Denn interessanterweise hat der Auf- oder Abstieg eines Werts nicht nur vor dem Index-Entscheid massive Auswirkungen auf die Kursperformance. Auch kurz vor und sogar nach erfolgter Index-Anpassung können Anleger noch eine Outperformance erzielen wenn sie denn auf die richtigen Werte setzen.
Uwe Streich, Index-Experte und Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat diese Effekte für den europäischen Leitindex, den EuroStoxx 50, genau untersucht. Das Ergebnis seiner Analyse ist in der Tat verblüffend.
Index-Absteiger frühzeitig "shorten"
Ein Blick auf die nebenstehende Grafik "Absteiger EuroStoxx 50" verrät zunächst: Wer frühzeitig bei einem Index-Absteiger ein Short-Engagement eingeht, wird dafür mit der in Summe stärksten Outperformance (kumuliert) entlohnt.
Dahinter stecken letzten Endes die zahlreichen aktiv gemanagten Fonds: Diese antizipieren häufig die Ergebnisse des Index-Entscheids und setzen diese frühzeitig um. Der Auf- oder Abstieg in einen der vier großen Auswahlindizes der Deutschen Börse Dax, MDax, TecDax und SDax erfolgt dabei nach einem strikten Reglement. Lesen Sie dazu unseren Hintergrund
Der Börsen-Knigge.
Wenn die Passiven aktiv werden
Doch interessanterweise verlieren die Index-Absteiger beziehungsweise gewinnen die Index-Aufsteiger nicht nur vor Bekanntgabe des Index-Entscheids sondern auch ein, zwei Tage vor Umsetzung des Entscheids.
Uwe Streich erklärt dies mit den passiv gemanagten Fonds: Diese dürften nur in einem sehr engen Zeitrahmen von ihrer Benchmark abweichen. "Index-Änderungen werden von den passiven Mandaten frühestens 24 oder 48 Stunden vor der tatsächlichen Index-Anpassung umgesetzt", so der LBBW-Experte.
Lange Nachwirkungszeit
Doch damit nicht genug: Selbst noch einen Monat nach erfolgter Index-Anpassung hat dieser massive Auswirkungen auf die Kursperformance. Interessanterweise gewinnen die Index-Absteiger rund einen Monat nach erfolgter Index-Anpassung mehr als fünf Prozent (kumuliert) hinzu. Die Aufsteiger büßen hingegen im gleichen Zeitraum gut drei Prozent ein.
Wie kommt's? Bei den Aufsteigern macht Index-Experte Streich vor allem Gewinnmitnahmen für die anschließenden Kursverluste verantwortlich. "Die Absteiger hingegen wurden ja zweimal richtig 'runtergeprügelt' und sind damit vergleichsweise billig geworden. Der ein oder andere Investor neigt da schon wieder zu Käufen."
Es kommt auf die Größe an
Zum Schluss sei aber noch ein zweimaliges "Aber" angebracht. So weist Index-Experte Streich darauf hin, dass die genannten Kurs-Effekte vor allem bei großen Indizes wie eben dem EuroStoxx 50 auftreten. Denn dafür muss es einfach viele aktiv wie passiv gemanagte Fonds geben, die den betreffenden Index als Benchmark haben. "Es müssen große Bestände gemanagt werden", betont Streich.
"Für einen TecDax oder SDax fehlen mir die Daten. Ich würde aber behaupten, dass diese Effekte zwar auch zu sehen sind. Ob sie jedoch so ausgeprägt sind, dass man sie systematisch ausnutzen und eine Outperformance erzielen kann, wage ich zu bezweifeln." Bei Änderungen im Dax sehe das Ganze schon anders aus.
Bitte keine Scheuklappen!
Hinzu kommt: Privatanleger sollten nicht blind auf diesen Effekt setzen, sondern die betreffenden Unternehmen genau unter die Lupe nehmen. So würde etwa das Engagement bei einem von Insolvenz-Gerüchten gebeutelten Titel massive Risiken bergen. Diese könnten die möglichen Trading-Chancen, die aus der Index-Änderung resultieren, leicht übersteigen.
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