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boerse.ARD.de klärt auf


09.06.2011 15:57
Für AsiaPac wird es enger
von boerse.ARD.de
Für die kuriose kanadische Firma AsiaPac kommt es gleich doppelt dick. Hinter Unternehmenschef Samuel Lee ist die Staatsanwaltschaft her und nun macht auch noch die Deutsche Börse Druck.
Hudson Bay Center in Toronto (Quelle: Google Street View, Unternehmen | Montage: boerse.ARD.de) vergrößernDie Adresse des kanadischen Unternehmens in Toronto 

Seit dem 14. Februar 2011 fordert der Börsenbetreiber verschärfte Geschäftsbedingungen für im Frankfurter Open Market gelistete Aktien. Bis zum 30. September 2011 hat die nur dort gelistete AsiaPac Capital Services noch Zeit, sich an die veränderten Bedingungen der Deutschen Börse anzupassen.

Spätestens bis zu diesem Zeitpunkt muss das Unternehmen – wie alle im Open Market erstgelisteten Gesellschaften - entweder ein Grundkapital in Höhe von 500.000 Euro besitzen oder einen Wertpapierprospekt veröffentlichen. Sollte dies nicht geschehen, kann die Aktie vom Markt genommen werden. Lesen Sie dazu unseren Beitrag:  Am Open Market wird gründlich aufgeräumt.

Der Antragssteller für das Listing von AsiaPac, der in diesem Zusammenhang nicht namentlich genannt werden wollte, bestätigte gegenüber boerse.ARD.de, dass sich das Unternehmen noch nicht an die neuen Bedingungen angepasst hat.

Verfahren wegen Marktmanipulation
Doch das ist eher das kleinere Problem, mit dem AsiaPac zu kämpfen hat, das sich selbst als "diversified Canadian holding company" bezeichnet. Derzeit läuft ein Ermittlungsverfahren gegen den Vorstand Samuel Lee wegen Marktmanipulation nach § 38 Absatz 2 Wertpapierhandelsgesetz. Außerdem sind bei der Staatsanwaltschaft in Braunschweig zehn weitere Verfahren wegen des Tatvorwurfs des Betruges gegen Lee aufgeführt, die aber mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt wurden.

Marktmanipulation
Was der Gesetzgeber dazu sagt

  • § 38 Absatz 2 des Wertpapierhandelsgesetzes verbietet Preis- und Kursmanipulationen. Es ist demnach untersagt, unrichtige oder irreführende Angaben zu machen um somit ein künstliches Preisniveau herbeizuführen und durch Kauf- oder Verkaufsaufträge davon zu profitieren. Verstöße gegen § 38 Absatz 2 können mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.

Das Verfahren wegen Marktmanipulation wurde im September 2010 an die kanadische Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Es dauert allerdings durchschnittlich ein Jahr, bis eine Verfahrensübernahme abgeschlossen ist, wie Joachim Geyer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, berichtet. Auf Anfrage von boerse.ARD.de konnte die Staatsanwaltschaft Ontario den Vorgang noch nicht finden.

Im April 2010 waren bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kritische Hinweise zu AsiaPac Capital Services eingegangen. Die BaFin untersuchte den Fall und erstattete im Juni bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig Anzeige gegen Samuel Lee, wie Anja Engelland von der BaFin erklärt.

2,1 Millionen flossen auf Lees Konto
Deren Ermittlungen haben nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Grasemann folgendes zu Tage gefördert: Zwischen November 2009 und März 2010 erteilte Samuel Lee der Renell Wertpapierhandelsbank mehrere Verkaufsaufträge für die AsiaPac-Aktie.

Im selben Zeitraum veröffentlichte das Unternehmen mehrere Pressemitteilungen. Darin hieß es unter anderem, Investoren aus Katar und China seien an AsiaPac interessiert und bereit, bis zu sechs Euro pro Aktie zu zahlen – ein Preis, der deutlich über dem damaligen Kurswert lag. Ausgestattet mit dieser üppigen Übernahmefantasie stieg der Kurs der AsiaPac-Aktie deutlich an – und Lee profitierte. Durch die Verkäufe seien insgesamt 2,1 Millionen Euro auf sein Konto geflossen, wie Grasemann erklärt.

Diese üppigen Gelder wären wahrscheinlich noch länger weitergeflossen - wäre ein pfiffiger Anleger nicht auf die Idee gekommen, ein paar Nachforschungen anzustellen. Als er die damalige offizielle Adresse des Unternehmens in Toronto bei "Google Street View" überprüfte, erhielt er die Ansicht eines bescheidenen Häuschens mit einer Imbissbude im Erdgeschoss. Der Kurs der Aktie stürzte daraufhin ins Bodenlose. boerse.ARD.de berichtete am 16.3.2010 über den kuriosen Fall:  Börse kurios: wie ein Foto Furore machte

AsiaPac gab nach dem Kurssturz seinen Umzug in die Suite 3500 des Hudson Bay Centers in Toronto bekannt. Vermieter der Suite 3500 ist Intelligent Office. Das Unternehmen wirbt mit dem Angebot, das Hudson Bay Center als Firmensitz gegen Gebühr auszuweisen - Räumlichkeiten können, müssen dabei nicht bezogen werden.

Samuel Lee weiß von nichts
Auf Anfrage von boerse.ARD.de, ob Samuel Lee sich zu den Vorwürfen äußern will, bestritt der Manager per E-Mail, von der Anzeige gehört zu haben, mit folgendem Wortlaut: "i havnt receive any information on the charges regarding the price manipulation, it would be better if we secure the information first before you publish it, for us to comment on the it." Allerdings war auch in den folgenden sieben Wochen keine Stellungnahme Lees zu erhalten.

Auch eine im Februar von Lee gegenüber boerse.ARD.de ausgesprochene Einladung nach Toronto führte ins Leere. Unsere entsprechenden Terminvorschläge blieben ohne Antwort und auch unsere Suche vor Ort blieb erfolglos:  AsiaPac: Auf der Suche nach dem Phantom

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