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Analyse & Strategie: Börsenpsychologie


02.01.2012 14:15
Börsenmonat Januar in traditioneller Stärke?
von Angela Göpfert
Wer auf Kursgewinne im ersten Monat des neuen Jahres gesetzt hatte, der wurde nur selten enttäuscht. Der Januar-Effekt ist ein statistisch gut belegtes Börsenphänomen, das auch Privatanleger nutzen können.
Dax saisonal 36 Jahre (Quelle: seasonalcharts.com) vergrößernSaisonaler Verlauf des Dax in den 36 Jahren bis 2010 

An der Wall Street gibt es bekanntlich viele sagenhafte Sprichwörter, die sich häufig um saisonale Effekte drehen. Wie zum Beispiel "Sell in May and go away" oder auch "As goes January, so goes the year". Auch auf dem deutschen Börsenparkett ist zu Jahresbeginn häufig vom "Januar-Effekt" die Rede. Damit ist jedoch nicht immer dasselbe gemeint.

Erst nur Nebenwerte, dann alle Aktien im Blick
Die ursprüngliche, von 1980 datierende These des US-Ökonomen Donald Kiem von der Universität von Chicago besagt, dass vor allem Werte mit geringer Marktkapitalisierung, die im Vorjahr stark gefallen waren, zum Start des folgenden Jahres häufig wieder deutliche Kursgewinne einfahren konnten.

Diese ursprüngliche These ist mittlerweile etwas in den Hintergrund geraten, viele Investoren setzen auf eine breite Markterholung. Der "Januar-Effekt" bedeutet in dieser Lesart schlichtweg, dass generell Aktien im ersten Monat des Jahres erfahrungsgemäß überdurchschnittlich hohe Renditen abwerfen. Den Jahresanfang empfinden offenbar viele Investoren als gute Gelegenheit, um ihre Anlagen neu zu ordnen und auf Aktien zu setzen.

Jahres-Performance hängt vom Januar ab?
Einer anderen Lesart zufolge werden im Januar die Weichen für das Börsenjahr gestellt: Viele Investoren sehen den Kursverlauf im Januar als Zeichen dafür, wie es im Gesamtjahr an den Börsen laufen wird.

Statistische Belege, aber natürlich auch zahlreiche Ausnahmen gibt es für alle Lesarten. So gibt es beispielsweise für die Jahre 1970 bis 2005 eine Statistik für den amerikanischen S&P 500: Schnitt der Index im Januar gut ab, so legte er in den restlichen elf Monaten mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent um durchschnittlich 11,7 Prozent zu.

Kein gutes Barometer für "Wendejahre"
Fuhr der Index hingegen im Januar ein Minus ein, so verbuchte der Markt in den folgenden Monaten ein durchschnittliches Minus von 0,5 Prozent. Deutliche Ausnahmen von der "Januarregel" waren in den "Wendejahren" 1982, 2003 und zuletzt 2011 zu beobachten.

2009 stand auch im Dax der Jahresanfang noch voll im Zeichen der Baisse. Die einmalige Finanz- und Wirtschaftskrise nahm auf langjährige Börsenregeln und Saisonalitäten keine Rücksicht. Investoren hatten mit den Gewinneinbrüchen der Unternehmen und düsteren Konjunkturszenarien genug zu tun. Auf Kursverluste von rund 13 Prozent bei den deutschen Standardwerten im Januar 2009 folgten massive Kursgewinne in den Folgemonaten. Der Dax beendete das Jahr mit einem Plus von knapp 24 Prozent.

Steuerminderung im Vordergrund…
Doch insgesamt ist die Fehlerquote beim Januar-Effekt erstaunlich gering. In der Finanzmarkttheorie existieren dafür zahlreiche Erklärungsmuster, allen voran die so genannte "Tax-Loss-Selling-Hypothese": Der Januar-Effekt beruht danach auf den steuerbedingten Entscheidungen der (Privat-)Anleger. Zum Ende des Jahres verkaufen Investoren traditionell bis dato schlecht gelaufene Aktien, um Verluste zu realisieren, die sie dann mit ihren Gewinnen gegenrechnen und so die Steuerbelastung mindern können. Zu Jahresbeginn wird dann ein Großteil des Geldes neu investiert.

Diese Hypothese kann die Januaranomalie aber nur teilweise erklären, da auch in Ländern ohne eine solche Steuergesetzgebung, wie beispielsweise in Japan, der Januar-Effekt existiert. Als Hilfserklärung wird dann häufig auf die vielfachen Ausschüttungen von Boni, Prämien, Weihnachtsgeld und ähnliche Sonderzahlungen zum Jahreswechsel verwiesen: Das sorge für mehr Liquidität, die auch dem Aktienmarkt zugeführt werde.

… oder frisierte Fonds-Performance?
Noch wichtiger dürfte aber der Einfluss der Fondsmanger auf die Kursperformance zu Jahresbeginn sein: Viele Fondsmanager verkaufen ihre Verlustbringer zum Jahresende, um in ihrer Jahresbilanz ein blitzsauberes Depot präsentieren zu können. Im Januar kaufen sie dann wieder einige dieser Werte zurück oder aber investieren das freigesetzte Kapital in andere Titel.

Doch wird der Januar-Effekt künftig noch mehr sein wird als eine gewisse Aufbruchsstimmung, ein "gutes Gefühl"? Einige Aktienstrategen zweifeln daran und verweisen zur Begründung auf die veränderte Investorenschaft: Immer mehr Investoren kämen aus Asien und dem Nahen Osten, zudem stünden vermehrt quantitative Modelle hinter einer Vielzahl von Kauf- und Verkaufsorders.

Wenn Januar schon im Dezember ist
Allerdings vertrauen mittlerweile so viele Investoren auf einen traditionell starken Börsenmonat Januar, dass man schon fast von einer "Self-fulfilling prophecy" ausgehen kann: Der Januar-Effekt tritt einfach deswegen ein, weil so viele Menschen an ihn glauben. Das kann allerdings auch zu Vorzieheffekten führen: Dann steigen die Kurse schon im Dezember.

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