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Analyse & Strategie: Regionen


12.07.2012 11:55
Nur noch kurz China retten
von Angela Göpfert
Die Abkühlung der Konjunktur im Reich der Mitte sorgt immer wieder für Schreckmomente an den Finanzmärkten. Die China-Schwäche drückt die Kurse bei Aktien und Rohstoffen weltweit. Die Hoffnungen der Anleger ruhen nun auf der "wahren deutschen Bundesbank".
Bild zum Artikel vergrößernSo könnte man die Peoples Bank of China sehen 

Offiziell heißt sie People's Bank of China (PBC) und ist ihres Zeichens für die Geld- und Währungspolitik im Reich der Mitte verantwortlich. Bislang hielt sich die chinesische Zentralbank mit Stimuli allerdings auffallend zurück. So sehr, dass manch ein Marktkenner wie etwa der Vermögensverwalter Jens Ehrhardt sie gegenüber boerse.ARD.de schon als "die wahre deutsche Bundesbank" bezeichnete.

Die strengste Notenbank der Welt
In der Tat hatte sich die chinesische Zentralbank in der Schuldenkrise den Ruf eingehandelt, eine der strengsten Notenbanken weltweit zu sein. Zwar hatte auch die PBC nach der Lehman-Pleite die Zinsen gesenkt. Aber anders als ihre Zentralbank-Kollegen in den USA und Europa begann sie bereits 2011 mit dem Zinsanhebungszyklus.

Aktuell beträgt der Leitzins für Ausleihungen von einem Jahr 6,0 Prozent. Die Chinesen haben also noch Spielraum nach unten – ganz im Gegensatz zur EZB und Fed: Im Euroraum wurden die Zinsen jüngst auf 0,75 Prozent herabgesetzt, in den USA dümpeln sie bereits seit einer gefühlten Ewigkeit bei 0,0 bis 0,25 Prozent.

Wehe, wenn…
Fakt ist: Die jüngsten Konjunkturdaten aus China schreien auf den ersten Blick geradezu nach neuen geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen. So ist Chinas Wirtschaft laut dem makroökonomischen Forschungsinstitut im zweiten Quartal nur um 7,5 Prozent gewachsen.

Erstmals seit der Wirtschaftskrise wäre diese wichtige makroökonomische Kennziffer damit unter die 8,0-Prozent-Marke gefallen. Sollte sich diese Zahl am Freitag, bei Vorlage der offiziellen Daten zum BIP-Wachstum, bestätigen, so würden damit für manche Marktteilnehmer die schlimmsten Befürchtungen wahr.

Gold sollte unbedingt...
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    Im Interview mit boerse.ARD.de erläutert "Altmeister" Jens Ehrhardt seine Strategie fürs zweite Halbjahr und gibt Tipps für Privatanleger.

… der China-Motor stottert
Es wäre eine nachgerade "harte Landung" für das Schwellenland, das in den vergangenen Jahren mit seinen hohen Wachstumsraten die Weltkonjunktur und damit die globalen Aktien- und Rohstoffmärkte befeuerte. Thomas Gitzel, Senior Economist der VP Bank, ist jedenfalls überzeugt, dass es der China-Wirtschaft eindeutig an Schwung fehlt.

Als ein weiteres Zeichen der konjunkturellen Schwäche wurde am Markt auch die auf 2,2 Prozent gesunkene Teuerungsrate interpretiert. China-Kenner Jens Ehrhardt rechnet gar mit einem weiteren Absinken "auf ein deutsches Niveau von 1,7 Prozent".

Ernst der Lage erkannt
Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao reagierte alarmiert auf die jüngsten Konjunkturdaten. Nach Angaben der Staatsmedien rief er angesichts des schwächeren Wirtschaftswachstums zu einer "aggressiveren" Feinabstimmung der Geldpolitik auf.

Dass die PBC den Ernst der Lage durchaus erkannt hat, dürfte Wen Jiabao, aber auch Anleger weltweit beruhigen. Erst vor einer Woche hatte die Notenbank Chinas den Leitzins um 0,31 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent gesenkt. Es war die zweite Leitzinssenkung binnen nur eines Monats.

People's Bank of China (Quelle:pa/dpa) vergrößernAuf ihr ruhen die Hoffnungen der Anleger: die People's Bank of China 

Hahn aufdrehen, Geld marsch!?
Sowohl der China-Experte Ehrhardt als auch der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier, rechnen nun mit weiteren Leitzinssenkungen. "Die werden den Hahn schon aufdrehen", glaubt Ehrhardt.

Und Bielmeier ist überzeugt: Peking dürfte sich "im Falle einer fortgesetzten Abschwächung der Konjunktur noch entschiedener gegen den Abschwung stemmen. Nicht zuletzt mit Blick auf den bevorstehenden Führungswechsel, der sich ab kommendem Oktober vollziehen und sicherlich nicht in einem konjunkturell kritischen Umfeld stattfinden soll".

"Markt im Baisse-Modus"
Anleger, auf der Suche nach Antworten, wohin die Reise Chinas und damit letzten Endes die der Weltkonjunktur gehen wird, dürften neben derlei fundamentalen Betrachtungen auch versucht sein, einen Blick auf den chinesischen Aktienmarkt zu werfen.

Schließlich sind die Börsen bekannt dafür, konjunkturelle Entwicklungen vorweg zu nehmen. Doch blickt man auf den stark beachteten SSE Composite der Börse in Shanghai, so kommen von dort nur verheerende Signale: "Im September 2011 hat der SSE Composite seinen sehr langfristigen Aufwärtstrend gebrochen. Der Markt befindet sich im Baisse-Modus", analysiert Charttechniker Jörg Scherer von HSBC Trinkaus.

China immer einen Blick wert
Scherer plädiert im Gespräch mit boerse.ARD.de dafür, dass Anleger hierzulande mehr über den Tellerrand schauen sollten – nach Europa, den USA und eben auch China. "Wir nehmen uns noch zu sehr als Insel der Glückseligen wahr. Doch dieser Status dürfte  schon bald wanken."

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