Man mag in diesen Tagen von Krise nichts mehr hören. Das Maß ist voll. Jeden Tag neue Horrormeldungen. Jeden Tag ein bisschen mehr Dramatik. Erschlagen von dem Übermaß an Neuigkeiten zur europäischen Schuldenkrise stellen sich Hilf- und Hoffnungslosigkeit ein. Wer mag sich die Krise in all ihren Facetten ausmalen? Wer kann das überhaupt? Das ungute Gefühl vom Zusammenbruch des Euro, ja gar vom totalen Zusammenbruch des ganzen Wirtschaftssystems beschleicht einen. Ist es da nicht gesünder fürs Seelenheil, den Kopf in den Sand zu stecken?
Die Anlagestrategen der Allianz haben nichts übrig für derlei Resignation und Schwarzsehertum. Sie sind optimistisch, sehen den Aufschwung nahen. "Ein neuer Wachstumszyklus zeichnet sich bereits ab", sagt Dennis Nacken, Kapitalmarktanalyst von Allianz Global Investors. "Ein neuer, sechster Kondratieff-Zyklus und der ist grün und nachhaltig."
Der neue, grüne Kondratieff
Die Konjunktur bewegt sich in Wellen auf und ab, auf den Boom folgt die Rezession. Der russische Ökonom Nikolai Kondratieff hat in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts "lange Wellen" von 40 bis 60 Jahren beschrieben, die durch neue Technologien ins Rollen gebracht werden. Einst war es die Dampfmaschine, die das Zeitalter der Industrialisierung anschob. Das Auto brachte eine weitere Konjunkturwelle.
Mittlerweile leben wir im schon fünften Kondratieff-Zyklus, auch genannt der Informations- und Kommunikations-Technik-Kondratieff. Besser gesagt: Es sieht ganz danach aus, als erlebten wir gerade sein Ende. Ebbt die Innovationswelle, die in den frühen 1950er Jahren begann und von Computer und Internet vorangetrieben wurde, gerade ab?
Denkbar ist das. Denkbar ist, dass all das, was wir jetzt erleben, Ausdruck dieser Krise zwischen zwei Kondratieff-Zyklen ist. Vor Jahren die Dotcom-Krise, dann die Immobilienkrise, die sich dann zur Wirtschaftskrise ausweitete. Jetzt die Schuldenkrise, während die Weltwirtschaft noch an der Rezession zu knabbern hat.
"Die Finanz- und Schuldenkrise könnte eine solche Phase des Umbruchs markieren", stellt der Kapitalmarktexperte der Allianz fest. Bei jedem von Kondratieffs Strukturzyklen waren es die Finanzmärkte, die das Ende eines Zyklus durch übertriebene Spekulationen, hohe Verschuldung und übermäßig aufgeblähte Vermögenspreisblasen herbeiführten.
Während die eine Welle abebbt, naht laut Kondratieff schon die nächste heran. Nacken glaubt diese Innovationswelle bereits am Horizont zu erkennen. Mehr dazu in Teil 2:
Aufschwung in Sicht?
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