"Grexit" ist die griffige Formel, mit der Marktexperten das Ausstiegsszenario Griechenlands aus dem Euro bezeichnen. Zunächst würde ein Ausscheiden Griechenlands horrende Kosten nach sich ziehen. 86 Milliarden Euro für den deutschen Steuerzahler, rechnet die Deka Bank. Darin enthalten sind die deutsche Beteiligung am Euro-Rettungsfonds und die Investitionen der Bundesbank in Staatsanleihen und Kredite an die hellenische Halbinsel. Lesen Sie nachfolgend, was der Euro-Ausstieg der Griechen für den Aktien-, Anleihen- und Devisenmarkt bedeuten könnte.
Aktienmarkt
Allein am Montag ist der deutsche Leitindex um knapp 100 Punkte eingeknickt, nachdem bekannt wurde, dass die griechische Regierungsbildung gescheitert ist. Einen Zusammenbruch des Aktienmarktes wie nach der Pleite der Investmentbank Lehman halten Experten jedoch längst nicht mehr für wahrscheinlich. Im Gegenteil, der Grexit sei schon eingepreist.
Marktexperten wie Heino Ruland sehen Griechenland eher als Störfaktor. "Ein Austritt der Hellenen aus der Eurozone wäre zwar erstmal ein Schlag ins Kontor", so Ruland. Doch dann würden sich die Märkte wieder fangen und festigen. Eine Voraussetzung nennt der Analyst aber doch: In den Krisenländern Italien und Spanien müssen die notwendigen Schlüsse daraus gezogen werden. Konjunkturfördernde Maßnahmen und Arbeitsmarktreformen sind das Stichwort. Für eine Erholung der Märkte nach einem Grexit sprechen nicht zuletzt solide Wirtschaftszahlen in Deutschland. So ist das Bruttoinlandsprodukt allein im ersten Quartal 2012 um 0,5 Prozent zum Vorquartal gewachsen.
Rentenmarkt
Am Rentenmarkt könnte sich der Ausstieg Griechenlands vorerst schlimmer auswirken. Eine Kettenreaktion und steigende Zinsen für die Refinanzierung der krisengeschüttelten Euro-Staaten wird befürchtet. Kommt es zu Verwerfungen am Rentenmarkt, würde die Bundesrepublik als Schuldner zweifellos profitieren. Denn schon jetzt ist die Refinanzierung Deutschlands als "sicherer Hafen" beispiellos günstig.
Derzeit stehen die Risikoaufschläge für spanische, italienische und portugiesische Anleihen wieder auf hohem Niveau. Die Renditen 10-jähriger spanischer Staatspapiere haben zuletzt mit 6,3 Prozent den höchsten Stand seit November 2011 erreicht. Für Spanien sieht Ruland aber keinen Grund zur Beunruhigung. Das Euro-Land sei viel disziplinierter als zum Beispiel Italien. Ein endgültiger Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone könnte hier eine disziplinierende Wirkung auf andere Krisenstaaten haben. Denn im Laufe der europäischen Schuldenkrise wurden bislang zahlreiche Regeln der EU gebrochen ohne dass es bisher spürbare Konsequenzen gegeben hätte.
Devisenmarkt
Die Verunsicherung über die Zukunft Griechenlands spiegelt sich im Euro-Kurs deutlich wieder. Seit vergangener Woche hat die Gemeinschaftswährung die Marke von 1,30 Dollar unterschritten. Bleibt der Euro-Rückgang maßvoll, profitiert Deutschland als Exportnation sogar davon. Und auch wenn mit einem Ausstieg Griechenlands der Euro vorerst einknickt, sind Experten wie Ruland auf lange Sicht zuversichtlich, dass der Euro gegenüber dem Dollar und Yen wieder zulegen wird, da Griechenland als schwaches Glied aus dem Währungsraum herausfiele.
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