Gerne werden Nanotech, Biotech oder Cleantech als die Schlüsselindustrien des 21. Jahrhunderts angepriesen. Kaum einer redet jedoch von der Photonik-Branche. Dabei wächst diese Industrie deutlich rasanter und hat enormes Potenzial. Schon heute hat der Weltmarkt für Photonik ein Marktvolumen von 300 Milliarden Euro. Nach Einschätzung von Harald Hartmann vom Branchenverband Spectaris wird der Markt in naher Zukunft um jährlich zehn Prozent wachsen.
Licht und Elektronik
Das klingt verlockend, doch die meisten Investoren können mit dem Begriff Photonik nicht viel anfangen. Selbst die Unternehmen, die in der Branche mitmischen, definieren sich nicht als Photonik-Vertreter. Photonik steht für optische Technologien. Der Begriff setzt sich aus dem griechischen Wort "Photon" (Licht) und Elektronik zusammen.
Kern der Branche sind vor allem Lasertechnologien und LED-Beleuchtung. Aber nicht nur. Auch Halbleiter, optische Speichermedien wie Blu-Ray, Medizintechnik und sogar die Photovoltaik sind Teil der Photonik-Industrie. "Die Branche ist nicht klar abzugrenzen", gesteht Projektmanager Hartmann vom Verband Spectaris.
Hilfstechnologie für viele Branchen
Harald Schnitzler, Technologieanalyst von der DZ Bank, sieht Photonik als "enabling"-Technologie. Ohne Photonik seien die Fortschritte vieler Unternehmen nicht vorstellbar. Licht beispielsweise dient nicht nur der Beleuchtung, sondern auch zur Übertragung und Speicherung von Daten - oder kann in der Plasmamedizin Wunden heilen.
Auf der Messe "Optatec" in Frankfurt stellen bis Donnerstag zahlreiche Anbieter optischer Technologien Trends und Innovationen vor. Konferenzen zu Themen wie "Green Photonics" runden das Messe-Angebot ab.
Deutsche Firmen führend
Deutschland spielt bei Optischen Technologien eine wichtige Rolle. Der Anteil der deutschen Industrie am weltweiten Photonik-Markt liegt bei rund neun Prozent laut der DZ Bank. Innerhalb Europas ist Deutschland der führende Hersteller optischer Komponenten.
Zahlreiche Photonik-Firmen sind an der Börse notiert. So zum Beispiel die TecDax-Unternehmen Aixtron, Jenoptik, Singulus und Süss Microtec sowie Firmen aus dem Prime Standard wie LPKF, Rofin Sinar, Viscom, Basler und First Sensor. Auf einer Analystenkonferenz am Rande der Messe präsentierte sich ein Teil von ihnen.
Die Aktienkurse der meisten deutschen Photonik-Anbieter haben sich zuletzt relativ gut entwickelt. Die Aktie von Suess Microtec beispielsweise schnellte in diesem Jahr um 80 Prozent nach oben. Die Kurse von Viscom und Basler verdreifachten sich in den letzten drei Jahren.
Index auf Rekordniveau
Auch weltweit stehen die Zeichen auf grün. Der Weltmarktindex Photonik, der die Umsatzentwicklung von 15 internationalen börsennotierten Firmen misst, verdoppelte sich seit 2005. Ende des vierten Quartals 2011 erreichte er mit 220,9 Punkten seinen Höchststand.
Seither hat sich der Index etwas eingetrübt. Schuld daran ist vor allem die Wachstumsabschwächung des Leuchtdioden-Markts. Die Bestellungen für LED-Anlagen von Aixtron brachen im ersten Quartal um 85 Prozent ein.
LED: "Das Licht des 21. Jahrhunderts"
DZ-Bank-Analyst Schnitzler glaubt dennoch nicht an ein Ende des LED-Booms. Er sieht LED weiter als Wachstumstreiber der Photonik-Branche. Mit den fallenden Preisen würden Leuchtdioden zunehmend attraktiv für den Massenmarkt. "Die LED-Beleuchtung wird das Licht des 21. Jahrhunderts", prophezeit er.
Aber auch die Medizintechnik dürfte nach Einschätzung von Experten eine zunehmend bedeutende Rolle in der Photonik-Branche spielen. LEDs und anderen optischen Komponenten sowie Laser bei medizinischen oder kosmetischen Anwendungen werden zunehmend in der Medizin eingesetzt.
Wegen der unterschiedlichen Zyklen ist die Branche relativ krisensicher. Freilich: Gegenüber der großen Finanzkrise 2008/09 war auch die Photonik-Industrie nicht immun und musste herbe Absatzeinbußen hinnehmen. Inzwischen, so versichert der Branchenverband Spectaris, ist die Krise vollständig überwunden.
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