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Performance & Rendite: Devisen


06.07.2012 14:04
"Die Schweiz kauft weiter"
Dennoch birgt der haltlose Devisenkauf für die Schweiz Risiken. Wir haben uns mit der Devisen-Analystin Antje Praefcke von der Commerzbank über die Gefahren der Eingriffe am Devisenmarkt unterhalten.
Bild zum Artikel vergrößernAntje Praefcke, Commerzbank 

boerse.ARD.de: Vor gut neun Monaten hat die Schweizer Notenbank erklärt, sie werde alles tun, damit der Euro nicht mehr, wie Mitte vergangenen Jahres, unter die Marke von 1,20 Franken fällt. Welche Strategie verfolgt die Schweiz damit?

Antje Praefcke: Die Schweiz will damit vor allem die einheimische Exportwirtschaft stützen. Diese hat bei den großen Handelspartnern in der EU große Wettbewerbsnachteile, wenn der Euro schwach und der Franken stark ist. Das zweite Ziel ist, dem Verfall des Preisniveaus und damit der Deflation in der Schweiz entgegenzuwirken, denn seit Oktober 2011 sind die Verbraucherpreise massiv gefallen.

boerse.ARD.de: Seit Anfang 2012 nun notiert der Euro nahe 1,20 Franken. Wie gelingt es der SNB, den Kurs so stabil zu halten?

Praefcke: Die SNB kauft dazu an allen Devisenhandelsplätzen der Welt rund um die Uhr Euro. Sobald der Euro in Richtung 1,20 Franken fällt, kauft die SNB Euro und stützt damit den Euro-Wechselkurs. Dies funktioniert seit einigen Monaten sehr gut.

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boerse.ARD.de: Es heißt nun, dass Notenbanken generell nicht in der Lage sind, gegen den Markt zu agieren. Das sagte jüngst auch SNB-Notenbankpräsident Thomas Jordan. Dennoch will er weiterhin den Wert des Franken mit Hilfe von Devisenkäufen niedrig halten. Wie lange wird es der SNB noch gelingen, den Franken künstlich zu drücken?

Praefcke: Ich glaube, dass der SNB das noch lange gelingen kann. Es ist für die Schweiz sehr leicht, gegen die eigene Währung zu agieren: Sie wirft die Notenpresse an und druckt Franken, mit denen sie Euro kauft. Da die Schweizer Notenbank ihre Intervention sehr konsequent durchhält, gibt es kaum noch große Euro-Franken-Devisendeals. Die Devisenhändler bei den Banken wissen, dass die SNB sowieso interveniert, wenn der Euro in Richtung 1,20 fällt. Zwischenzeitlich ließ der Aufwertungsdruck auf den Franken nach, aber im Mai und Juni sorgte die Unsicherheit an den Finanzmärkten wieder für einen tendenziell festeren Franken in seiner Funktion als sicherer Hafen und damit erhöhte Stützungskäufe durch die SNB. Auch jetzt, nach der EZB-Zinssenkung, dürfte der Aufwertungsdruck auf den Franken wieder etwas zugenommen haben.

boerse.ARD.de: Welche Risiken haben diese – beinahe automatischen – Stützungskäufe?

Praefcke: Das größte Risiko ist, dass durch die zunehmende Geldmenge mittel- bis langfristig die Inflation steigt. Zurzeit ist aber das Gegenteil der Fall. Die jüngsten Daten zeigen, dass die Verbraucherpreise weiter gefallen sind. Wenn die Inflation in der Schweiz aber beginnt zu steigen, dann wird die SNB ihre Strategie überdenken müssen.

boerse.ARD.de: Wie und vor allem wann könnte die SNB denn dann aus den Stützungsverkäufen aussteigen, ohne dass der Franken massiv aufwertet und damit die Exportwirtschaft der Schweiz bedroht?

Praefcke: Idealerweise erholt sich die Wirtschaft der Eurozone und lassen die Spannungen an den Finanzmärkten nach, dann dürfte der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken nachlassen. Schwierig wird es in der Tat, wenn die Eurozone ihre Probleme nicht lösen kann, der Euro weiter schwach bleibt, und gleichzeitig die Preise in der Schweiz steigen. In beiden Fällen kann die SNB die Stützungskäufe einfach beenden. Ich glaube aber, dass die Schweiz noch bis mindestens Ende 2013 Euro kaufen wird, um den Franken zu stabilisieren.

boerse.ARD.de: Allein im Mai sind die Reserven der Schweiz vor allem wegen der Stützungskäufe um umgerechnet 66 Milliarden auf 303 Milliarden Franken gestiegen. Was fängt die Schweiz mit dem riesigen Devisenpolster an, dass sie sich derzeit aufbaut?

Praefcke: Ein Devisenpolster kann die Schweiz gut gebrauchen. Wer weiß, ob die SNB in einigen Jahren mal den Franken gegen Abwertung schützen muss. Auch um unerwünschte Inflation zu bekämpfen, können Devisenreserven hilfreich sein.

boerse.ARD.de: Frau Praefcke, vielen Dank für das Interview.

Das Gespräch führte Karsten Leckebusch.

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