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Weltwirtschaft: Italien-Wahl verunsichert die Wirtschaft

Weltwirtschaft: Mit billigem Geld gegen die Krise

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Italien-Wahl verunsichert die Wirtschaft

Hofft auf bessere Zeiten - Italiens Reformpolitiker Bersani Quelle: dapd
Hofft auf bessere Zeiten - Italiens Reformpolitiker Bersani Quelle: dapd

Auf dem Papier lesen sich die Prognosen für Italien gar nicht einmal so schlecht. Nach heutigem Stand wird die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr zwar erneut steigen, soll mit gut elf Prozent aber unter dem EU-Durchschnitt bleiben. Auch 2013 wird die Wirtschaft wohl erneut schrumpfen, mit 1,2 Prozent jedoch weniger kräftig als im laufenden Jahr (minus 2,0 Prozent). Der Haushalt könnte sogar zum ersten Mal seit Langem ein Primärsaldo aufweisen, also nur aufgrund des Schuldendienstes ins Minus rutschen. Bloß: Seitdem Silvio Berlusconi eine erneute Kandidatur angekündigt hat, ist völlig ungewiss, wie viel Betrachtungen vom Stand heute wert sind.

Italiens Lage

Denn mehr noch als in Deutschland dürfte die Wahl in Italien eine echte Richtungsentscheidung werden: Weiter auf dem entbehrungsreichen Reformkurs oder zurück zum alten Schlendrian? Was Interimspräsident Mario Monti in den vergangenen 13 Monaten an Reformen auf die Beine gestellt hat, brachte ihm zumindest im Ausland viel Respekt ein. Die Zinskosten sind bereits deutlich gesunken, zuletzt notierten die zehnjährigen Staatsanleihen auf einem Zwei-Jahres-Tief. Zumindest die Finanzmärkte schenken dem Land noch Vertrauen.

Griechen, Römer, katholische Kirche und die Renaissance: Italien ist das Land mit den meisten Denkmälern, die unter dem Schutz der Unesco stehen. 47 nationale Monumente listet die Unesco derzeit auf. Mit dabei: der griechische Juno-Tempel von Agrigent, Sizilien.

Bild: AP

Grund dafür sind vor allem die schnellen Reformen, die Monti ganz zu Anfang seiner Amtszeit durchgedrückt hat. Das Rentensystem hat seine Regierung grundlegend reformiert und damit den Staatshaushalt um einen entscheidenden Brocken entlastet. Sollte die Regionalreform noch umgesetzt werden, würde auch das Geld sparen, eine neue Immobiliensteuer bringt seit Dezember zusätzliches. Doch leider ist es damit allein nicht getan. Jüngsten Umfragen zufolge liegt der Wiedergänger Berlusconi mit seiner Partei bei kaum 15 Prozent der Stimmen, am wahrscheinlichsten scheint eine Koalition unter Führung der moderaten Linken um Pier Luigi Bersani, der sich grundsätzlich zu Montis Kurs bekannt hat.

Die wichtigsten Prognosen für die italienische Wirtschaft im Überblick (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)
Die wichtigsten Prognosen für die italienische Wirtschaft im Überblick (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Dass die Finanzmärkte Italien im Moment vertrauen, heißt zwar, dass sie das Land auf einem guten Weg sehen, keineswegs jedoch bereits am Ende desselben. Vor allem der rigide Arbeitsmarkt braucht dringend eine Anpassung, Monti hat auf diesem Feld zwar erste Schritte eingeleitet, ist dabei aber zu zaghaft geblieben. Anders als in den meisten anderen südeuropäischen Ländern steigen die Lohnstückkosten in Italien weiter, sogar im Vergleich zu Deutschland hat sich auch 2012 das Verhältnis kaum verbessert. Die momentane Ruhe ist damit vor allem eine Wette auf Reformen in der Zukunft. Sollten die ausbleiben, könnte sich die italienische Krise schnell wieder verschärfen.

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4 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 03.01.2013, 20:32 UhrPequod

    @Chlodwig
    Was will man auch von einer Ansammlung von Politikern erwarten,
    die ihre politischen Vorstellungen über jede ökonomische Ver-
    nunft gestellt haben und bis heute, trotz der katastrophalen
    Entwicklung in dieser Schuldenunion, nicht den Unterschied
    zwischen einem planwirtschaftlich geführten Betrieb und einem
    auf Erfolg und Gewinn angwiesenen Unternehmen erkannt haben.
    Das führt zwangsläufig zu einer Treuhandabwicklung dieser
    EU-Schuldenunion, geleitet von einer ''Animal Farm'' in
    Brüssel, wie bereits mit der DDR gehabt!

  • 03.01.2013, 18:10 UhrChlodwig

    @Pequod
    Die Politik glaubt halt an dieses Schneballsystem.
    Sie glaubt auch, sie könne auf ewig, Schulden auf Schulden
    häufen, ohne dass dies Konsequenzen hätte.
    Die Staatsfinanzierung durch die Notenpresse hat ihren
    Reiz und macht süchtig. Einmal begonnen damit, werden die Summen
    höher und höher, bis dass Kartenhaus zusammenbricht.
    Erst beginnt es schleichend, aber dann geht es immer schneller,
    und es endet wie immer mit dem bankrott.
    Fazit: Man darf Politikern niemals erlauben soviel
    Schulden auf Kosten der Bürger zu machen.


  • 03.01.2013, 17:45 UhrPequod

    Was für eine ausführliche analytische Arbeit haben die Autoren
    dieses Artikels geleistet!!
    Der Prozeß könnte abgekürzt werden, wenn der monatliche Kapital-
    bedarf der PIIGS+F+Z Staaten, welcher von der EZB über die Druk-
    kerpresse abgedeckt wird mit der wirtschaftlichen Leistung die-
    ser Schuldenunion verglichen wird.
    So wird man sehr schnell zu dem Schluß kommen, daß nicht einmal
    mehr der Deutsche Steuerzahler diese unbegrenzte Finanzakrobatik
    der EZB aufzufangen mag, welche in absehbarer Zeit zwangsläufig
    zum Sanierungsfall werden wird, weil die regulären Finanzmärkte
    dieses Schneeballsystem auffliegen lassen werden.
    Die jetzige Finanzsituation in dieser ''EU'' dürfte einem Blind-
    flug ohne Instrumente gleichen, da die sparsam veröffentlichen
    Zahlen der EZB, wenn überhaupt, der Öffenlichkeit vorenthalten
    werden!

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