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Analyse & Strategie: Anlagestrategie


02.04.2012 13:42
"Um den 7. April herum wird es spannend"
Der Dax hat das beste Auftaktquartal seiner Geschichte hinter sich. Doch wie sind die Signale für das zweite Quartal? Und wie sollten sich Anleger am besten positionieren? boerse.ARD.de sprach darüber mit Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.
Robert Rethfeld (Quelle: Wellenreiter-Invest) Robert Rethfeld, unabhängiger Finanzmarktexperte von Wellenreiter-Invest 

boerse.ARD.de: Herr Rethfeld, die Börsen haben einen fantastischen Jahresauftakt erlebt. Nährt das Ihren Optimismus für das zweite Quartal?

Robert Rethfeld: Nicht unbedingt. Tatsächlich ist das erste Quartal viel besser gelaufen, als wir und auch andere es erwartet hatten. Aber wir sehen im Moment, was die Aktienmärkte anbelangt, durchaus gewisse Ermüdungserscheinungen. Auch wenn der Aufwärtstrend noch nicht gebrochen ist, so gibt es doch gerade beim Dax gewisse negative Divergenzen. So läuft der Dax zurzeit schwächer als der S&P 500. Wo der S&P 500 noch neue Hochs markiert, kommt der Dax schon seit über zwei Wochen nicht mehr an sein Hoch bei knapp 7.200 Punkten heran. Hinzu kommt, dass das Handelsvolumen recht schwach ausfällt. Der Marktanstieg im ersten Quartal ist also mit relativ niedrigem Volumen erfolgt.

boerse.ARD.de: Aber kann man dies nicht auch positiv werten in dem Sinne, dass noch viele Anleger an der Seitenlinie stehen, die mit ihrem Einstieg in den Markt für weiter steigende Kurse sorgen könnten?

Rethfeld: Das kann man so sehen. Nur entspricht dies nicht unserem favorisierten Szenario. Die zögerliche Haltung der Investoren ist schon recht auffällig. Wir sehen zudem in der Marktbreite eindeutige Schwächen. Was momentan noch steigt, sind Werte wie Apple, da stürzen sich die Anleger drauf. Der breite Markt zieht aber nicht mit. Das ist dann schon ein Achtungszeichen.

boerse.ARD.de: Mit welchen Signalen ist von Seiten der Notenbanken zu rechnen?

Rethfeld: Die Notenbanken sollten im zweiten Quartal die Füße stillhalten. An den Anleihemärkten ist eine gewisse Ruhe eingekehrt. So haben zwar die Renditen etwa in Spanien oder Italien leicht angezogen, sie gehen aber nicht durch die Decke. Zudem hatten die Aktienmärkte ihr bestes Quartal seit 1989. Warum also sollte eine Notenbank an dieser Stelle aktiv werden? Die Fed wird erst dann wieder nervös werden, wenn die Aktienmärkte mal um zehn Prozent gefallen sind. Spätestens wenn sich das Minus auf 20 Prozent und mehr beläuft, wird sie eingreifen. Gemäß unserem Szenario dürften die Notenbanken erst gegen Ende des zweiten Quartals aktiv werden.

boerse.ARD.de: Ende des zweiten Quartals, da käme wohl die Fed-Sitzung am 20. Juni infrage. Dürfen wir uns schon auf eine neue Liquiditätsspritze, Stichwort "Quantitative Easing 3", einstellen?

Rethfeld: In der Tat endet die "Operation Twist" der Fed Ende Juni 2012. Da dürften momentan Fed-intern einige Diskussionen über einen möglichen Nachfolger für dieses Programm ablaufen. Wir gehen nicht davon aus, dass dieser Nachfolger das Ausmaß und die Wirkung eines QE3 haben wird. Erst müssten die Märkte stärker fallen, bevor die Fed wieder massiv Liquidität in die Märkte schieben wird. Und wie das Ganze dann heißen wird, ob QE3 oder eine Abart davon – das bleibt ohnehin der Fed überlassen.

boerse.ARD.de: Selbst China scheint ja neuerdings über eine Lockerung seiner straffen Geldpolitik nachzudenken…

Rethfeld: In China gibt es tatsächlich eher Handlungsbedarf für die Notenbank. Die Aktienmärkte dort zeigen uns ganz klar an, dass es hier nicht rund läuft. Während der Dax im ersten Quartal Gewinne von knapp 18 Prozent einfahren konnte, hat der Shanghai Composite Index nur 3 Prozent zugelegt. Insofern dürfte es an dieser Stelle eher Stimulanz-Signale geben als hierzulande oder in den USA. Man darf nur eines nicht vergessen: Wir haben in China weiterhin eine aktive Bremspolitik, eine Wachstumsabschwächung ist politisch absolut gewollt.

boerse.ARD.de: Mit anderen Worten: Auch China taugt nicht als Impulsgeber?

Rethfeld: Zumindest nicht im zweiten Quartal.

boerse.ARD.de: Blicken wir in die USA, dort wird im November gewählt. Was lässt denn der Präsidentschaftszyklus für das zweite Quartal erwarten?

Rethfeld: Laut dem US-Präsidentschaftszyklus dürfte das zweite Quartal typischerweise schwächer ausfallen. Das heißt aber nicht, dass es zu einem Einbruch kommen muss. Unsere Analyse mit Fibonacci-Projektionen auf Zeitebene hat zudem ergeben, dass die Tage um den 7. April herum, das ist ein Samstag, spannend werden dürften. Für diesen Zeitpunkt können wir uns vorstellen, dass es an den Aktienmärkten zu einer Top-Bildung kommen wird mit einer anschließenden Schwächephase. Für die zweite Jahreshälfte sind wir dann hingegen wieder recht optimistisch. Das sagt im Übrigen auch der Präsidentschaftszyklus.

boerse.ARD.de: Welche Unwägbarkeiten für das zweite Quartal ergeben sich denn von Seiten der Politik?

Rethfeld: Hier gilt es vor allem den Ölpreis im Blick zu behalten. Fakt ist, dass der Preis für US-Öl seit Jahresbeginn nur leicht gestiegen ist. Die Preise an den Tankstellen gingen hingegen durch die Decke. Dahinter steckt eine ganz typische Saisonalität. Jedes Jahr zwischen Januar und Anfang Mai steigen die Benzinpreise stärker als der Ölpreis. Das hängt mit den Osterferien und der amerikanischen "driving season" zusammen. Ende April/Mai kehrt sich das dann um, dann zeigt der Benzinpreis eine relative Schwäche gegenüber dem Ölmarkt. Allerdings weiß man natürlich nicht, was noch aus dieser Israel-Iran-Sache wird. Wir nehmen an, dass die Israelis erst nach der US-Wahl im November reagieren werden. Von daher dürften wir auch von Seiten des Ölpreises im zweiten Quartal einen kleinen deflationären Push erleben.

boerse.ARD.de: Die Entwicklung der Unternehmensgewinne spielt somit in Ihrer Sicht nur eine nachrangige Rolle für die Börsenentwicklung im zweiten Quartal?

Rethfeld: In der Tat ist unsere Analyse eher zyklisch veranlagt. Die kommende Berichtssaison könnte allerdings das von uns favorisierte Szenario eines schwachen zweiten Quartals verstärken. Vorausgesetzt die Unternehmen liefern ab April nicht gerade überragende Zahlen, dann könnte es durchaus sein, dass die Marktteilnehmer das Anlaufen der Berichtssaison dazu nutzen werden, Gewinne mitzunehmen.

boerse.ARD.de: Was würden Sie Privatanlegern in dieser Gemengelage raten? Wie sollten sie sich am Besten positionieren?

Rethfeld: Als Anleger sollte man im zweiten Quartal besser die Füße stillhalten. Dieser Rat ändert sich erst dann, wenn der Dax wider Erwarten doch noch die 7.200 Punkte überwinden sollte. Dann dürfte er allerdings im Bereich von 7.600 auf doch erhebliche Widerstände stoßen.

Das Gespräch führte Angela Göpfert.

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