Auf der weltgrößten Mobilfunk-Messe jagt eine Neuheit die nächste. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona präsentieren vom 27. Februar bis zum 2. März Konzerne wie HTC, Sony, Samsung und LG ihre nächsten Flaggschiff-Smartphones. Sie haben große Bildschirme, leistungsstarke Chips und verbesserte Kameras.
Die Android-Anbieter geben auf der Messe ihr Bestes, um das neue iPhone 4S alt aussehen zu lassen. Apple, der führende Smartphone-Hersteller der Welt mit einem Marktanteil von fast 25 Prozent bleibt der Messe in Barcelona traditionell fern. Spannend aus Börsenperspektive sind aber weniger die neuesten Smartphone-Bildchen. Entscheidend ist, wie die Konzerne künftig wachsen wollen, wo sie ihre hoffentlich margenträchtigen Nischen sehen.
Nokia setzt auf Billig-Handys
Manch einer versucht dabei aus der Not eine Tugend zu machen. So wird dem weltgrößten Handy-Konzern Nokia von Analystenseite stets vorgeworfen, er habe den Smartphone-Trend verpasst und sei zum Billig-Handykonzern verkommen. Und tatsächlich stellt Nokia beim Mobile World Congress mehrere einfache Geräte der Serie Asha speziell für Entwicklungsländer vor.
Wie sehr Apple mit seinem iPhone und dem anschließenden Siegeszug der Smartphones Nokia unter Druck gesetzt hat, lässt sich auch an der Börsenkursentwicklung ablesen. So haben sich Titel von Apple binnen Fünf-Jahres-Frist nahezu versechsfacht auf Kurse jenseits der 500-Dollar-Marke. Die Nokia-Aktie brach im gleichen Zeitraum um 76 Prozent ein.
Microsoft kämpft
Gleich und gleich gesellt sich gern? Wie Nokia hatte auch Microsoft den Smartphone-Trend zunächst verschlafen wenn auch die Fünf-Jahres-Performance der Microsoft-Aktie mit einem Plus von sieben Prozent deutlich besser ausfällt.
Der US-Software-Gigant versucht nun gegenzusteuern - ausgerechnet mit einer Allianz mit den Finnen. Microsoft hofft, die Partnerschaft mit Nokia könnte vor allem in China zum Türöffner werden. China gilt in der Branche als riesiger Wachstumsmarkt, auf dem Nokia mit seinen einfachen Geräten stark aufgestellt ist.
Lumia 610 fällt durch
Vor diesem Hintergrund werde es das Betriebssystem Windows Phone in einer Vielzahl neuer Sprachen geben, kündigte Microsoft-Manager Terry Myerson auf dem Mobile World Congress an. Zudem soll die neue Plattformversion Tango auch für Geräte mit schwächeren Prozessoren und weniger Speicher geeignet sein.
Als ein erstes Gerät der neuen Klasse stellte Partner Nokia am Montag das Lumia 610 vor, das mit einem Preis von 189 Euro das bislang unter den Windows Phone-Geräten niedrigste Preissegment bedient.
An der Börse fällt das Lumia 610 indes durch. Die Nokia-Aktie rauscht am Montag mehr als fünf Prozent in die Tiefe. Analysten zeigten sich vom Preis enttäuscht, sie hatten auf einen niedrigeren Preis gehofft. Zudem sollen dem Billig-Smartphone hervorstechende Eigenschaften fehlen, mit denen es gegen die Konkurrenz von Apple und Google punkten könnte.
Mobil statt PC
Trotzdem hält sich die Microsoft-Aktie am Montag im Plus. Vielleicht liegt das auch am neuen Computer-Betriebssystem Windows 8, das der Konzern am Mittwoch den Verbrauchern vorab vorstellen wird? Dass der Software-Riese dafür die Mobilfunk-Messe in Barcelona ausgesucht hat - und nicht etwa die klassische Computer-Messe CeBIT nur wenige Tage später in Hannover - macht jedenfalls die Prioritäten für die Zukunft klar.
Denn die großen Margen und Wachstumsmärkte locken nun einmal in der Mobilfunk-Branche: Diese hat in den vergangenen Jahren die klassische PC-Industrie klar hinter sich gelassen. Weltweit gibt es nach Branchenschätzungen rund sechs Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse. Im vergangenen Jahr wurden knapp 1,8 Milliarden Mobiltelefone verkauft, fast jedes dritte davon war ein Smartphone.
Intel vs. ARM wer gewinnt?
Zu den Verlierern des Smartphone-Trends wird gemeinhin auch Intel gezählt. Der weltgrößte Chiphersteller ist zwar bei PCs nach wie vor die Nummer eins. Doch auf den Wachstumsmärkten für Smartphones und Tablet-Computer hat ein anderer das Sagen. Hier dominiert der britische Rivale ARM das Geschehen. Die Intel-Prozessoren gelten nach wie vor als zu stromhungrig.
Nun will Mobilfunk-Anbieter Orange im Sommer ein Android-Smartphone mit Intel-Prozessor in Großbritannien und Frankreich auf den Markt bringen. Ob Intel damit das Ruder rumreißen kann, bleibt abzuwarten. Aktuell traut die Börse Intel offensichtlich wieder einiges zu, der seit August 2011 währende Aufwärtstrend verlief zuletzt sehr dynamisch.
Die ARM-Aktie ist hingegen seit Anfang 2011 in einer zermürbenden Seitwärtsbewegung gefangen. Beim Blick auf den Langfrist-Chart heißt es aber, tief Luft holen: Binnen fünf Jahren schoss der Titel rund 250 Prozent in die Höhe. Zum Vergleich: Die Intel-Aktie konnte im gleichen Zeitraum "nur" 30 Prozent zulegen.
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