Anja Schuchhardt von der BaFin, Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger und Oliver Küster, Mitbegründer des Deutschen Börsenbrief-Awards, haben gegenüber boerse.ARD.de verraten, woran sich ein seriöser Börsenbrief erkennen lässt:
1) Kompetenz der Analysten: Anleger sollten sich schlau machen, ob ein erfahrenes Analystenteam hinter den Empfehlungen steht. Ein kurzer Blick in die Lebensläufe der Empfehlungsgeber kann helfen, sich ein Bild über ihren Wissensstand zu machen. Schließlich ist die Börse kein Spielcasino: Erfahrung und Wissen spielt eine große Rolle. Bleiben die Schreiber anonym, können Sie den Brief gleich in den Papierkorb wandern lassen.
2) Beständigkeit des Börsenbriefs: Einige Börsenbriefe halten sich bereits seit 30 Jahren erfolgreich im Markt. Selbstverständlich gibt es auch Neulinge, die qualitativ hochwertig sind. Dennoch, wenn sich ein Börsenbrief über Jahrzehnte erfolgreich im Markt behauptet hat, spricht dies für einen gewissen Qualitätsstandard.
3) Unabhängigkeit: Unabhängigkeit ist ebenfalls ein entscheidendes Merkmal. Ganz wichtig: Hinweise im Impressum lesen. Sollte dort geschrieben sein, dass die Verfasser des Börsenbriefes selber die Aktie besitzen, müssen direkt die Alarmglocken schrillen, denn dann sind die Empfehlungsgeber nicht unabhängig, sondern von Eigeninteresse getrieben.
4) Langfristiger Anlageerfolg: Selbstverständlich ist auch die Performance der empfohlenen Aktien wichtig. Diese sollte aber an langfristigen Erfolgen gemessen werden. Was nützt es dem Anleger, wenn ein Börsenbrief in einem Jahr zwar eine überdurchschnittliche Performance erzielt, in den Folgejahren aber nur noch verliert? Nachhaltigkeit ist daher das entscheidende Erfolgskriterium.
6) Kein "Marktgeschreie": Ein seriöser Börsenbrief zeichnet sich ebenfalls dadurch aus, dass er auf eine reißerische Wortwahl verzichtet. Zudem wird keine Eile beim Kauf vorgetäuscht und auch das Layout gleicht dem einer nüchternen Analyse statt einem Werbeprospekt.
7) Qualität hat ihren Preis: Die Erstellung qualitativ hochwertiger Finanzanalysen ist zeit- und kostenaufwendig. Werden solche kostenlos angeboten, sollten Anleger misstrauisch werden.
8) Distribution: Seriöse Börsenbriefe werden ebenfalls nicht unerwünscht per Fax, Brief oder E-Mail übersendet, sondern auf ausdrücklichen Wunsch der Verbraucher.
8) Angepriesenes Wertpapier: Auch das empfohlene Wertpapier selbst liefert Hinweise auf die Seriosität des Börsenbriefes. Ist der Börsenbrief der einzige, der dieses Papier analysiert und handelt es sich um ein im Freiverkehr gehandeltes Wertpapier, ist besondere Vorsicht geboten. Diese sollte weiter steigen, wenn die Erstnotiz des Papiers an einer Börse im Ausland erfolgt ist, z.B. in der Schweiz, oder wenn kürzlich eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlagen durchgeführt wurde.
9) Nachvollziehbare Fakten: Da Börsenbriefe die Meinung des Verfassers wiedergeben, sollten die Empfehlungen mit nachvollziehbaren Fakten belegt sein. Fehlt es an solchen Fakten und gibt der Verfasser lediglich eine nicht weiter begründete, dafür umso positivere Meinung kund, ist meist der Wurm drin. Auch die Tiefe der Analyse ist ein Zeichen für ihre Seriosität: Wurden beispielsweise Geschäftsberichte analysiert oder sind Vergleiche zu Konkurrenzunternehmen gezogen worden?
10) Der Mix macht's: Am Ende ist es aber nicht ein einziges Merkmal, das für Seriosität steht, sondern wie bei einer guten Zeitung: das Gesamtpaket muss stimmen.
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