Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich den zweiten Monat in Folge eingetrübt. Das Ifo-Geschäftsklima fiel von 106,9 Punkten im Vormonat auf 105,3 Zähler. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 105,8 Punkte gerechnet. Es ist der niedrigste Wert seit März 2010. "Die deutsche Wirtschaft befürchtet zunehmende Beeinträchtigungen durch die Eurokrise", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.
Die 7.000 befragten Manager schätzten auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter ein als zuletzt. Das Barometer fiel auf 97,3 Zähler von 100,8 Punkten. Ökonomen hatten hier einen Rückgang auf 99,8 Zähler vorausgesagt. Die Geschäftslage wurde indes besser beurteilt. Dieser Index stieg auf 113,9 Punkte von 113,2 Zählern. Hier waren 112,3 Punkte erwartet worden.
Spanien und Italien sorgen für Verunsicherung
Die Sorgen um einen Euro-Austritt Griechenlands hatten sich nach dem Sieg des Reformlagers zuletzt zwar gelegt. Die eskalierende Schuldenkrise um Spanien und Italien macht jedoch zunehmend auch deutschen Firmen zu schaffen: Die Privatwirtschaft ist hierzulande im Juni so stark geschrumpft wie während der weltweiten Finanzkrise vor drei Jahren nicht mehr. Das hatte der jüngste Einkaufsmanagerindex ergeben. Auch der Konjunkturindikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) war diese Woche zurückgegangen. Er fiel im Vergleich zum Vormonat deutlich um 27,7 Punkte auf minus 16,9 Punkte.
Der wichtige Frühindikator war bereits im Mai stark gefallen. Die aktuelle Lage und die zukünftige Entwicklung wurden damals deutlich schlechter eingeschätzt. Einzige Ausnahme: die Bauwirtschaft. Hier hatten die Unternehmen die Geschäftslage etwas positiver gesehen. Im Dienstleistungsgewerbe sah es ebenfalls besser aus: Firmen des Transport- und Gastgewerbes sowie aus den Bereichen Datenverarbeitung und Unternehmens- und Steuerberatung haben im Mai über ein recht gutes Geschäft berichtet.
Deutsche Wirtschaft im Rückwärtsgang
"Zum Quartalsende scheint sich die wirtschaftliche Dynamik so stark verlangsamt zu haben, dass man für den Zeitraum Juli bis September mit einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts rechnen muss", sagt Andreas Scheuerle von der Deka Bank zum Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex. Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus: "In Südeuropa bricht die Wirtschaft wegen der harten Sparprogramme ein. Das kommt zeitverzögert bei den deutschen Unternehmen an."
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