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Analyse & Strategie: Branchen


23.03.2012 14:33
"Wasserfonds helfen der Natur"
Hans Peter Portner verantwortet bei der Schweizer Bank Pictet den ältesten Wasserfonds. Gegenüber boerse.ARD.de erklärt er, warum es sich lohnt, in Wasser zu investieren, und wo die attraktivsten Wasserfirmen liegen.
Hans Peter Portner vergrößernHans Peter Portner, Fondsmanager bei Pictet 

boerse.ARD.de: Die UN warnt vor einer globalen Wasserkrise. Was muss passieren, um eine zunehmende Wasserknappheit zu verhindern?

Hans Peter Portner: Wasser muss endlich einen Preis bekommen. In weiten Teilen der Welt ist Wasser ein gottgegebenes Naturrecht. Gott hat lediglich vergessen, die Röhren zu liefern. Tatsächlich kann man nicht einfach Wasser aus dem Rhein oder dem Mittelmeer entnehmen. Es muss gereinigt oder entsalzt werden. Wasser ist folglich kein Naturrecht, sondern eine Dienstleistung, die bezahlt werden muss. Wenn irgendwann die Wassertarife die Kosten der Dienstleister abdecken, lohnt es sich auch, in das kühle Nass zu investieren.

boerse.ARD.de: Seit Jahren versprechen Unternehmensberatungen und Marktforscher ein gigantisches Wachstumspotenzial für den Wassersektor. Tatsächlich liegen viele Investitionen auf Eis…

Portner: Bei Investitionen im Wasserbereich gab es zuletzt wenig Fortschritte. Besonders in den USA wurde zugewartet. Der Fokus der Infrastruktur-Ausgaben lag eher auf der Energie. Die Wasser-Infrastruktur ist zwar veraltet, aber dürfte noch ein paar Jahren halten, meinten viele.

boerse.ARD.de: Banken preisen Wasser als "Jahrhundert-Thema", "blaues Gold" oder "Öl des 21. Jahrhunderts". Teilen Sie diese Schwärmereien?

Portner: Nein, Analogien zu Gold und Öl finde ich unpassend. Wasser ist im Gegensatz zu den beiden Rohstoffen erneuerbar. Es kann auch produziert werden. Ungeachtet solcher Vergleiche bleibt Wasser ein wichtiges Investment-Thema. Angesichts der Verknappung der Ressource, der demographischen Entwicklung und des hohen Investitionsbedarfs dürfte Wasser weiter an Bedeutung gewinnen.

boerse.ARD.de: Wie sollten Anleger in Wasser investieren? Eher Aktien kaufen oder in Wasserfonds, ETFs oder Zertifikate gehen?

Portner: Stock picking bei Wasser-Aktien ist riskant. Da kann man schnell daneben liegen. Auch ETFs sind wenig überzeugend. Sie bilden relativ statische Wasserindizes ab, in denen sich nur wenige (20 bis 30) Wasseraktien befinden. Wasserfonds sind dagegen breiter diversifiziert. Die Portfolios enthalten 40 bis 60 Wassertitel.

boerse.ARD.de: Sie managen den ältesten und größten Wasserfonds, den Pictet P Water. Wie hat er sich seit seiner Auflegung geschlagen?

Portner: Er hat sich seit seiner Auflegung vor zwölf Jahren gut gehalten. Er hat nur in zwei Jahren gegenüber dem MSCI World Index underperformt. Die jährliche Performance des Fonds liegt bei vier Prozent. Damit sind wir nicht zufrieden. Ziel war und ist, jährlich eine Rendite von acht Prozent zu erwirtschaften – sechs Prozent über das organische Wachstum und zwei Prozent über die Dividendenrendite.

boerse.ARD.de: Auch andere Wasser-Fonds haben auf Fünf-Jahres-Sicht kaum rentiert. Lohnt es sich überhaupt für Anleger, in diese Gattung zu investieren?

Portner: Doch, durchaus. Die Wasserfonds haben sich teils besser behauptet als globale Aktienfonds. Der Welt-Aktien-Index zum Beispiel ist in den letzten zwölf Jahren auf der Stelle getreten. Anleger haben kein Geld verdient.

boerse.ARD.de: Zuletzt haben Wasser-Aktien wie Veolia stark gelitten. Sie brachen regelrecht ein. Wie konnten Sie sich dem Kursrutsch entziehen?

Portner: Veolia ist zu stark expandiert und hat zum Höhepunkt des Konjunkturzyklus unsinnige Akquisitionen gemacht. Die Fehler des Managements führten dazu, dass die Risikoprämie bei Veolia in die Höhe ging. Das korrigiert sich jetzt allmählich wieder. Wir hatten die Veolia-Positionen zuletzt leicht abgebaut, schnuppern jetzt aber wieder und stocken die Positionen etwas auf.

boerse.ARD.de: Welches sind die Top-Positionen in Ihrem Fonds?

Portner: Unser Wasser-Portfolio ist zweigeteilt: Es gibt einen defensiven Kern, die reinen Wasserversorger, deren Geschäftsmodell risikoarm und wenig zyklisch ist. Der zweite Teil des Portfolios beruht auf wachstumsstarken Wasserausrüstern, also zyklischen Industriewerten. Da gehört zum Beispiel ein Titel wie Danaher dazu.

boerse.ARD.de: Bei den regionalen Schwerpunkten setzen Sie vor allem auf die USA. Warum?

Portner: In den USA sehen wir das größte Potenzial bei Wassertechnik-Firmen. In Europa und Deutschland gibt es nur wenige attraktive Industriewerte - allenfalls KSB oder Andritz.

boerse.ARD.de: Was sind Ihre Favoriten?

Portner: Die brasilianischen Wasserversorger sind sehr attraktiv. Sie haben ein risikoarmes Geschäftsmodell und waren teilweise zu einem Enterprise to Ebitda von unter vier zu haben.

boerse.ARD.de: Kritiker werfen Wasserfonds vor, sich die Knappheit der Ressource zunutze zu machen, um üppige Renditen einzustreichen. Sind Wasserfonds unmoralisch?

Portner: Nein, es ist unmoralisch, nicht zu investieren. Wenn wir nichts tun, haben wir erst recht ein Wasserproblem. Natürlich darf Wasser nicht komplett in private Hände fallen. Das unterstützen wir nicht. Wir kaufen zum Beispiel keine Nestlé-Aktie. Denn der Konzern entnimmt Quellwasser aus den Alpen und exportiert es teuer nach Fernost. Das ist ökologisch unsinnig. Mit unseren Fonds helfen wir der Natur, weil sie es alleine nicht schafft, die Ressource gerecht zu verteilen. Wir allokieren Kapital zum Aufbau einer Wasserinfrastruktur.

Das Interview führte Notker Blechner.

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