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Analyse & Strategie: Anlagestrategie


11.04.2012 15:12
"Zykliker nicht vorschnell abschreiben"
Für eine Branchenrotation im Depot ist es nach Meinung von Stefan Scheurer, Senior Kapitalmarktanalyst bei Allianz Global Investors, noch zu früh. Anleger sollten die jüngsten Kursrückgänge nicht überbewerten.
Stefan Scheurer, Senior Kapitalmarktanalyst bei Allianz Global Investors (Quelle: Unternehmen) vergrößernStefan Scheurer, Senior Kapitalmarktanalyst bei Allianz Global Investors 

boerse.ARD.de: Herr Scheurer, der Konjunkturpessimismus feiert an den Börsen ein Comeback. Ist nun die Zeit für defensive Aktien gekommen?

Stefan Scheurer: Man muss da ein bisschen unterscheiden, woher denn dieser aktuelle Konjunkturpessimismus kommt. Zunächst ist in der EU die Schuldenkrise mit Spanien wieder hoch gekommen. Hinzu kommen aus den USA der schwache Arbeitsmarktbericht und die Absage der Fed an ein "Quantitative Easing 3". Auch aus China kamen zuletzt schwache Zahlen. Allerdings gibt es auch deutliche Signale, dass noch viel Wachstumskraft vorhanden ist in der Wirtschaft. So signalisieren etwa die OECD-Frühindikatoren, dass Europa hier einen Wendepunkt erreicht hat. Auch USA und Japan haben ein starkes Momentum.

boerse.ARD.de: Man sollte also die Zykliker besser nicht vorschnell abschreiben?

Scheurer: Genau. Anleger können nach wie vor auf Zyklik bauen. Vor dem Hintergrund des vorherigen starken Kursanstiegs ist die jüngste Korrektur nicht so überraschend. Aber von Seiten der Bewertung sind gerade nach dem jüngsten Rückgang einige Zykliker (wieder) attraktiv. Das gilt auch für die Umsatz- und Gewinnseite. Bestes Beispiel sind die Industriewerte: In den USA wird hier ein Gewinnplus von acht Prozent fürs erste Quartal erwartet. Viele Industriewerte sind von der Bilanz her sehr gut aufgestellt, haben ein hohes Cash-Polster aufgebaut und können so über Übernahmen auch Wachstumsthemen spielen, etwa in den Emerging Markets. All das wird aber vom derzeitigen Pessimismus an den Märkten überlagert.

boerse.ARD.de: Sind defensive Werte in diesem Umfeld denn wirklich gänzlich unattraktiv?

Scheurer: Keineswegs. Da ist zum einen die im Vergleich zu Zyklikern teils höhere Dividendenrendite zu nennen. Auch die Bewertungen sind zum Teil günstiger. Defensive Werte bleiben somit attraktiv. Mit Blick auf bestimmte Branchen sind zum Beispiel der nicht-zyklische Konsum, aber auch die Telekom-Werte aufgrund ihrer hohen Dividendenrendite sehr interessant.

boerse.ARD.de: Wie sieht es aus mit den Versorgern? Dort scheint ja aktuell eine Stabilisierung eingeleitet, wenn auch auf stark erniedrigtem Niveau…

Scheurer: Hier wäre ich ein bisschen vorsichtig. Die Regulierung drückt bei den Versorgern nach wie vor extrem auf die Umsatz- und Gewinnseite. Wenn wir uns die Versorger am Beispiel des US-Marktes anschauen, da haben wir ein erwartetes Gewinnwachstum von minus 4,6 Prozent fürs erste Quartal. Bei den Versorgern gibt es mit den Themen Regulierung, Netzausbau und Erneuerbare Energien zu viele Unwägbarkeiten. Insofern wäre ich da eher zurückhaltend.

Glossar

boerse.ARD.de: Worauf sollten Anleger denn bei der Aktienauswahl achten? Was zeichnet eine wirklich defensive Aktie aus?

Scheurer: Das Wichtigste ist eine solide Bilanz, Stichwort Verschuldung. Der zweite Punkt, den es zu beachten gilt, ist eine nachhaltige Dividendenrendite. Denn diese lässt direkte Rückschlüsse auf das künftige Gewinnwachstum der Unternehmen zu, wie eine neue Studie aus unserem Haus zeigt. Drittens hat defensiv immer noch etwas mit Konjunktur zu tun: Ein niedriger Beta-Wert ist anzustreben.

boerse.ARD.de: Was schätzen Sie, wird sich die momentane Risikoaversion der Anleger noch weiter verstärken?

Scheurer: Wir haben natürlich aktuell einen Pessimismus an den Märkten, der zum Teil sicherlich auch gerechtfertigt ist. Der Dax ist in diesem Jahr sehr schnell sehr weit gelaufen. Da ist es doch ganz normal, dass Gewinnmitnahmen kamen. Günstige Einstiegsniveaus könnten im Zuge der US-Berichtssaison auftauchen. Zwar könnte noch mehr Volatilität in den Markt kommen. Dieser dürfte aber aufgefangen werden durch solide Unternehmenszahlen – und nicht zuletzt den Anlagenotstand.

boerse.ARD.de: Die überschüssige Liquidität dürfte somit schon bald wieder alle Sorgen beiseite wischen?

Scheurer: Absolut. Die EZB ist auf ein Prozent, die USA sind nach wie vor expansiv, und in China ist sogar noch mehr drin. Da wird gerechnet, dass die Geldpolitik schon bald expansiver werden könnte. Die Liquidität ist somit nach wie vor vorhanden. Das Geld ist da – und es will angelegt werden. Vor diesem Hintergrund bleiben wir für das Gesamtjahr weiterhin positiv gestimmt. Wenn auch die EU-Schuldenkrise jederzeit wieder hoch kommen und für Volatilität sorgen kann.

Das Interview führte Angela Göpfert.

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