Die Bloor Street ist eine der edelsten Adressen in der kanadischen Finanzmetropole Toronto. Hier reihen sich Filialen von Luxus-Modemarken wie Prada, Gucci, Boss oder Armani aneinander. Die Bloor Street gilt als eine der beliebtesten Einkaufsstraßen der Stadt. Ganz am Anfang der Straße liegt das Hudson Bay Center - ein kombiniertes Einkaufs- und Büro-Zentrum.
Besuch im Hudson Bay Center
Dort residiert die kanadische Mischfirma AsiaPac, die alles von Klein-Wasserkraftwerken, Rohstoffexploration, IT bis hin zu Logistik und Fracht anbietet. Auf der Homepage des Unternehmens wird als Kontaktadresse die Suite 3500 im Hudson Bay Center angegeben als "Head Office" wird inzwischen eine Adresse in Manila genannt.
Unten in der Eingangshalle stöbere ich in der Firmen-Adress-Liste nach AsiaPac. Vergeblich. Die Firma taucht im Directory nicht auf. Das könne schon vorkommen, gibt der Portier am Infodesk im Erdgeschoss zu.
Portier kennt Firma nicht
"AsiaPac?", fragt der Portier und kramt in seinen Listen. "Kenne ich nicht, die gibt's hier nicht." Erst als ich konkreter werde und die Suite 3500 als Adresse nenne, hellt sich sein Gesicht auf. "Die Suite befindet sich im 35. Stock."
Der Aufzug befördert mich in Sekundenschnelle nach oben. Und tatsächlich - rechts und links des Flurs in der 35. Etage befinden sich helle Büros mit atemberaubendem Blick über die Skyline von Toronto. An der Eingangstür prangt ein Schild "Suite 3500". Von AsiaPac freilich ist nichts zu sehen.
Briefkasten-Adresse in der Suite 3500
Ich öffne die Tür und stehe an einer Rezeption mit drei umher telefonierenden Damen. Es geht zu wie in einem Call-Center. "AsiaPac?", fragt die schwarzhaarige Rezeptionistin und schaut auf ihre Liste. "Haben Sie einen Termin?". Ja, versichere ich, Vorstandschef Herr Lee hat uns eingeladen, das Unternehmen in Toronto zu besuchen. Die Frau schaut entgeistert auf. "Also, wenn Sie keinen festen Termin haben, kann ich nichts machen." Dürfte ich denn mal die Büros von AsiaPac anschauen, frage ich zaghaft. Sie schüttelt mit dem Kopf. "Nein, ein festes Büro von AsiaPac gibt es hier nicht, Sie können aber eine Nachricht für AsiaPac hinterlassen, die wird dann per Mail weitergeleitet." Aha, so ist das also.
Wo ist Herr Lee?
Ob denn Herr Lee nicht da sei, hake ich nach. Die Rezeptionistin schaut grimmig zu mir auf und wird langsam misstrauisch. "Was möchten Sie denn? Wenn Sie keinen konkreten Termin haben, ist auch niemand von AsiaPac da." Ich murmle etwas von Presse und Anleger-Interesse. Ob es wenigstens einen Briefkasten mit AsiaPac-Schild gebe, möchte ich wissen. Die Rezeptionistin wird immer ungehaltener: "Ich habe Ihnen doch klar gesagt, Sie können nur eine E-Mail hinterlassen, das Unternehmen meldet sich dann." Als ich die Frau um ein offizielles Statement für die Presse und ein paar Fotos der Räumlichkeiten bitte, reißt ihr endgültig der Geduldsfaden. Der Presse habe sie nichts zu sagen, ich solle mich an die Verkaufsdirektorin wenden.
Am nächsten Tag melde ich mich telefonisch bei der Suite 3500. Der Rezeptionistin ist offenbar die Sache zu heiß geworden, sie leitet mich gleich an den Chef von Intelligent Office weiter. "Ja", bestätigt er. "AsiaPac ist unser Kunde. Ob die Firma einen festen Sitz in der Suite 3500 oder nur eine Briefkastenadresse habe, will er nicht sagen. Das Unternehmen stelle die Räumlichkeiten allen interessierten Firmen zur Verfügung - stundenweise, tageweise oder dauerhaft. Im Übrigen habe er jetzt zu tun. Good bye!
Keine Spur von AsiaPac mehr in der Eglinton Avenue
Sodann mache ich mich auf die Suche nach der alten Adresse von AsiaPac - in der etwas heruntergekommenen kilometerlangen Eglinton Avenue. Endlich angekommen bei der Hausnummer 557 A ist vom einstigen AsiaPac-Schild, das noch heute in Google Street View über einem thailändischen Imbiss prangt, nichts mehr zu sehen. Statt dem Thai-Imbiss befindet sich nun ein China-Imbiss unter der Adresse, und statt dem speckigen AsiaPac-Transparent hängt nun die Aufschrift eines Massagesalons an dem zweistöckigen Häuschen.
"AsiaPac?", fragt der Verkäufer drinnen in der chinesischen Imbissbude. Nein, die kenne er nicht. Seit zwei Jahren sei er nun hier, von so einer Firma habe er noch nie etwas gehört.
Wo ist AsiaPac, nach eigenen Angaben eine kanadische Firma? In Toronto weiß es niemand. Verwirrt kehre ich nach Deutschland zurück.
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