Auch im vergangenen Quartal war die an Skandalen nicht arme amerikanische Bankenbranche für eine weltweit beachtete Fehlspekulation zu haben. Nachher hieß es: "Es gab viele Fehler, Schlampereien und schlechtes Urteilsvermögen." Eine sehr eingängige Erklärung für den Verlust von zwei Milliarden Dollar, die JP Morgan innerhalb von nur sechs Wochen durch schlecht gelaufene Investitionen einfuhr.
Die wortreichen Entschuldigungen des JP-Morgan-Chefs Jamie Dimon verhinderten nicht, dass Analysten den Quartalsbericht der amerikanischen Großbank genau unter die Lupe nehmen. Während die Einnahmen mit 22,9 Milliarden Dollar besser waren als erwartet, lag der Gewinn je Aktie mit 0,67 Dollar leicht unter der Prognose von 0,76 Dollar, und deutlich unter dem Vorjahreswert von 1,27 Dollar.
Wegen des immensen Handelsverlustes habe man, so JP Morgan, das Geschäft mit so genannten synthetischen Krediten komplett eingestellt.
Wells Fargo gab ebenfalls Quartalszahlen bekannt. Der Umsatz traf mit 21,3 Milliarden Dollar exakt die Erwartungen. Der Gewinn je Aktie von 0,83 Dollar übertraf die Prognose sogar leicht.
Ein genereller Trend
Mit JP Morgan und Wells Fargo begann die Bankenwoche im Dow Jones. In den kommenden Tagen legen sämtliche amerikanische Großbanken ihre Berichte vor. Am Montag die Citigroup, am Dienstag Goldman Sachs, am Mittwoch die Bank of America und am Donnerstag Morgan Stanley. Alle Großgeldhäuser, die die Finanzkrise überstanden haben, berichten über ihre Geschäfte.
Obwohl sich die Analysten mit ihren Prognosen noch zurückhaltend zeigen, ist ein genereller Trend im zweiten Quartal durchaus feststellbar. Nicht nur der Aktienkurs von JP Morgan ist seit Anfang Mai stetig unter Druck, auch die Aktien der anderen Banken sind nicht mehr allzu gefragt. Die Geschäfte, urteilen die Bankenbeobachter, seien nicht mehr so gut gelaufen im zweiten Quartal: wegen der europäischen Krise und der Befürchtung, dass in China und Indien das Wachstum unter die Räder komme.
Härtere Zeiten zwingen zum Sparen
Die Angst vor einer weltweiten Rezession habe daher Spuren auch bei den Banken hinterlassen. Weil die großen Unternehmen sich auf härtere Zeiten einstellten, seien die Erträge der Wall-Street-Banken durch Fusionen und Übernahmen geringer, die Einnahmen aus Kreditvergaben an Großkunden schrumpften. Ob die Gewinne beim klassischen Investmentgeschäft das magere Firmengeschäft ausgleichen kann, wird sich in der kommenden Woche zeigen.
Analysten sind allerdings skeptisch. Sie haben in den vergangenen Monaten regelmäßig die Gewinn- und Umsatzprognosen für die Banken herabgestuft und berichtigt. Und dies nicht nur bei JP Morgan nach seinem Zwei-Milliarden-Desaster.
(Chartserie: Das 2. Quartal bei den US-Banken)
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