Aber auch China - für viele Unternehmen inzwischen der wichtigste Absatzmarkt - kämpft gegen einen Abwärtstrend. Die Exportaufträge schrumpften so stark wie seit April 2009 nicht mehr, wie das Markit-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter 500 Industrieunternehmen mitteilte. "Besonders markant ging die Zahl der Bestellungen aus Südeuropa zurück."
Schon im ersten Halbjahr waren die Ausfuhren nach Portugal um 14,3 Prozent eingebrochen, die nach Spanien und Griechenland gingen um jeweils mehr als neun Prozent zurück, während der Umsatz in Italien um 8,2 Prozent schrumpfte. Über eine sinkende Nachfrage klagen Markit zufolge besonders die Hersteller von Maschinen, Geräten und anderen Investitionsgütern sowie die Produzenten von Vorleistungsgütern wie Chemikalien.
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Maschinenbau: Stagnation statt Wachstum
Die Unsicherheit ist in die deutsche Industrie zurückgekehrt. Als Ursache für die Stagnation benannte er die Unsicherheit in der Euro-Zone und eine schwächere Nachfrage aus China. Der Maschinenbau mit seinen 950.000 Beschäftigten war bislang einer der Haupttreiber für die Konjunktur in Deutschland.
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Maschinenbau: Stagnation statt Wachstum
Der Kranhersteller Demag Cranes verbuchte im vergangenen Quartal zwar noch ein leichtes Auftragsplus, Firmenchef Aloysius Rauen beklagte aber eine „verminderte Dynamik“ bei der Nachfrage. Probleme bereite vor allem Südeuropa. Jürg Oleas, Chef des Anlagenbauers Gea, sieht zwar derzeit kein Abflauen der Nachfrage, nennt aber die Euro-Krise als Unsicherheitsfaktor. - Bild: dpa
Maschinenbau: Stagnation statt Wachstum
Der Maschinenbau ist ein Motor der deutschen Exportwirtschaft: Entsprechend alarmiert zeigt sich DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann: „Die Rezession in Ländern wie Griechenland, Portugal, Italien und Spanien geht auf Kosten des Auslandsgeschäfts deutscher Exporteure, auch wenn sie nur jeden zehnten Euro in diesen Ländern verdienen.“
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Maschinenbau: Stagnation statt Wachstum
Auch Siemens bekam die Konjunkturabschwächung zu spüren: Im vergangenen Quartal sank erstmals seit zwei Jahren der Auftragseingang. Zwar betonte Finanzvorstand Joe Kaeser, dass der Konzern nur sechs Prozent seiner Umsätze in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien macht.
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Auto: Die Märkte für Kleinwagen brechen weg
Sieger sehen anders aus. Das neue Jahr fing für den Rüsselsheimer Autohersteller Opel katastrophal an. Während der europäische Automarkt im Januar verglichen zum Vorjahr 6,6 Prozent einbüßte, brach der Absatz von Opel und seiner Schwestermarke Vauxhall um fast 21 Prozent ein. Der Marktanteil schrumpfte von 6,8 Prozent auf magere 5,7 Prozent.
So massiv wie kein anderer deutscher Hersteller bekommt Opel damit nun seine starke Abhängigkeit vom europäischen Automarkt zu spüren. Operativ rutschte die Marke mit dem Blitz und ihre britische Schwester Vauxhall im vergangenen Jahr mit 747 Millionen Dollar ins Minus.
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Auto: Die Märkte für Kleinwagen brechen weg
Vor allem den auf Europa fixierten Kleinwagenherstellern brechen derzeit die Märkte weg. Auch andere Konzerne wie der französische Rivale PSA Peugeot-Citroën lahmen deshalb. Doch die Auswirkungen sind bei den Rüsselsheimern besonders drastisch.
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Auto: Die Märkte für Kleinwagen brechen weg
Zum Vergleich: Der zweitgrößte US-Autobauer Ford fuhr mit seinem eigenen Europageschäft einen vergleichsweise moderaten operativen Verlust von 27 Millionen Dollar ein.
Besserung ist nicht in Sicht: Die Ratingagentur Moody’s erwartet, dass der Pkw-Absatz in Westeuropa 2012 im Jahresvergleich zum fünften Mal in Folge schrumpfen wird – um 6,2 Prozent auf 13,4 Millionen Fahrzeuge. Denn die Euro- und Schuldenkrise lässt die Nachfrage vor allem in den südeuropäischen Ländern deutlich zurückgehen.
Spät entdecken Opel und Peugeot nun die boomenden Auslandsmärkte. Peugeot will bis 2015 jedes zweite Auto außerhalb Europas verkaufen. Auch Opel will nun Chancen nutzen, die sich aus dem Export von Fahrzeugen in Wachstumsmärkte ergeben. In der Not sprechen beide Firmen auch über eine umfassende Zusammenarbeit.
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Banken: Gefangen in einem Teufelskreis
Keine andere Branche ist bisher so direkt von der europäischen Staatsschuldenkrise getroffen worden wie die Banken. Erst gestern verhagelte das Dilemma in Hellas die Bilanz der Commerzbank. Sie schrieb im Geschäftsjahr 2011 gut zwei Milliarden Euro auf griechische Anleihen ab, die bei der Tochter Eurohypo liegen. Allein im vierten Quartal musste Konzernchef Martin Blessing (im Bild) noch einmal Wertberichtigungen von 700 Millionen Euro vornehmen.
Hauptgrund ist die „freiwillige“ Beteiligung der Kreditinstitute am Schuldenschnitt in Athen. Das Engagement zur Rettung Griechenlands stellte sich in den vergangenen zwölf Monaten schrittweise als immer kostspieliger heraus, mittlerweile liegt der Abschlag auf den Ursprungswert der Papiere bei rund 70 Prozent.
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Banken: Gefangen in einem Teufelskreis
Die Deutsche Bank und die Commerzbank bilanzieren früh im Jahr und haben den Schaden veröffentlicht – böse Überraschungen bei den Regional- und Landesbanken werden folgen.
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Banken: Gefangen in einem Teufelskreis
Besonders stark dürften aber die beiden Bad Banks unter der Regie des Bundes betroffen sein, in die der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate ...
Der Markit-Einkaufsmanagerindex stieg trotz der schwächelnden Auslandsnachfrage um 1,7 auf 44,7 Punkte und damit zum ersten Mal seit Jahresbeginn. Das Barometer verharrte aber deutlich unter der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird. "Trotz der verlangsamten Talfahrt steht der deutschen Industrie im dritten Quartal das schlechteste Quartal seit über drei Jahren bevor", sagte Markit-Ökonom Tim Moore. Das Bruttoinlandsprodukt war zu Jahresbeginn um 0,5 Prozent gewachsen, im Frühjahr um 0,3 Prozent. Für den Sommer befürchten Pessimisten, dass die Wirtschaftsleistung sinkt.
In der Euro-Zone sieht es nicht besser aus. Auch hier setzte die Industrie ihren Abschwung mit leicht gebremstem Tempo fort. Der Einkaufsmanagerindex stieg um 1,1 auf 45,1 Punkte, blieb aber den 13. Monat in Folge unter der Wachstumsmarke von 50 Zählern. "Die leicht abgeschwächte Talfahrt könnte zwar bedeuten, dass das Schlimmste überstanden ist", sagte Markit-Ökonom Rob Dobson. "Doch bleibt die Industrie - im dritten Quartal jedenfalls - Wachstumsbremse Nummer eins."
„Heißer Herbst“ für die Euro-Retter - Der Fahrplan in der Krise
24. August
Der neue griechische Premier Antonis Samaras trifft Merkel in der deutschen Hauptstadt. Entscheidungen werden nicht erwartet, Atmosphärisches dürfte im Vordergrund stehen.
25. August
Samaras spricht mit Hollande in Paris. Der griechische Regierungschef hofft, dass Frankreich den harten deutschen Kurs gegenüber seinem Land etwas abmildern kann.
6. September
Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt zu ihrer monatlichen Ratssitzung zusammen. Neben einer möglichen weiteren Zinssenkung dürfte das Thema Staatsanleihenkäufe im Fokus stehen. Unklar ist bisher, wann und in welchem Umfang die Notenbank wieder Papiere von Krisenländern kaufen will.
11. September
Die EU-Kommission stellt ihren Vorschlag für eine europäische Bankenaufsicht vor. Eine umfassendere Kontrolle der Banken gilt ein Schlüssel zur Lösung der Eurokrise.
12. September
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entscheidet über Klagen gegen den neuen Rettungsschirm ESM und den Fiskalpakt. Obwohl das Hauptverfahren noch nicht begonnen hat, rechnen Experten mit einem richtungsweisenden Urteil. Dass das oberste Gericht den ESM kippt, gilt aber als unwahrscheinlich.
In den Niederlanden wird vorzeitig ein neues Parlament gewählt. Der Rechtspopulist Geert Wilders könnte mit seinem Anti-Euro-Kurs Stimmen hinzugewinnen.
14./15. September
Informelles Treffen der EU-Finanzminister auf Zypern. Möglicherweise wird auch schon vorher eine Sondersitzung der Euro-Kassenhüter einberufen.
September
Die „Troika“ der internationalen Kreditgeber Griechenlands will ihren neuesten Bericht über die Fortschritte bei den Reformen veröffentlichen. Die Analyse der Experten von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) ist Grundlage für die Auszahlung der nächsten Kredittranche an Athen.
18. und 19. Oktober
EU-Gipfel in Brüssel. Dort könnten die Euro-Retter entscheiden, ob Athen weitere Kredite und möglicherweise mehr Zeit für sein Sparprogramm erhält oder ob der Geldhahn zugedreht wird. Im letzteren Fall droht Griechenland der Staatsbankrott mit anschließendem Euro-Austritt.
Unter der Krise in Europa leidet auch Exportweltmeister China. Die Neuaufträge der Industrie fielen so schwach aus wie seit März 2009 nicht mehr, wie aus einer Umfrage der Großbank HSBC hervorgeht. Dies schürt Sorgen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Sommer weiter an Fahrt verlieren könnte. "Chinas Exporteuren bläst der Wind immer schärfer ins Gesicht", sagte der HSBC-Chefvolkswirt für China, Qu Hongbin. Der gesamte HSBC-Einkaufsmanagerindex sank im August auf 47,6 von 49,3 Punkten und blieb damit den zehnten Monat unter der 50-Zähler-Marke. Am Wochenende war bereits der amtliche Einkaufsmanagerindex auf 49,2 Prozent gerutscht und damit erstmals seit November 2011 unter die Wachstumsschwelle.
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„Die Rettungsschirme laufen aus. Das haben wir klar vereinbart“
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble versicherte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Juli 2010, dass die Rettungsschirme nicht von Dauer sein werden. Inzwischen ist klar: Der Euro-Rettungsschirm EFSF wird zwar abgelöst, aber ersetzt durch den permanenten Rettungsschirm ESM.
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„Wir werden jeden Cent zurückzahlen. Deutschland bekommt sein Geld zurück - und zwar mit hohen Zinsen“
Griechenlands Ex-Regierungschef Giorgios Papandreou betonte im März 2011, dass sein Land nicht dauerhaft alimentiert werden braucht. Bei den Rettungspaketen handele es sich lediglich um Kredite, die das Land mit hohen Zinsen zurückzahlen werde. Doch: Wenige Monate später brauchte Griechenland einen Schuldenschnitt. Der betraf zwar zunächst nur private Gläubiger. Allerdings: Mehrere Milliarden musste mit dem Schuldenschnitt auch die deutsche Hypo Real Estate abschreiben, die Griechenland-Anleihen im Wert von rund acht Milliarden Euro besaß. Durch die Verstaatlichung der Bank im Jahr 2009 trägt diese Lasten der deutsche Steuerzahler.
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„Wenn Griechenland pleitegehen würde, wäre das schlimmer als Hypo Real Estate und Lehman Brothers zusammen“
Wolfgang Schäuble warnte bei einem Treffen der Unionsfraktion vor den unkontrollierbare Folgen einer Griechenland-Pleite. Doch nach dem Schuldenschnitt für Athen blieben die Horror-Szenarien aus. Ansteckungseffekte auf Portugal oder Spanien gab es nicht.
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„Ich bin fest davon überzeugt, dass Griechenland diese Hilfe nie wird in Anspruch nehmen müssen, weil das griechische Konsolidierungsprogramm in höchstem Maße glaubwürdig ist“
Der Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker war sich noch im März 2010 sicher, dass Griechenland die Wende schaffen würde und nannte die Sparvorhaben der griechischen Regierung „in höchstem Maße glaubwürdig“. Schon längst mussten die europäischen Geldgeber feststellen, dass die Politiker in Athen ihren Worten nur sehr spärlich Taten haben folgen lassen. Der Internationale Währungsfonds droht bereits, seine Hilfen einzustellen, wenn Griechenland nicht endlich seine Konsolidierungsversprechen einlöst.
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„Wir können Zinsen nicht sozusagen künstlich herunterrechnen“
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte diesen Satz im März 2011. Dabei versuchte die EZB mit ihren Anleihekäufen seit 2010, die Märkte auszutricksen. Durch den Kauf von Schuldpapieren in Milliardenhöhe versucht die Zentralbank, die Renditen für die Euro-Pleitekandidaten zu drücken. Kritiker sprechen von einer direkten Staatsfinanzierung, die der Notenbank verboten ist.
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„Spanien wird sein Defizit-Ziel von 4,4 Prozent erreichen“
Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy beteuerte noch im Januar 2012, dass Griechenland die Maastricht-Kriterien nur um 1,4 Prozent reißen wird. Schon damals hielten Ökonomen dieses Ziel für unrealistisch. Heute wissen wir: Spanien wird dieses Jahr nach Schätzungen der EU-Kommission ein Haushaltsdefizit von mindestens 6,4 Prozent aufweisen. Im Juli musste das Land bereits Finanzhilfen für seinen maroden Bankensektor anfordern.
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„Italien ist kein Risikoland“
EZB-Chef Mario Draghi erklärte am 15. Februar 2011, dass sein Heimatland stabil ist. Darstellungen, Italien sei ein Euro-Sorgenkind, seien falsch. Inzwischen ist der Zinsdruck auf Italien so hoch, dass der Notenbank-Präsident mit Anleihekäufen seinem Landsmann, Ministerpräsident Mario Monti, zur Seite springen muss.
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„Die Vorstellung, dass wir in Europa ein Liquiditätsproblem haben, ist komplett falsch“
Im August 2011 malte der Draghi-Vorgänger, Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet, die Lage schön. Denn wahr ist: Sowohl auf staatlicher Seite, als auch im Bankensektor fehlt es vielerorts an liquiden Mitteln.
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„Deutschland kann sein Veto einlegen, wenn die Voraussetzungen für Hilfen nicht gegeben sind – und davon werde ich Gebrauch machen“
Bundeskanzlerin Angela Merkel beschrieb im März 2011 die „strikten Auflagen“ unter denen ein Euro-Sorgenland Geld von den europäischen Partnern bekommen kann. Die Realität ist eine andere. Griechenland hat die Auflagen aus dem ersten Rettungspaket nicht erfüllt, wie die Troika festgestellt hat. Trotzdem bekam Griechenland per zweitem Rettungspaket neue Milliardenkredite.
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„Dieses Geld wird eine große Zukunft haben“
Helmut Kohl, Bundeskanzler von 1982 bis 1998, prophezeite der Gemeinschaftswährung in seiner Rede zur Einführung des Euro 2001 eine rosige Zukunft. Die kann noch kommen, keine Frage. Aktuell gilt aber eher, dass der Euro die Ressentiments gegenüber Brüssel und den europäischen Nachbarn verstärkt haben. Gegenüber dem Dollar hat der Euro in den vergangenen Jahren an Wert verloren, die Währungen der Nicht-Euro-Länder (Schweiz, Schweden) haben massiv aufgewertet.
China hat im Juni und Juli bereits die Geldpolitik gelockert, um die merkliche Konjunkturabkühlung zu bremsen. Fachleute gehen davon aus, dass sie Geld noch billiger machen wird, um die Wirtschaft zu stützen. "Peking muss die Lockerung verstärken, um das Wachstum zu stabilisieren und die Lage am Arbeitsmarkt zu verbessern", sagte HSBC-Experte Qu.