Von Karin Finkenzeller, Konrad Fischer, Anne Grüttner, Gerd Höhler, Yvonne Esterházy, Angela Hennersdorf, Alexander Busch, Philipp Mattheis und Martin Fritz
Frankreich
2013 wird für Frankreich, Deutschlands wichtigstem Handelspartner, ein verlorenes Jahr. Darüber sind sich die meisten Ökonomen einig. Zwar hat die Nationalversammlung Mitte Dezember für die Jahre 2013 bis 2015 Steuersenkungen für Unternehmen in Höhe von 20 Milliarden Euro beschlossen, um Arbeitskosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Doch finanziell bemerkbar machen werden sich die Erleichterungen erst ab 2014.
Für das kommende Jahr rechnen die Volkswirte des Wirtschaftsforschungsinstituts IHS Global Insight mit einem Wirtschaftswachstum von glatt 0,0 Prozent. Die EU-Kommission zählt mit ihrer Prognose von plus 0,4 Prozent zu den Optimisten, die offizielle Erwartung der Regierung in Paris (plus 0,8 Prozent) gehört in das Reich der Fantasie.
Frankreichs Lage
Schuldenstand 2013
92,1
Angaben in Prozent des BIP
Quelle: IWF
Neuverschuldung 2013
-3,5
Angaben in Prozent des BIP
Quelle: IWF
Leistungsbilanzsaldo 2013
-1,7
Angaben in Prozent des BIP
Quelle: IWF
Das hat gravierende Auswirkungen auf Frankreichs Verschuldung. Noch strebt die Regierung an, die Neuverschuldung bei drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu deckeln. Doch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission erwarten eine Lücke in Höhe von 3,5 Prozent. Der Schuldenstand wird auf 92,1 Prozent des BIPs steigen.
Bereits zum Jahreswechsel sollen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften auf einen Sozialpakt zur Flexibilisierung des rigiden Arbeitsmarkts einigen. Dabei geht es um die Schaffung von Arbeitszeitkonten und um eine Lockerung des Kündigungsschutzes. Im Gegenzug sollen sich die Arbeitgeber dazu verpflichten, befristete Verträge in unbefristete umzuwandeln. Kommt es zu keiner Einigung, werde die Regierung handeln, hat Frankreichs Präsident François Hollande angekündigt.
Und Handeln tut not, denn die Arbeitslosigkeit steigt seit eineinhalb Jahren. Die jüngsten Zahlen aus dem dritten Quartal 2012 zeigten mit 10,3 Prozent Erwerbslosen die höchste Quote seit 13 Jahren. Vor allem junge Menschen unter 25 Jahren sind betroffen. Von ihnen ist inzwischen fast jeder Vierte ohne Job. Um dies zu ändern, will die Regierung im kommenden Jahr 100.000 auf drei Jahre befristete Arbeitsplätze für gering qualifizierte Jugendliche in der Verwaltung oder bei Staatsunternehmen finanziell unterstützen. Der Staat übernimmt dabei bis zu 75 Prozent des Bruttolohns. Weitere 100.000 Stellen sollen bei Privatunternehmen durch den sogenannten Generationenvertrag gefördert werden: Die Unternehmen erhalten dabei Geld vom Staat, wenn sie sich dazu verpflichten, älteren Arbeitnehmern jeweils einen jungen zur Seite zu stellen.
- Bild: Reuters
"Es gibt viele verschiedene Wege, der Katze das Fell über die Ohren zu ziehen."
IWF-Chefin Christine Lagarde am 24. Januar im "Deutschlandradio Kultur" zu den Verhandlungen Athens mit den Banken über einen freiwilligen Schuldenschnitt in Griechenland.
- Bild: dpa
"Ich glaube, Sie haben das nicht verstanden. Es ist nichts mehr da."
Drogeriekettenerbin Meike Schlecker am 30. Januar auf die Frage einer Reporterin, ob sie und ihre Familie noch größeres Privatvermögen besäßen.
- Bild: REUTERS
"Tarifverhandlungen sind kein Wunschkonzert."
IG-Metall-Chef Berthold Huber am 20. Mai in Sindelfingen in seiner persönlichen Bilanz zur Einigung mit den Arbeitgebern.
- Bild: dpa
"Rein rechnerisch kommt jeder Bürger in Deutschland nur einmal in 2000 Jahren mit Falschgeld in Berührung."
Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele (l) zu den am 16. Juli veröffentlichten Falschgeldzahlen für das erste Halbjahr 2012.
- Bild: dapd
"An Athen muss ein Exempel statuiert werden, dass diese Eurozone auch Zähne zeigen kann. Die Deutschen können nicht länger der Zahlmeister für Griechenland sein."
Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) in der „Bild am Sonntag“ vom 5. August zu seiner Forderung nach einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone.
- Bild: dapd
"Wenn es einfacher wäre, wäre es einfacher."
Technikchef Horst Amann am 16. August zur Lage am künftigen Hauptstadtflughafen nach der Verschiebung der Eröffnung.
- Bild: dpa
"Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu eröffnen."
Eine Abwandlung des berühmten Mauer-Zitats von DDR-Staatschef Walter Ulbricht auf einer Postkarte im Juli nach der verschobenen Eröffnung des Berliner Flughafens.
- Bild: dapd
"Wir haben uns auf die Institutionen verlassen und nun sind wir einigermaßen verlassen."
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt am 8. November beim Wirtschaftsforum der "Zeit" in Hamburg zur Lage in Europa.
- Bild: dpa
"Es ist ehrlich gesagt auch nicht unser Ziel, zu den weltweit gefährlichsten Banken zu gehören."
Der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Martin Blessing, am 8. November in Frankfurt zum Abstieg seines Instituts aus der Liga der global systemrelevanten Banken.
- Bild: Presse
"Da macht jede Schneeflocke einen Cent aus."
Der Geschäftsführer des Einkaufsverbunds Sport 2000, Andreas Rudolf, am 7. Dezember zur hohen Bedeutung eines kalten und schneereichen Winters für den Jahresumsatz im Sportfachhandel.
Nachdem die zweitgrößte französische Gewerkschaft CFDT bereits seit Ende November einen neuen Vorsitzenden hat, wählt die der kommunistischen Partei nahestehende CGT im März einen neuen Chef. Der Arbeitgeberverband ist im Sommer dran. Dann wird bei den wichtigsten Sozialpartnern eine neue Generation am Ruder sein. Von ihnen wird es abhängen, wie Frankreich sich entwickelt.
- Seite 1: Mit billigem Geld gegen die Krise
- Seite 2: Italien-Wahl verunsichert die Wirtschaft
- Seite 3: Spanien steht am Scheideweg
- Seite 4: Große Fragezeichen um Griechenland
- Seite 5: In Portugal geht es langsam aufwärts
- Seite 6: Irland will wieder auf eigenen Füßen stehen
- Seite 7: In Großbritannien geht die Angst um
- Seite 8: Die US-Notenbank gibt Gas
- Seite 9: Brasiliens Konjunktur lahmt
- Seite 10: Chinas Unternehmen sind verhalten optimistisch
- Seite 11: Japan will raus aus der Rezession