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Analyse & Strategie: Regionen


17.04.2012 13:30
US-Häusermarkt: Ist nach der Krise vor der Krise?
von Ursula Mayer
Nachdem auf dem US-Immobilienmarkt die Preise jahrelang gefallen sind, scheint eine Trendwende in Sicht. Das glauben zumindest viele US-Banken und Hedgefonds. Sie wittern ein gutes Geschäft und fangen schon wieder mit dem Zocken an.
US-Einfamilienhäuser vor Hochhaus-Skyline (Quelle: colourbox) vergrößernViele Häuser in den USA stehen leer 

Das ist auf jeden Fall verwunderlich: Denn auf dem amerikanischen Häusermarkt geht es derzeit zu wie im Winterschlussverkauf. Zumindest, wenn man sich am Case-Shiller-Index von Standard & Poor's orientiert. Wie der Index zeigt (siehe Grafik links), sind die Preise seit den Spitzenzeiten 2006 um über 30 Prozent abgestürzt. Selbst 2011 gaben sie um vier Prozent nach. "Trotz der positiven ökonomischen Anzeichen fallen die Häuserpreise weiter", kommentierte David Blitzer, der Chef des Indexkomitees. Zuletzt waren sie auf dem niedrigsten Stand seit 2003.

Bild zum Artikel vergrößernDie Häuserpreise in den USA fallen weiter 

"Wir müssen dem Immobilienmarkt wieder auf die Beine helfen." Das forderte jüngst auch Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Fed. Der Markt war im Zuge der Finanzkrise zusammengebrochen, weil viele Bürger ihre Kredite nicht mehr bezahlen konnten. Die Folge: Zwangsvollstreckungen am laufenden Band und etliche verwaiste Häuser. Das sei eine große Belastung, sagte Bernanke. Der Notenbankchef kritisierte außerdem, dass die Banken bei der Vergabe neuer Kredite sehr streng vorgehen würden.

Getrübte Stimmung herrscht mittlerweile auch unter den amerikanischen Häuserbauern, die durch die National Association of Home Builders vertreten werden. Ihr Index ist im April zum ersten Mal seit sieben Monaten wieder gesunken. Er basiert auf Umfragen in der Baubranche. Die Verbraucher seien bei Anschaffungen immer noch sehr zögerlich, sagte Barry Rutenberg, der Verbandsvorsitzende. Obwohl Bauunternehmer in vielen Bereichen bei potenziellen Käufern schon ein erhöhtes Interesse beobachten könnten.

Krise? Welche Krise, bitteschön?!
Zu einem viel optimistischeren Ergebnis kommt dagegen die US-Bank Goldman Sachs: Auf dem US-Häusermarkt deute sich bereits eine Erholung an, heißt es in einer Studie. Anders als im Case-Shiller-Index angegeben, hätten sich die Immobilienpreise viel positiver entwickelt. Der Aufschwung bei den Eigenheimen scheint für die amerikanische Bank zum Greifen nah. Um davon zu profitieren, sammelt sie gerade Geld für einen Fonds ein und wirbt dabei mit "attraktiven Investitionsmöglichkeiten". So steht es nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg in den Geschäftsunterlagen.

Das wirkt geradezu dreist, bedenkt man, dass die Bank eine der wenigen war, die vom Immobiliencrash vor fünf Jahren profitiert hatte. Wie damals möchte die US-Bank das Geld in Mortgage Backed Securities (MBS) investieren. Das sind Wertpapiere, die mit Hypotheken besichert sind. Auch vor der Finanzkrise kauften viele US-Banken zuhauf Hypothekenkredite auf, auch solche minderer Qualität, bündelten sie und verkaufen sie als undurchsichtige Finanzprodukte weiter. Dann konnten aber immer Bürger ihre Hypotheken nicht mehr bedienen und die Derivate wurden zu Giftmüll. Der bescherte den Investoren Verluste und führte erst die Banken und schließlich die gesamte Weltwirtschaft in die Krise.

Geschäftemacherei mit Relikten aus der Finanzkrise
Nichts desto trotz geht die Zockerei damit jetzt wieder von vorne los. Die Papiere sind günstig zu haben und deshalb ein beliebtes Spekulationsobjekt. Auch für Hedgefonds-Manager wie Greg Lippmann, dem der Hedgefonds LibreMax gehört. Dabei hatte er 2007 als damaliger Händler der Deutschen Bank 2007 auf den Wertverlust genau dieser Papiere gesetzt. Die Hedgefonds-Manager John Paulson und Kyle Bass decken sich ebenfalls mit den Papieren ein. Der Handel damit ist aber sehr überschaubar, meint Thomas Heidorn von der Frankfurt School of Finance im Gespräch mit boerse.ARD.de:  "Die Giftpapiere gibt es heute kaum noch."

Nur Risikofreudige greifen zu und rechnen sich aus: Steigen die Preise auf dem US-Häusermarkt wieder, gewinnen auch diese Wertpapiere an Wert. Nach einer Preisrally hätten einige Papiere aber im Gegenteil eher an Wert eingebüßt, berichtet die "Financial Times Deutschland". Nach ihren Angaben hat sich das Geschäft mit den Relikten der Finanzkrise zum Beispiel für den Hedgefonds-Manager John Paulson bisher definitiv nicht gelohnt. Sein Credit-Opportuinities Fonds büßte im vergangenen Jahr 18 Prozent ein.

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