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Analyse & Strategie: Branchen


24.02.2012 09:07
Basel III - neuer Stahlträger in den Banktürmen
von Robert Minde
Erst die US-Immobilienblase, jetzt die Krise der europäischen Staaten. Stets stehen die Banken im Mittelpunkt des Sturms. Um sie in Zukunft wetterfester zu machen, haben Politik und Aufsicht reagiert – mit verschärften Regeln zur Stärkung des Eigenkapitals.
Bankentürme in Frankfurt am Main (Quelle: dpa) vergrößernBankenlandschaft Frankfurt 

Banking ist ein globales Geschäft. Denn jedes Kreditinstitut wird weltweit nach den gleichen Risiko-Regeln gesteuert, unabhängig von der Größe des Hauses. Beispiele für aus dem Ruder gelaufene Risiken in Bankbilanzen gibt es spätestens seit Beginn der US-Subprime-Krise ab 2007 und aktuell mit der Euro-Schuldenkrise genügend.

In letzter Konsequenz war/ist es bisher immer der Steuerzahler, der für diese Risiken gerade stehen muss/te. Kein Wunder also, dass der Gesetzgeber und die Aufsichtsbehörden nach dem Lehman-Fiasko 2008 die Konsequenzen gezogen und die Zügel angezogen haben, um weiteren Bankenpleiten vorzubeugen.

Basel III soll Sicherheit bringen
"Basel III" lautet die Antwort, das neue Regelwerk für die Banken zur besseren Steuerung ihrer Eigenkapitalrisiken, weiterentwickelt aus dem bisherigen Regelwerk Basel II. Nach langen Diskussionen wurde es von der Politik verabschiedet und danach am 16.12.2010 vom Baseler Bankenausschuss der BIZ, der Notenbank der Notenbanken, vorgestellt. Sukzessive soll es in nationales Recht umgesetzt werden.

Kernstück der Vereinbarung ist es, mit neuen, strengeren Anforderungen das Eigenkapital der Banken zu stärken. Da eine Bankbilanz größtenteils aus Treu und Glauben und nur zu einem relativ geringen Anteil aus Eigenkapital besteht, gelten besondere Regeln, um diese Anforderungen zu erfüllen.

Um ein ungezügeltes Kreditwachstum zu verhindern, hat der Gesetzgeber vorgegeben, dass jeder ausgegebene Kredit mit Eigenkapital zu unterlegen ist. Dadurch gilt: Je mehr Eigenkapital eine Bank hat, desto mehr Kredite kann sie ausgeben. Desto größer wird auch ihre Bilanz und desto mehr kann sie verdienen – desto höher ist aber auch das Risiko, dass Kredite ausfallen.

Bild zum Artikel vergrößernDie Kapitalanforderungen von Basel III 

Mehr hartes Kernkapital
Ein besonderer Fokus liegt daher bei Basel III auf höheren Qualitätsanforderungen des Eigenkapitals. Grundsätzlich gilt, dass Banken zukünftig mehr "hartes Kernkapital" vorhalten müssen. Hartes Kernkapital besteht größtenteils aus Aktienkapital und einbehaltenen Gewinnen. Da es unbelastet von Forderungen anderer Gläubiger jederzeit zur Verlust- und Schuldentilgung zur Verfügung steht, gilt es als die qualitativ beste Eigenkapitalgröße.

Die Tabelle zeigt, dass Banken unter Basel III künftig ein Minimum von 4,5 Prozent dieses harten Kernkapitals vorhalten müssen, bezogen auf die "Risiko tragenden Aktiva", also vor allem die ausgegebenen Kredite. Dies bedeutet eine Erhöhung um 2,5 Prozentpunkte im Vergleich zu Basel II und soll bis spätestens 2015 erreicht werden.

Neu hinzu: Der Sicherheitspuffer
Neu eingeführt wurde zudem ein Sicherheitspuffer von 2,5 Prozent. Dieser soll sukzessive zwischen 2016 und 2019 eingeführt werden, so dass sich eine Minimumquote von sieben Prozent ergibt. Bisher waren es nur vier Prozent. Hinzu kann noch ein antizyklischer Puffer kommen, der bis zu 2,5 Prozent liegen kann und der landesspezifisch festgelegt werden soll. Er betrifft hauptsächlich große Banken mit hohen Kreditvolumina. Auch hierbei gilt: Je mehr Kredite ausgegeben werden, desto mehr qualitativ hochwertiges hartes Kernkapital muss zurückgelegt werden.

Tier1 und Tier2-Kapital
Die weiteren Eigenkapitalbegriffe stehen in der Rangstelle (englisch: "Tier") ihrer Qualität tiefer, ähnlich wie bei einem Bausparvertrag, wo je nach Rangstelle die Forderungen der Gläubiger befriedigt werden. Derjenige, der an erster Rangstelle im Grundbuch steht, erhält sein Geld bei Zahlungsausfall zuerst, der Letzte kommt zum Schluss an die Reihe und muss nehmen, was noch übrig bleibt. Diese Systematik gilt auch bei den Papieren, die sich die Bank als Eigenkapital anrechnen lassen will.

Nach dem harten Kernkapital folgt an zweiter Stelle das zusätzliche Kernkapital (Tier 1-Kapital), das mindestens 1,5 Prozent betragen muss. Hartes Kernkapital und Tier-1-Kapital müssen somit zusammen mindestens sechs Prozent ausmachen.

Maximal 10,5 Prozent
Als letzte Eigenkapitalgröße gilt das Ergänzungskapital (auch Tier-2-Kapital genannt), das mindestens zwei Prozent betragen muss. Insgesamt ergibt sich so eine Minimum-Quote der gesamten Eigenmittel von acht Prozent. Kommt noch der Sicherheitspuffer von 2,5 Prozent hinzu, liegt die Quote des haftenden Eigenkapitals sogar bei 10,5 Prozent. Anders ausgedrückt: Eine Bank ist bei dieser Quote in der Lage, 10,5 Prozent der ausgefallenen Kredite aus dem Eigenkapital auszugleichen. Zusätzlich zu den Eigenkapitalvorschriften hat der Baseler Ausschuss auch noch erhöhte Liquiditäts- und Refinanzierungsanforderungen definiert. Damit soll die Liquidität der Banken gewährleistet und besser überwacht werden.

Basel III darf zu Recht als Revolution in den Banktürmen angesehen werden, denn die Fokussierung auf hartes Kernkapital zwingt die Banken dazu, ihr Eigenkapital qualitativ erheblich aufzubessern. Deshalb hat der Gesetzgeber den Banken auch eine relativ lange Übergangsfrist bis 2019 für die Implementierung von Basel III gewährt.  Lesen Sie im zweiten Teil, wie die Euro-Schuldenkrise die Banken vor noch größere Herausforderungen stellt

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