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Denkfabrik: Eine Immobilienblase ist möglich

von Stefan Schilbe

Trotz deutlich steigender Preise gibt es am deutschen Immobilienmarkt noch keine spekulative Blase. Aber das könnte sich ändern – vor allem wegen der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Notfalls muss die Politik die Banken irgendwann zwingen, ihre Beleihungsgrenzen zu senken. Ein Gastbeitrag.

Platz 15: Düsseldorf

Wer sich in der Landeshauptstadt eine schicke Eigentumswohnung zulegen möchte, um es an den Wochenenden nicht weit für einen Spaziergang an der Rheinpromenade zu haben, der musste im Schnitt 2,821 Euro pro Quadratmeter investieren – fast 20 Cent mehr als im ersten Quartal des vergangenen Jahres. Damit ging es für das „Dorf“ mit der längsten Theke der Welt zwei Plätze rauf.

Quelle: Grundlage sind Berechnungen des Beratungsunternehmens empirica für das vierte Quartal 2012. Das Referenzobjekt ist ein Neubau mit 60 bis 80 Quadratmetern und gehobener Ausstattung.

Bild: dpa

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Jahrelang fristete der deutsche Wohnimmobilienmarkt ein Mauerblümchendasein. Während in vielen Teilen der Welt die Immobilienpreise von einem Hoch zum nächsten kletterten, gab es in Deutschland keine nennenswerten Ausschläge. Inzwischen aber hat sich das Blatt gewendet. Die spekulativen Blasen in einigen Ländern sind geplatzt, und die Hauspreise in Deutschland ziehen an – erst klammheimlich, nun unübersehbar.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Die relativ gute wirtschaftliche Entwicklung schlägt sich in einer steigenden, inzwischen rekordhohen Beschäftigung und zuletzt auch in anziehenden Reallöhnen nieder. Die gefühlt höhere Arbeitsplatzsicherheit erleichtert den Haushalten die Entscheidung, eine Immobilie zu kaufen – zumal die Finanzierungsbedingungen so gut wie nie sind. Hinzu kommt die mangelnde Attraktivität anderer Anlageklassen im Vergleich zur Immobilie: Am Geldmarkt und mit Bundesanleihen lässt sich ein realer Kapitalerhalt nicht bewerkstelligen.

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Der Mut bei Anlagen in ausländischen Staatspapiere wurde nicht belohnt und mit Aktien über weite Teile der vergangenen Dekade kaum etwas verdient. Und schließlich ist da noch die diffuse Angst, dass die monetären Experimente der großen Notenbanken über kurz oder lang unweigerlich zu einer massiven Geldentwertung führen werden.

All dies ist geeignet, eine massive Aufwärtsbewegung der Hauspreise auszulösen, und nicht von ungefähr beobachtet die Deutsche Bundesbank die Entwicklung sehr genau.

Bisher noch keine Blase

Gleichwohl kann von einer spekulativen Blase am deutschen Immobilienmarkt keine Rede sein. Seit 2006 sind die Preise im Schnitt um rund zehn Prozent gestiegen, was angesichts der allgemeinen Teuerung nicht einmal einem realen Kapitalerhalt entspricht. Natürlich verdeckt diese verdichtete Betrachtung die aktuell massiven Preissteigerungen in einigen Großstädten. Der von der Bundesbank erhobene Preisindex für Immobilien in Städten hat dennoch erst 2011 die Indexwerte von 1995 überschritten. Verglichen mit den exorbitanten Hauspreisanstiegen in Spanien, Irland und Frankreich mit Pluswerten von über 100 Prozent in wenigen Jahren, ist dies vernachlässigbar.

Eine Blase geht zudem typischerweise mit einem starken Anstieg der Kreditschöpfung einher. So wuchs das Volumen der ausstehenden Hypothekenkredite in Spanien auf dem Höhepunkt der Blase mit jährlich 25 Prozent. Demgegenüber legten die Hypothekenkredite an private Haushalte hierzulande nur um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Eine schuldenfinanzierte Hausse sieht anders aus.

2 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 31.01.2013, 13:48 UhrChristoph31

    Wenn Euros mit Cents verwechselt werden, wird der Wohnungskauf so schnell nicht unbezahlbar. Hoffen wir mal für Herrn Schilbe, dass der Text im Kasten von einem Praktikanten geschrieben wurde, der sich nicht vorstellen konnte, dass der Quadratmeterpreis schon bei Tausenden von Euros liegt. Übrigens werden die click-schindenden Bildstrecken immer nerviger und sinnloser, wenn sie, wie in diesem Fall durch eine einfache Tabelle ersetzt werden könnten.

  • 30.01.2013, 18:47 UhrRon777

    Die stattlich verordnete Begrenzung der Beleihung würde nur den deutschen Hauskäufer aus seinem eigenen Markt aussperren. Ausländische Investoren dürfte dies freuen - sie bekämen Deutschlands Immobilien zum Lotterpreis. Wir sollten bei aller Histerie um angeblich steigende Mietpreise rekapitulieren:
    1) Deutschlands Immobilienpreise sind noch weit (!) entfernt von den Preisen, die in fast allen anderen internationalen Metropolen einschließlich Krisenflecken wie Athen, Barcellona usw. zu zahlen sind.
    2) Der deutsche Durchschnittsmieter hat in den letzten Jahrzehnten immer weniger, nicht mehr von seinem Haushaltseinkommen für Miete ausgegeben.
    3) Nur in wenigen deutschen Städten steigen die Mieten derzeit signifikant. Doch in Boomstädten wie Hamburg, Berlin und München lebt nur ein Bruchteil der deutschen Bevölkerung - dafür aber um so mehr Medienleute und Redakteure, die alle im urbanen Stadtkern, oft als Single, die Mieten "versauen".
    4) Viele Deutsche zieht es zurück in die Städte. Das hat nur wenig mit angeblich beruflichen Notwendigkeiten zu tun, viel aber mit Lebensgefühl. In Berlin gibt es massenhaft leerstehende Wohnungen, die den Interessenten aber nicht passen, weilsie in den "falschen" Stadtteilen liegen. Ein Blick auf Immonet und jeder kann sich überzeugen.
    5) Deutschland wächst! Auf der Suche nach Wohlstand zieht es Ausländer derzeit zu Hauf nach Deutschland. Ein Teil will hier arbeiten (oft in den STädten), ein anderer Teil orientiert sich an den Sozialleistungen und lässt sich zudem Stadtwohnungen vom Amt bezahlen.
    6) Harz4ler haben ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Immer mehr lemelden sich als SIngle bei den Ämtern und beanspruchen eigene Wohnungen, vermieten dann aber diese bzw. Teile daraus weiter. Ein toller Nebenerwerb...

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