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15.04.2010 16:32
EPS ist nicht gleich EPS
von Bettina Seidl
Für US-Anleger ist die wichtigste Kennziffer das EPS, das sind die so genannten "earnings per share". Alles schaut auf diesen Gewinn je Aktie. Die Kennzahl gibt an, wie viel Gewinn auf einen einzelnen Anteilsschein entfällt. Die Gewinngröße hat es in sich.
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Die Berechnung des EPS klingt zwar simpel: Man teilt den Nachsteuergewinn durch die Zahl der Aktien des Unternehmens. Doch EPS ist nicht gleich EPS. Es hängt sehr davon ab, welche der vielen Gewinngrößen man verwendet und wie man die Zahl der Aktien bestimmt.

Verwässert oder nicht?
Schauen wir uns zunächst die Aktien genauer an, die "shares outstanding", was übersetzt wird mit "ausstehenden" Aktien oder den in Umlauf befindlichen Aktien. Man kann zum einen nur die Aktien heranziehen, die das Unternehmen herausgegeben hat, und die nun von Investoren gehalten oder am Markt gehandelt werden. Berechnet man daraus das EPS, spricht man vom "primary" oder "basic" EPS, dem "unverwässerten" Gewinn je Aktie.

Dagegen berücksichtigt das "diluted" EPS eine größere Zahl von Aktien. Für diesen "verwässerten" Gewinn berücksichtigt man nicht nur die im Umlauf befindlichen Aktien, sondern auch alle potenziellen Aktien. Also auch die Papiere, die im Umlauf wären, wenn sämtliche Optionsprogramme ausgeübt würden. Aktienoptionen werden beispielsweise als Teil des Managerlohn gezahlt, die Mitarbeiter können diese Optionen irgendwann ziehen und so Aktien beziehen. Wenn der Gewinn durch diese größere Zahl der Aktien geteilt wird, reduziert sich logischerweise der Gewinn je Aktie. Daher spricht man auch von einer Verwässerung.

An der Börse bevorzugt man das verwässerte EPS, da es die konservativere Zahl ist. Unternehmen veröffentlichen beide Gewinngrößen, Anleger müssen also genau hinschauen, um welchen Gewinn es sich handelt. Bisweilen sind diluted und primary EPS gleich hoch – dann nämlich, wenn es keine Optionsprogramme gibt.

Reported EPS oder GAAP EPS
Grundlage für das EPS ist der Gewinn oder Verlust nach Steuern. Dieses "net income" wird nach den amerikanischen Bilanzierungsregeln US-GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) erstellt. Das ist die Gewinngröße, die an die amerikanische Börsenaufsicht SEC gemeldet wird.

Problematisch an dieser Gewinngröße ist: Sie ist bisweilen nicht mit vorherigen Quartalen oder Jahren vergleichbar. Denn das GAAP-EPS enthält auch Sondereffekte, zum Beispiel durch einen einmaligen Gewinn aus dem Verkauf einer Tochter. Das EPS kletterte dann unter Umständen auf einen Höchststand. Es suggeriert, dass die Geschäfte so gut laufen wie nie zuvor, wohingegen die Gewinne im eigentlichen operativen Geschäft eher mager sind. Anleger müssen daher sorgfältig die Fußnoten lesen, und eventuell ihre eigenen Kalkulationen anstellen, um eine aussagekräftige Gewinngröße zu erhalten.

Ongoing EPS
Für die bessere Vergleichbarkeit wird daher auch das ongoing EPS ausgewiesen. Bei dieser Gewinngröße werden alle ungewöhnlichen, einmaligen Posten ausgeklammert, beispielsweise ein Sondergewinn durch den Verkauf eines Geschäftsbereiches oder eine einmalige Sonderbelastungen. Es geht darum, den Gewinnstrom aus dem Kerngeschäft zu ermitteln, woraus man eine verlässlichere Prognose für zukünftige Gewinne ableiten kann.

Schönrechnen mit Pro-Forma-Gewinnen
Nach dieser Methode wird auch der Pro-Forma-Gewinn berechnet. Viele Analysten und Konzerne stützen sich darauf, weil sie meinen, mit dem Pro-Forma-Gewinn lässt sich die kontinuierliche Geschäftsentwicklung besser beurteilen. Kritiker halten dagegen, Ergebnisse werden "schöngerechnet". Die Zahlen seien im Prinzip beliebig manipulierbar, weil es keine Standardformel für die Berechnung von Pro-Forma-Gewinnen gibt. Heraus gerechnet werden zum Beispiel Kosten im Zusammenhang mit Akquisitionen.

In dem Internethype der späten neunziger Jahre geriet der Pro-Forma-Begriff in Verruf. Unternehmen, die ihre Bilanz eigentlich mit roter Tinte schrieben, konnten statt einem Nettoverlust nach GAAP mit geschickten Rechenkünsten einen Pro-Forma-Gewinn ausweisen. Zyniker bezeichneten den Pro-Forma-Gewinn daher auch als "EBBS" – "Earnings before the Bad Stuff" – also der Gewinn vor Abzug alles Schlechten.

Cash EPS
Weniger Manipulationsmöglichkeiten gibt es bei dem so genannten Cash-EPS, also dem Ertrag je Aktie vor einmaligen Aufwendungen und Goodwill-(Firmenwert) Abschreibungen. Das Cash EPS zeichnet ein realistischeres Bild des Unternehmens, da es nicht durch Goodwill-Abschreibungen verzerrt wird, sondern die tatsächliche Gewinnsituation eines Unternehmens abbildet.

Dabei wird die Veränderung des Nettoumlaufvermögens nicht berücksichtigt. Insofern unterscheiden sich die Cash Earnings nach internationalen Stellungnahmen vom Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit.

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