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boerse.ARD.de klärt auf


15.07.2011 16:40
Börsenbrief greift Presse an
von Anita Schneider
Die Namen wechseln, die Masche bleibt gleich: Mit exorbitanten Gewinnversprechen werben dubiose Börsenbriefe um das Geld unwissender Anleger. Ein Unternehmen ist besonders dreist und beschuldigt die Presse der Kursmanipulation.
Rückseite eines roten Briefes mit dem Logo Swiss Money Report und Börsenbrief-Schriftzug (Quellen: Unternehmen, colourbox | Montage: boerse.ARD.de)

Jüngst hatten Online-Angebote über den "Swiss Money Report" berichtet. Das Unternehmen, mit Sitz in Großbritannien, überschwemmt die deutschen Verbraucher mit unaufgeforderten Faxsendungen, in denen zum Kauf von Aktien aufgefordert wird. Die Aktien-Empfehlungen beziehen sich dabei oft auf Unternehmen mit kuriosen und undurchsichtigen Geschäftsmodellen, wie etwa Beteiligungen an Online-Casinos.

Als Antwort auf die kritische Berichterstattung der Presse schreibt der Börsenbrief: "Die Presse hetzt – und lässt sich von Leerverkäufern bezahlen!" Das sei ein klarer Fall von Marktmanipulation, für den der "Swiss Money Report" nun gezielte Beweise haben will. Es bleibt bei dieser Andeutung – von den Beweisen keine Spur.

Streetview-Screenshot auf den Firmensitz der GAS Corporate Jets AG (Quelle. Google Streetview) vergrößernHauptsitz der GAS Corporate Jets 

Gleichzeitig versichert der "Swiss Money Report", die angepriesenen Firmen Vegas77 und GAS Corporate Jets seien "stinknormale Unternehmen mit erfolgreichen Geschäftsmodellen". Das Unternehmen Vegas77 schreibt auf seiner Homepage, der Geschäftszweck bestehe darin, sich an Online-Casinos zu beteiligen. Welche Casinos sollen das sein? Es ist unmöglich, weitere Informationen zu erhalten. Bei einem Anruf unter der Kontaktadresse wird einfach aufgelegt. Auch bei nochmaligen Versuchen werden die Anrufe direkt abgebrochen.

Finanzaufsicht ermittelt
Der BaFin ist Vegas77 bereits bekannt. Nach vermehrten Anlegerbeschwerden hat die deutsche Finanzaufsicht eine Untersuchung wegen des Verdachts der Marktmanipulation eingeleitet. Sollte sich dieser bestätigen, wird die BaFin Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten. Gleiches gilt für das Unternehmen GAS Corporate Jets AG - auch diese Gesellschaft nimmt die BaFin unter die Lupe.

Kontaktaufnahme fehlgeschlagen
Der "Swiss Money Report" bedient sich offensichtlich immer wieder derselben Masche, denn auch das Geschäftsmodell von GAS Corporate Jets ist zwar auf den ersten Blick einleuchtend, beim genaueren Hinsehen hingegen eher undurchsichtig. Auf der Firmen-Homepage schreibt das Unternehmen, es vermiete Flugzeuge an Schwestergesellschaften und externe Anbieter. So weit, so gut. Will man hingegen wissen, wer genau hinter dem Unternehmen steckt, den bringt die Unternehmspräsenz im Internet nicht weiter. Vorstände, Geschäftsführer oder ähnliche? Fehlanzeige.

Auch mit Verantwortlichen des Unternehmens zu sprechen, ist auch in diesem Fall nicht möglich. Unter der angegebenen Unternehmenshotline meldet sich eine Frauenstimme: "Ja, Hallo?" Die Stimme gehört Frau Wildemann, die auf die Frage, wie die Schwestergesellschaften heißen und wie viele Mitarbeiter GAS Corporate Jets hat, unruhig lacht und antwortet: "Diese Daten darf ich nicht rausgeben. Der Geschäftsführer ruft sie zurück." Immerhin, es scheint einen Geschäftsführer zu geben, aber der Rückruf bleibt leider aus. Bei nochmaligem Anruf, meldet sich eine Frau Wiedemann und gibt wieder dieselbe Auskunft: "Der Geschäftsführer ruft Sie zurück! Ich darf Ihnen keine Informationen geben." Doch auch diesmal ruft niemand zurück. Auch eine weitere E-Mail, mit der dringenden Bitte nach einem Rückruf bleibt unbeantwortet.

Auskunftsfreudiger ist da das Informationsportal Moneyhouse.ch. Hier erfährt der bis dahin Uninformierte immerhin, dass GAS am 9.10.2010 von Martin Klaus Schülbe und Bruno Strebel gegründet wurde. Ausgegeben wurden 800.000 Inhaberaktien zu je einem Schweizer Franken. Rund zwei Monate später, am 17.2.2011, werden diese Aktien in vier Millionen Aktien zu je 0,20 Schweizer Franken umgewandelt. Und nocheinmal rund zwei Monate später verlässt einer der beiden Gründer, Bruno Strebel, das Unternehmen mit Sitz in Wollerau, Schweiz.

Streetview-Screenshot auf den Firmensitz der GAS Corporate Jets AG (Quelle. Google Streetview) vergrößernDie Hauptstrasse 24 in Wollerau 

Bürodienstleister betreut GAS Corporate Jets
Als Firmenadresse des Unternehmens ist die Hauptstrasse 24 in Wollerau angegeben. "Google Street View" zeigt ein dreistöckiges Haus mit roten Fensterläden, daneben eine Gaststätte mit dem Namen "Hinterhof". Die Besitzerin des Restaurants erklärt am Telefon, sie habe noch nie von dem Unternehmen GAS Corporate Jets gehört. Auf die Frage, was sich denn im Nachbarhaus befindet, antwortet sie: "Na, ich meine doch Wohnungen."

Damit liegt die Dame allerdings nicht ganz richtig, denn laut Google und Moneyhouse sitzen doch einige Unternehmen in dem Haus, darunter Medywell, eine Massage- und Wellnesspraxis, eine Drogerie und auch das Unternehmen Christina Vassalli, ein Bürodienstleister, der folgende Leistungen anbietet: Domiziladresse, Telefonistin und virtuelles Büro. Bei einem Anruf unter der Nummer des Telefonauftragsdienstes erfahren wir, dass Frau Wildemann für Christina Vassalli tätig ist und auf die Frage, ob die GAS Corporate Jets von Christina Vassalli betreut wird, erhalten wir ein zustimmendes: "Ja, ja." Mehr darf dann allerdings zum dritten Mal nicht verraten werden.

Lesen Sie in Teil 2, dass es durchaus auch eine Menge seriöser Börsenbriefe gibt:  And the Börsenbrief-Award goes to…

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