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boerse.ARD.de klärt auf


06.02.2012 15:37
Börse rechnet mit Betrüger-Aktien ab
von Thomas Spinnler
Die Deutsche Börse ordnet den Open Market neu – aus Sorge vor Reputationsschäden, denn Fälle von Marktmanipulation brachten das Segment in Verruf. Der Abschied vom "First Quotation Board" dürfte für so manchen geprellten Anleger etwas zu spät kommen.
Bild zum Artikel vergrößernDas Delisting zahlreicher dubioser Aktien 2011 reichte nicht aus - jetzt greift die Deutsche Börse noch härter durch 

Systemisches Risiko, teilweise mafiöse Strukturen, rasant steigende Fallzahlen im Bereich Marktmanipulation: Michael Zollweg, der Leiter der Handelsüberwachungsstelle der Frankfurter Börse, schilderte bei einem Pressegespräch am Montag die teilweise erschreckenden Zustände im Teilsegment des Open Market, die den Börsenbetreiber zwangen, endlich hart zu reagieren.

Das sogenannte "First Quotation Board", das seit 2008 als "weiteres Finanzierungsinstrument" gedacht war, wird deshalb abgeschafft: "Wir schließen die Plattform für technische Listings", teilte Alexander Höptner mit, der bei der Deutschen Börse für den Bereich Market Services verantwortlich ist. Im weitgehend unregulierten First Quotation Board herrschten die niedrigsten Transparenz- Anforderungen für die dort notierten Kleinunternehmen.

"Industrie steckt dahinter"
Eine Einladung für Kriminelle: Die Betrügereien, die gutgläubige und weniger gutgläubige Anleger eine Menge Geld gekostet haben, hätten den Ruf des Börsenbetreibers in ernste Gefahr gebracht, erzählte Höptner: Also musste der Konzern reagieren: "Die Reputation eines Marktplatzes ist das höchste Gut."

Michael Zollweg gab einen Einblick in die Fakten, die die Handelsaufsicht festgestellt hat: In den vergangenen zwei bis drei Jahren hätten die Fälle von Marktmanipulation drastisch zugenommen, so der Experte. "Da steckt eine Industrie dahinter." Es seien vier bis fünf unterschiedliche Gruppen, schilderte Zollweg, die nichts anderes tun, als Papiere zu listen - eine sehr organisierte, arbeitsteilige Vorgehensweise. Die Netze sind laut Zollweg "mafiös zu nennen". Die Tätergruppe sei eine Kette von Auftraggebern aus Ländern mit unzureichender Regulierung, wie Asien oder China.

Glossar

Börse zieht die Notbremse
Oft arbeiten diese Schein-Unternehmen auf modischer Geschäftsgrundlage: Seltene Erden, Öl-Exploration oder Biotech seien laut Zollweg derzeit besonders beliebt. Echten Geschäftsbetrieb gebe es bei diesen Firmen kaum bis gar nicht. So dramatisch die Tatsachen klingen, letztlich waren sie schon länger bekannt. Auch boerse.ARD.de hatte die bedenklichen Zustände im Open Market häufiger thematisiert und die Frage nach der Seriosität des Handelssegments aufgeworfen.

Bereits Anfang 2011 waren die Anforderungen im First Quotation Board zum Schutz des Kapitalmarktes erstmals verschärft worden. "Das hat nicht die Früchte getragen, die wir uns erhofft hatten", räumte Höptner ein.

Willkommen im Entry Standard
Unternehmen, die derzeit im First Quotation Board gelistet sind, steht nun theoretisch ein Wechsel in die höher regulierten Segmente Prime Standard und General Standard im Regulierten Markt, sowie in den Entry Standard im Open Market offen. Allerdings werden die Regeln des Entry Standard verschärft und eine Prospektpflicht eingeführt.

Die BaFin prüft diese Prospekte zwar, allerdings nur auf Vollständigkeit. Immerhin können die für den Inhalt des Prospekts Verantwortlichen aber im Rahmen der Prospekthaftung juristisch zur Rechenschaft gezogen werden, wenn das Papier unrichtige oder irreführende Angaben enthält.

Außerdem werden im Entry Standard testierte Konzernabschlüsse und Zwischenberichte und die Veröffentlichung verlangt. Schließlich müssen sie noch kursbeeinflussende Unternehmensnachrichten "zeitnah" veröffentlichen.

Der Rest: Quotation Board
Übrig bleiben wird eine modifizierte Form des Second Quotation Board, das in Zukunft Quotation Board heißen soll. Künftig werden dort Aktien gehandelt werden, die ihr Erst-Listing an einer anderen anerkannten aus- oder inländischen Börse haben. Welche das sein werden, will die Deutsche Börse noch prüfen. Zu den Unternehmen, die am Second Quotation Board gelistet sind, gehören auch internationale Schwergewichte wie Coca Cola oder Apple.

Um den Anlegern die Möglichkeit zu geben, ihre Aktien noch über die Börse zu veräußern, soll die Neusegmentierung voraussichtlich im dritten Quartal erfolgen, teilt die Deutsche Börse mit.

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