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Städteranking 2012: Magdeburg ist heimlicher Aufsteiger Deutschlands

von Konrad Fischer

Keine deutsche Stadt hat sich in den vergangenen Jahren so dynamisch entwickelt wie Magdeburg. Auf der Suche nach Gründen dafür stößt man auf alte Tugenden und viel Platz für neue Ideen.

25. Dresden

Das Städteranking 2012 zeigt ein großes Ost-/West-Gefälle. Unter den 25 besten Städten Deutschlands gibt es mit der sächsischen Landeshauptstadt nur einen ostdeutschen Vertreter – und das auf dem 25. Rang. Dresden punktet vor allem in Sachen Standortqualität. Fast jedes zweite Kind unter drei Jahren hat einen Kita-Betreuungsplatz (45,5 Prozent, Rang 4), in der Stadt leben viele Hochqualifizierte (21,1 Prozent, Rang 3) und die Kriminalität weist mit mit 10.182 Straftaten je 100.000 Einwohner einen durchschnittlichen Wert auf (Rang 28).

Probleme gibt es beim Wohlstand: Im Durchschnitt hat ein Bürger in Dresden lediglich 16.721 Euro zur Verfügung (Rang 44). Die Arbeitslosenquote lag im vergangenen Jahr im Jahresdurchschnitt bei zehn Prozent (Rang 28). Dennoch sind überraschend wenig Dresdner in finanzieller Not. Nur 8,3 Prozent aller Bürger der Landeshauptstadt sind verschuldet (Rang 3).

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Bild: dpa

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SKET – in diesen vier Buchstaben steckt fast alles, was die Stadt Magdeburg mitgemacht hat in den vergangenen Jahrzehnten. All das, was die Stadt erst wachsen, dann leiden und jetzt wieder gedeihen lässt. So sehr, dass die Stadt im alljährlichen Städteranking 2012 einen der Hauptgewinne abräumt: Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts ist die dynamischste Stadt der vergangenen fünf Jahre. "Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann" bedeuteten die Buchstaben, heute steht der Terminus technicus "GmbH" dahinter und die Buchstaben stehen für Aufbruch, neue Hoffnung und viel Wind.

Das Kombinat, eines der größten in der DDR ist heute nur mehr eine Industriefläche, auf der sich viele neue Unternehmen angesiedelt haben, vor allem der Windmühlenbauer Enercon, als dessen Tochterfirma Sket heute das gesamte technische Innenleben eines Windkraftwerks baut. Innerhalb von 15 Jahren sind so mehr als 5000 Arbeitsplätze entstanden, in einer Region, die Mitte der Neunzigerjahre als garantierter Verlierer galt.

Sogar der demografische Trend ist inzwischen gedreht. "Wir müssen zum ersten Mal seit der Wende neue Kitas bauen", sagt Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD), in dessen Stimme neben Stolz auch noch ein bisschen Verwunderung mitschwingt. Denn in den Neunzigerjahren galt Magdeburg als ausgemachter Verlierer, Perspektiven sahen selbst Optimisten anderswo, in Sachsen oder im Speckgürtel Berlins.

"In keiner anderen ostdeutschen Stadt, außer vielleicht in Rostock, hat der Strukturwandel so tiefe Einschnitte mit sich gebracht wie in Magdeburg", sagt Dirk Pollack, heute Geschäftsführer von Sket und seit 1975 in den Fabriken im Süden Magdeburgs tätig. Als Pollack in der Maschinenfabrik anfing, wurden hier vom Herd bis zum Haartrockner alle elektronischen Produkte gefertigt, nach denen die sozialistischen Haushalte zwischen Eisenach und Murmansk dürsteten. Entsprechend heftig der Einbruch nach der Wende. "Wie fast nirgendwo sonst in der DDR waren die Betriebe in Magdeburg vom Russlandgeschäft abhängig", sagt Pollack.

Platz 20: Regensburg

Für die Miete müssen die Regensburger immer tiefer in die Tasche greifen. 2007 zahlten sie für den Quadratmeter im Schnitt 8,51€, 2012 waren es 9,14€. Trotzdem ist die Stadt an der Donau im nationalen Mietranking nach unten gerutscht. 2007 war sie noch auf Platz 13 der teuersten Städte - heute schafft sie es gerade noch auf Platz 20.

Quelle: empirica Miet- und Kaufpreis-Ranking 2012

Bild: dpa

Mit subventionierten Wechselkursen wurde der Anschein von Wettbewerbsfähigkeit auch Richtung Westen erzeugt, nach dem Mauerfall blieb ein großes Nichts. Aus 46.000 Arbeitsplätzen rund um den Maschinenbau in der Stadt wurden 2000, innerhalb von zehn Jahren verließen 40.000 Menschen die Stadt. Magdeburg liegt mitten in Deutschland, man ist schnell in Wolfsburg oder Braunschweig, doch was die Stadt Jahrhunderte vorher zum Handelszentrum gemacht hatte, war jetzt ein Fluch. "Jeden Morgen waren die Züge Richtung Niedersachsen voll", erinnert sich Oberbürgermeister Trümper, "das einzige was zurückkam, waren Beamte."

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