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Analyse & Strategie: Anlagestrategie


23.03.2012 16:27
Der Traum vom automatischen Gewinn
Warum sich selbst den Kopf zerbrechen über den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg in den Aktien-, Rohstoff- oder Devisenmarkt? Das können Daytrading-Profis doch viel besser. Die Idee findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger – und Opfer.
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Das hatte sich Ulrich Meier (Name von der Redaktion geändert) ganz anders vorgestellt. Er hatte es genauso gemacht wie einer der Top-Trader auf der Internet-Plattform Ayondo, und immer dann einen Aktienindex oder Brent-Öl gekauft, wenn dieser das tat. Sein Depot hatte er dabei gleich vollautomatisch an das des Profi-Traders gekoppelt. Und der hatte schließlich in den vergangenen drei Monaten seinen Depotwert glatt verdoppelt.

Doch nach einigen Wochen hatte Meier nicht mehr, sondern deutlich weniger Geld auf dem Konto. Seine 2.000 Euro Einsatz waren um fast die Hälfte geschmolzen. Ein Blick auf die Performance des Profis ließ ihn grausen, auch der hatte – erstmals seit seinem Start auf der Plattform von Ayondo – einen schlechten Monat. Ulrich Meier hoffte dennoch auf eine Erholung seines Kontos. Doch vergebens, der Profi schlidderte nach kurzem Aufbäumen immer tiefer in die Verlustzone. Mehr als 50 Prozent betrug sein Verlust am Ende, nach knapp zwei Monaten war seine "Follower-Karriere" vorbei. Meier verstand die Welt nicht mehr.

Jeder soll gewinnen
Die Idee hinter den zahlreichen Anbietern von Handelssignalen, die auch deutsche Anleger immer häufiger nutzen, ist auf den ersten Blick vielversprechend: Professionelle Daytrader, die den Markt und kennen und seit Jahren erfolgreich traden, sollen ihre Strategien über unabhängige Plattformen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Ihr Know-how können sich Privatanleger zunutze machen, die eine kleine Gebühr für die Signale zahlen. Die Anbieter der Internet-Seiten, die Profis und Anleger zusammenbringen schließlich verdienen an den Trades, indem sie einen Teil der Abo-Gebühren für sich beanspruchen. Oder sie werden über Partnerbroker vergütet, die wiederum am regen Handel der "Community" verdienen.

Doch die Praxis zeigt, dass das schnelle Geld für die Kleinanleger über den Kauf von Handelssignalen nur in den seltensten Fällen zu erzielen ist. Dafür gibt es gleich mehrere Hindernisse.

1.000 Prozent in drei Monaten
Die größte Fehlerquelle sind die vermeintlichen Signalanbieter selbst, die mit ihren Trades nur in den seltensten Fällen langfristig nachvollziehbare Gewinne erzielen. Bei dem nach eigenen Angaben "weltgrößten Online-Devisen- und Rohstoffnetzwerk", eToro, mit Sitz in Zypern, hat der aktuelle Top-Performer auf Sicht von drei Monaten mehr als 1.000 Prozent Gewinn gemacht. Traumhafte 98,1 Prozent seiner Trades waren profitabel. Kleiner Schönheitsfehler: Wer sich den Jahreschart des Traders anschaut, erkennt, dass er im vergangenen September bereits einmal knapp 80 Prozent seines Einsatzes verspielt hatte. Der Trader hat zurzeit mehr als 650 "Copiers", also Anleger, die seine Handelsaktivitäten nachvollziehen, irgendwann vielleicht auch in der nächsten Verlustphase.

Wenige Könner, viele Blender
Die Betreiber der deutschen Plattform Ayondo versuchen mit klaren "Spielregeln" dem Missbrauch vorzubeugen. Hier müssen sich Signalanbieter zuerst über einen dreimonatigen Zeitraum "zertifizieren" lassen. In dieser Zeit muss eine bestimmte Performance mit einer Mindestanzahl von Trades und einem maximal zulässigen maximalen Verlust (Drawdown) von höchstens 25 Prozent erreicht werden. Zusätzlich dürfen die Trades bestimmte Risikoparameter nicht überschreiten. Und Ayondo hat vor einigen Monaten Mechanismen eingeführt, mit denen das Risiko des Anlegers im Verhältnis zum Signalanbieter begrenzt werden kann.

Doch dass gute Trader nicht auf den Bäumen wachsen, zeigt auch die Langzeitbetrachtung bei Ayondo: Unter den besten zehn der insgesamt 150 zertifizierten Trader sind auf Jahressicht nur drei, die weiterhin einen maximalen Verlust von weniger als 25 Prozent schaffen. Der Rest erkauft sich seine gute Performance mit hohem Risiko und heftigen Schwankungen im Depot.

Lesen Sie weiter in Teil 2:  Viel Handeln bringt viele Provisionen)

AB
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