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07.12.2011 16:05
Offenmarktpolitik - das Herz der Geldpolitik
von Anita Schneider
Die Offenmarktpolitik ist das Instrument der Instrumente. Sie steuert die Zinsen, beeinflusst die Liquidität und zeigt direkt den geldpolitischen Kurs. Kurz gesagt: Sie ist das Herz der Geldpolitik.
Hand mit vielen Fünfzig- und Hunderteuroscheinen (Quelle: colourbox) vergrößernDie Offenmarktpolitik ist das wichtigste Instrument der EZB 

Die Theorie unterteilt die Offenmarktpolitik in vier Geschäfte: Hauptrefinanzierungsgeschäfte, langfristige Refinanzierungsgeschäfte, Feinsteuerungsoperationen und strukturelle Operationen.

Das wichtigste Offenmarktgeschäft ist das Hauptrefinanzierungsgeschäft. Hierbei vergibt die Zentralbank wöchentlich Kredite an die Geschäftsbanken. Und weil Kontrolle bekanntlich besser ist als Vertrauen, fordert die EZB von den Geschäftsbanken Wertpapiere als Sicherheiten. Die Banken bekommen die Gelder allerdings nicht umsonst, sondern zahlen dafür einen Zinssatz, den Hauptrefinanzierungssatz, besser bekannt als Leitzins. Derzeit beträgt dieser 1,25 Prozent, nachdem der neue EZB-Präsident Mario Draghi ihn Anfang November um 0,25 Prozent gesenkt hatte. Grund: Er wollte die Wirtschaft ankurbeln.

Zins runter, Wirtschaft hoch et vice versa
Die Idee dahinter ist simpel: Ist der Leitzins niedrig, geben Banken die günstigere Finanzierung an ihre Kunden weiter, die wiederum nehmen mehr Kredite auf, investieren in die Wirtschaft, die schließlich floriert.

Umgekehrt hingegen erhöht die EZB den Leitzins, wenn sie ihr wichtigstes Ziel - die Preisstabilität - in Gefahr sieht. Die Idee: eine Zinserhöhung verteuert die Kredite, Unternehmen und Verbraucher investieren weniger, die Nachfrage sinkt, Preise fallen, die Inflation wird bekämpft.

Dieselbe Geldpolitik kommt auch bei dem langfristigen Refinanzierungsgeschäft zum Einsatz. Der Unterschied zum Hauptrefinanzierungsgeschäft liegt jedoch darin, dass sich die Geschäftsbanken kein Geld für eine Woche leihen, sondern für drei Monate. Aufgrund der Griechenlandkrise ist die derzeitige Laufzeit auf 13 Monate ausgeweitet. Das soll den Banken zusätzliche Liquidität verschaffen.

Zins- und Mengentender
Die Zuteilung der Kredite, die zur Refinanzierung vergeben werden, kann entweder über einen Zins- oder einen Mengentender erfolgen. Beim Zinstender reichen die Geschäftsbanken bei der Zentralbank Angebote ein, wie viel Geld sie leihen möchten und welchen Zinssatz sie dafür zu zahlen bereit sind. Anschließend erfolgt die Zuteilung, entweder zu einem einheitlichen Satz ("holländisches" Verfahren) oder zu den individuellen Bietungssätzen ("amerikanisches" Verfahren). Übersteigt die Nachfrage nach Geld das Angebot der Zentralbank, haben die Bieter mit den höchsten Zinsgeboten den Vorrang.

Beim Mengentender hingegen legt die Zentralbank den Zinssatz fest und die Banken teilen nur noch den Betrag mit, den sie leihen möchten. Ist das Angebot der Banken höher als die Zuteilungsmenge, werden die individuellen Gebote nach einer Quote zugeteilt.

Bis 2007 erfolgte die Zuteilung der Kredite über den Zinstender nach der amerikanischen Methode. Mit dem Ausbruch der Finanzkrise und den Liquiditätsproblemen der Banken, die sich gegenseitig kein Geld mehr liehen, schwenkte die EZB auf den Mengentender um, mit der Besonderheit, dass keine Quote festgesetzt wurde. Die Finanzinstitute konnten sich somit beliebig viel Geld leihen. Ursprünglich sollte das Verfahren im April 2010 wieder auf den Zinstender umgestellt werden. Wegen der Griechenland-Krise wurde das derzeitige Verfahren jedoch auf unbestimmte Zeit verlängert.

Blitzreaktion dank Feinsteuerungsoperation
Leider ist die Liquidität am Geldmarkt nicht immer so vorhersehbar, wie die EZB es gerne hätte. Daher gibt es ein weiteres Instrument der Offenmarktpolitik, die Feinsteuerungsmaßnahmen. Damit greift die Zentralbank kurzfristig in den Markt ein und gleicht unvorhergesehene Liquiditätsschwankungen aus. Abhängig davon welche Strategie sie verfolgt, kann sie Wertpapiere verkaufen oder ankaufen. Ein Verkauf verknappt die Geldmenge, ein Kauf erweitert sie.

Strukturelle Operationen
Alles schön und gut, doch was passiert wenn die Banken nicht auf Refinanzierungsgeschäfte der EZB angewiesen sind, sich also kein Geld von ihr leihen? Dann hat die Zentralbank keinen Einfluss mehr auf die umlaufende Geldmenge. Sie kann weder die Inflation noch die Wirtschaftsentwicklung über Veränderungen des Zinssatzes steuern. In diesem Fall kommen strukturelle Operationen zum Einsatz.

Der Gedanke: Die EZB verkauft Schuldverschreibungen an die Geschäftsbanken. Diese wiederum bezahlen mit Zentralbankgeld. Dadurch verringert sich der Bestand des Zentralbankgeldes bei den Geschäftsbanken, den sie wiederum mit Refinanzierungsgeschäften ausgleichen: Die EZB kann wieder über den Leitzins Kontrolle ausüben. Bisher hat das Zusammenspiel zwischen der EZB und den Geschäftsbanken allerdings einwandfrei funktioniert – strukturelle Operationen wurden daher noch nie eingesetzt.

Kerninstrument der EZB
Zusammenfassend kann man die Offenmarktpolitik als das Kerninstrument der EZB bezeichnen. Hier werden Wertpapiere und Geld hin- und hergeschoben. Je nachdem welchen Kurs die EZB verfolgt, kauft sie entweder Wertpapiere oder verkauft sie. Ersteres verknappt die Geldmenge, letzteres weitet sie aus. Zudem greift die EZB über den Leitzins in die Liquidität des Marktes ein. Doch die Zentralbank verfügt noch über ein weiteres Geschütz:  Ständige Fazilitäten – die Nachtschwärmer

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