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Immobilienmarkt: Die wahren Ursachen der neuen Wohnungsnot

von Konrad Fischer und Max Haerder

Der Preisschock in den Städten erreicht den Bundestagswahlkampf. Regierung und Opposition ringen darum, wer die Bürger am besten vor steigenden Mieten beschützt. Allerdings könnte der Wettbewerb um Menschen, Mieten, Eruptionen nach hinten losgehen. Klüger wäre es, sich den Aufschwung zum Verbündeten zu machen – für eine zeitgemäße Stadtpolitik.

Platz 10: In Dresden, im Bild das ehemalige Fabrikgebäude der Zigarettenfabrik Yenidze, zahlen Interessenten für eine Eigentumswohnung pro Quadratmeter 950 Euro.

Bild: dpa

Das schöne Schöneberg ist nur des Schrecklichen Anfang. Jan-Marco Luczak weiß nicht, wann genau es damit anfing, es spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Es ist einfach da, das Thema. Im Büro sowieso, aber auch in vielen Gesprächen mit Freunden, mit Bekannten, mit Wählern, er ist ja schließlich vom Fach. Immer geht die gleiche Klage: Alles so schwierig, alles so begehrt. Die Suche – sie dauert. Was da manchmal angeboten wird! Und die Preise – ach, hör doch auf!

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Luczak sitzt für die CDU im Deutschen Bundestag, und sein Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg wurde vom Wirbel auf dem Wohnungsmarkt erfasst. Berlin, das so gerne eine ganz große Weltmetropole sein möchte, erlebt wenigstens bei den Mietpreisen schon mal den ganz großen Rausch. Arme Hauptstadt, das war einmal: Immobilien kosteten hier Ende 2012 im Schnitt rund 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Mieten stiegen um neun Prozent. In manchen der gepflegten, ruhigen und gut gelegenen Altbauzüge Schönebergs sind die Preise sogar noch viel extremer geklettert.

Die Wahrheit ist viel härter

Kaum eine Bürgersprechstunde Luczaks vergeht jetzt ohne Fragen und Klagen. Er ist Mietrechtsexperte seiner Fraktion, wann immer er in Talkshows dazu Stellung bezieht, kommen die Briefe. Zum Beispiel jener aus München. Der Absender empört sich darin über Provisionen, die abgezockte Vermieter mittlerweile selbst verlangen, "quasi als kleines Bestechungsentgelt, da ja kein Makler im Spiel war".

Ein Zettel mit der Aufschrift "2000,-- Euro Belohnung für Vermittlung einer 3-4 Zimmer Wohnung in Haidhausen" hängt am 18.01.2013 in München Quelle: dpa
Die Mieten in Metropolen wie München werden immer teurer, aber nur wenige können sich das noch leisten Quelle: dpa

Die Wirklichkeit ist viel härter als die Debatten im Parlament. Die einen finden kein Dach überm Kopf, die anderen müssen immer mehr dafür bezahlen. Studenten in Hamburg schlafen in Turnhallen auf Gymnastikmatten, in Nordrhein-Westfalen werden leere Polizeistationen umfunktioniert. Egal, welche Großstadt: Die Mieten steigen seit mehreren Jahren. In München müssen mittlerweile mehr als zwölf Euro pro Quadratmeter kalt bezahlt werden – die Prognosen sagen: Bald sind es mehr als 13. Luczak ist sich sicher: "Das wird ein Wahlkampfthema." Explodierende Mieten und luxuriöse Neubauten, Ärger über Makler und Wohnungsnot, all das hat das Potenzial, im Bundestagswahljahr eine alte soziale Frage neu zu stellen: Was müssen vier Wände kosten, bevor die Politik zur Rettung schreitet?

Wohnungsnot: Wohnungsnot: Immobilienwirtschaft warnt vor Mietpreis-Deckelung

Trotz stark gestiegener Mieten in deutschen Städten warnt die Wohnungsbranche vor gesetzlichem Aktionismus: „Mit Hilfe von gedeckelten Mietpreisen wird keine einzige Wohnung zusätzlich gebaut – im Gegenteil“, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der WirtschaftsWoche.

Wohnungsnot::  Immobilienwirtschaft warnt vor Mietpreis-Deckelung

Parteien streiten um die Mieter

Deutschland ist schließlich – verglichen mit den europäischen Nachbarn – ein Mieterland. Hinter mehr als jeder zweiten Wohnungstür leben potenziell betroffene Wähler, da will sich niemand eine zu ruhige Hand nachsagen lassen. Schwarz-Gelb hat deswegen noch kurz vor Weihnachten eine Mietrechtsnovelle vorgelegt, samt einer im Hauruckverfahren verschärften Preisbremse für Bestandsmieten. Das, sagt Luczak, sei angesichts der Lage in Boombezirken wie seinem "gut und richtig". In den Ländern bereiten SPD-geführte Regierungen über den Bundesrat eigene Mieterschutz-Initiativen vor. Und der sozialdemokratische Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat das Thema zu einem seiner zentralen Wahlkampfschlager auserkoren: Bei Mieten und Wohnen soll die soziale Gerechtigkeit zu ihrem Recht kommen. Und er selbst zu Treffern gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

14 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 24.01.2013, 13:11 UhrMenschenZeitung

    Ich zitiere mal:Ein kleines Beispiel von Tausenden: Ich darf meinem Mieter das Rauchen in seiner (meiner) Wohnung nicht verbieten. Fühlt sich der Mietnachbar nebenan durch diesen Rauch belästigt, darf der seine Miete kürzen.

    Also, auf den Punkt gebracht: Ich kann nur davor warnen, in diesem Land in Mietwohnungen zu investieren. Dann besser im Ausland investieren.Zitatende

    Ja bitte, investieren Sie im Ausland. Verbieten Sie Ihren Mietern eigentlich auch den Kaffe? Ich als Nachbar würde nämlich gegen Kaffeegeruch die Miete kürzen, davon wird es mir schlecht, wenn ich gerade wach werde. Und gegen Alkoholiker im Haus würde ich Ihnen auch versuchen die miete zu kürzen, übrigens, Kindern sind ja nun absolut grauenvoll... und Haustiere erst.

    Wie sie sehen, habe ich eine gewisse Vorstellung von Ihnen als Vermieter und empfehle Ihnen, die Miete um 100% zu steigern, damit am besten nur ökogrüne Körner menschen bei Ihnen einziehen, wobei, gegen Krümel im Hausflur habe ich auch etwas...Bin ich froh, dass mir mein Häuschen gehört. Mieter tun mir echt leid!

  • 24.01.2013, 11:16 Uhrkeinunmut

    Zu diesem Thema wäre es doch einmal interessant wenn die Redaktion dem Leser einmal auftzeigt, klar und deutlich ohne dass er groß im www das Suchen beginnt, wieviele ehemals im öffentlichen Besitz oder im Besitz
    öffentlich nahestehender Institutionen (z. B. Bahn, Post, Kommunen)
    während der Dekade des Teuros an interessierte private Institutionen
    verscherbelt worden sind. Auch geneigte Leser dieses Forums konnen
    gern zur Aufklärung beitragen.
    Was private Investitionen betrifft, wenn genügend Geld greifbar ist,
    so können neue und ältere Objekte in guten Lagen heute wie früher immer noch eine gute Anlage sein auch wenn man den Mieter nicht überfordert.
    Wichtig: Beste Verwaltung, vernünftige Assekuranz, hervorragende rechtliche Betreuung in Streitfällen, ohne Rücksicht auf ggf. eintretende Verluste im Fall der Fälle, dazu hervorragende Begleitung in Steuerfragen. Dazu: Dort investieren wo man selbst "drumrumgehen" kann. Natürlich auch, die Wahl seiner Interessenvertretung in der
    deutsch- europäischen Politik.
    Viel Glück, hab ich bisher gehabt. Mittelstädter in norddeutscher
    Metropolregion, ca. 6,8 €/m2, rel. kleine Wohneinheiten Nähe S- Bahn,
    Stadtzentruum, gute Bausubstanz, HKZ etwa 55 KWh/m2.a. Mietnebenkosten ohne Strom ca. 35 % zur Kaltmiete, für "Langfristmieter" durchaus erträglich. Rendite ? Nun, was gibts noch bei den Kassierern...



  • 24.01.2013, 05:52 UhrDietmar

    Und warum zahlst du dann die 19,50? Und warum musst du unbedingt in Schwabing wohnen; außer du solltest ganz zufällig zu dem einen Prozent gehören, dass dort "native" ist?

    Ja, ich denke auch, dass der Kollaps bald kommt - aber auch GEGEN Leute wie dich! Ihr werdet ein Ziel sein.
    Leute wie du ermöglichen es doch erst, dass die Mieten so stark steigen und solche Vermieter Erfolg haben. Wahrscheinlich auch noch Grüninnen wählen, damit noch mehr Auflagen und Steuern alles teurer machen und dann hier herumjammern. Aber genug Geld für Flugreisen, Kleinstwagen für 20.000 und iPhone ist immer da, nicht wahr?

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