballsystem.
    Sie glaubt auch, sie könne auf ewig, Schulden auf Schulden
    häufen, ohne dass dies Konsequenzen hätte.
    Die Staatsfinanzierung durch die Notenpresse hat ihren
    Reiz und macht süchtig. Einmal begonnen damit, werden die Summen
    höher und höher, bis dass Kartenhaus zusammenbricht.
    Erst beginnt es schleichend, aber dann geht es immer schneller,
    und es endet wie immer mit dem bankrott.
    Fazit: Man darf Politikern niemals erlauben soviel
    Schulden auf Kosten der Bürger zu machen.


  • 03.01.2013, 17:45 UhrPequod

    Was für eine ausführliche analytische Arbeit haben die Autoren
    dieses Artikels geleistet!!
    Der Prozeß könnte abgekürzt werden, wenn der monatliche Kapital-
    bedarf der PIIGS+F+Z Staaten, welcher von der EZB über die Druk-
    kerpresse abgedeckt wird mit der wirtschaftlichen Leistung die-
    ser Schuldenunion verglichen wird.
    So wird man sehr schnell zu dem Schluß kommen, daß nicht einmal
    mehr der Deutsche Steuerzahler diese unbegrenzte Finanzakrobatik
    der EZB aufzufangen mag, welche in absehbarer Zeit zwangsläufig
    zum Sanierungsfall werden wird, weil die regulären Finanzmärkte
    dieses Schneeballsystem auffliegen lassen werden.
    Die jetzige Finanzsituation in dieser ''EU'' dürfte einem Blind-
    flug ohne Instrumente gleichen, da die sparsam veröffentlichen
    Zahlen der EZB, wenn überhaupt, der Öffenlichkeit vorenthalten
    werden!

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