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01.06.2012 12:53
Tod der Aktie? Nicht schon wieder!
von Angela Göpfert
Die Schuldenkrise hat das Zeug dazu, den Deutschen die Lust auf Aktien endgültig auszutreiben. Schon rufen die ersten Skeptiker wieder einmal das Ende der Aktie als Kapitalanlage aus. Warum sie auch diesmal falsch liegen könnten.
Sensenmann vor Kursanzeige (Quellen: colourbox, pa/dpa | Montage: boerse.ARD.de)

Zugegeben: Die Deutschen waren noch nie ein Volk von Aktionären. Eine aktuelle Studie aus dem Hause Cognitrend bestätigt dieses Leider-Nicht-Vorurteil: 80 Prozent der deutschen Anleger investieren ihr Geld lieber in Staatsanleihen, am Geldmarkt – oder gar nicht.

Lediglich ein Fünftel der Befragten legt das Geld in Aktien oder Optionsscheinen an, so die Spezialisten für verhaltensorientierte Kapitalmarktanalysen. Auf der Suche nach vermeintlich sicheren Investments haben die deutschen Privatanleger die Aktie offenbar schon vor langer Zeit mental zu Grabe getragen.

Kassandras allerorten
Die Entwicklung der krisengeplagten Aktienmärkte in der jüngeren Zeit gibt den Aktienpessimisten dabei absolut Recht. Auf Fünfjahressicht hat der Dax knapp 20 Prozent eingebüßt. Nach Subprime- und Finanzkrise ist die aktuelle Schuldenkrise in den europäischen Peripherieländern dazu angetan, den Deutschen die Freude an Aktien endgültig zu vergällen.

So titelte "Focus Money" im November 2011 auf einem weißen Cover mit Trauerflor "Die Aktie. Ein Nachruf". Seither ist die Schar der Kassandras nicht kleiner geworden. Sie alle warnen, die Probleme in Griechenland, Spanien und Co. könnten die gesamte Euro-Zone und damit letzten Endes die Weltwirtschaft in den Abgrund stoßen. Kein besonders angenehmes Klima für Aktien, sollte man meinen.

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Mörderische Schulden
Bei dieser negativen Stimmungslage fühlt sich manch einer an den berühmt-berüchtigten Artikel "The Death of Equities" erinnert: "Die Massen haben sich bereits vor langer Zeit aus dem Aktienmarkt zurückgezogen. Der Tod der Aktie sieht nach einem beinahe permanenten Zustand aus; irgendwann umkehrbar, aber nicht in der nahen Zukunft!", schrieb die hoch angesehene amerikanische "Business Week" am 13. August 1979.

Wurde damals noch argumentiert, dass die Inflation den Aktienmarkt töten würde, so sind es heute die Schulden. Im Vergleich zu 1979 erscheint die Lage heute aber wesentlich ernster. Zu diesem Schluss muss man zumindest nach der Lektüre von Robert Rethfelds Analyse "Exodus an der Börse" kommen.

Bild zum Artikel vergrößernSeit 2007/2008 ist das Gesamtvolumen an der NYSE kontinuierlich zurückgegangen 

Sinkende Handelsvolumina
Darin weist der technische Analyst eindrücklich auf die Folgen der jüngsten Krisen hin: Während in den 1970er Jahren zu keinem Zeitpunkt ein Rückgang des Handelsvolumens an der New Yorker Börse (NYSE) festgestellt werden konnte, fallen seit 2007/2008 die Handelsumsätze kontinuierlich (siehe unsere Grafik).

Der "New-Economy-Hype" um das Jahr 2000 herum habe das seit Anfang der 1980er Jahre aufgebaute Selbstbewusstsein der Anleger zum ersten Mal erschüttert, so Rethfeld. "Die Finanzkrise brachte den zweiten Schlag. Von diesem haben sich die Aktienmärkte volumentechnisch bisher nicht erholen können."

Bild zum Artikel vergrößernAnleger stecken ihr Geld lieber in Anleihen 

Lieber Anleihen? Besser nicht!
Statt in Aktien fließt das Kapital seither verstärkt in Anleihen und Anleihenfonds (siehe Grafik). Die Vorliebe der Anleger für Staatsanleihen hat deren Kurse in bislang nicht gekannte Höhen getrieben. Entsprechend mager sind die jährlichen Renditen. Erst am Donnerstagmorgen fiel die Verzinsung der gern als sicherer Hafen angesteuerten deutschen Papiere auf ein neues Rekordtief von 1,242 Prozent.

Mit anderen Worten: Die eiskalte Enteignung der Sparer hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Berücksichtigt man die aktuelle Inflationsrate von 1,9 Prozent, bietet eine zehnjährige deutsche Anleihe derzeit negative Realzinsen von knapp 0,7 Prozent. Die Sparer werden damit de facto enteignet, ihr Vermögen schrumpft. Im Fachjargon wird das dann auch "finanzielle Repression" genannt.

Mutter aller Kontraindikatoren
Dieses Phänomen dürfte wiederum dazu angetan sein, den Deutschen die Aktie als alternative Geldanlage allmählich wieder ins Gedächtnis zu rufen. Auch ein Blick in die Geschichte macht Mut: So konnte der S&P 500 nur wenige Monate nach Publikation des "Death of Equities"-Artikels die 100-Punkte-Marke hinter sich lassen.

Die Wall Street und in ihrem Gefolge auch die europäischen Börsen erlebten zwei fantastische Jahrzehnte, die als einer der größten Bullenmärkte in die Geschichte eingehen sollten. Der "Business Week"-Artikel gilt daher auch als Mutter aller Kontraindikatoren.

Nur eine kleine Initialzündung…
Ein ähnliches Phänomen zeigte sich auch in der jüngsten Finanzkrise: So war das Gros der Anlegerschar im Februar/März 2009 fest davon überzeugt, dass der Zusammenbruch der Weltwirtschaft und des weltweiten Finanzsystems unmittelbar bevorstehe. Starinvestor Bill Gross warnte vorm "Tod der Aktie". Keine vier Wochen später legte der Dax den Schalter um und konnte sich seither von 3.588 bis auf 7.600 Punkte im Sommer 2011 in der Spitze mehr als verdoppeln.

Die Logik dahinter: "Wenn die Kurse fallen, wird der Pessimismus der Anleger immer größer bis hin zur Kapitulation", erklärt der Schweizer Vermögensverwalter Reinhard Oberortner. "Wenn die große Mehrheit dann vom 'Tod der Aktie' redet und alle schon verkauft haben, braucht es nur eine kleine Initialzündung, damit die Kurse steigen." Schließlich hätten dann schon alle Pessimisten verkauft, so der Aktienexperte.

Ob diese Rechnung wohl auch diesmal aufgeht?

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