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Preissteigerung: Deflation könnte Inflation überholen

von Saskia Littmann

Seit langem wird die Inflation herbei geredet, Anleger sind aus Angst vor Preissteigerungen in Gold und Immobilien geflüchtet. Passiert ist bisher nichts. Zumindest kurzfristig droht ein ganz anderes Problem: Deflation.

Viele Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, aber auch Gas, Strom und Benzin haben sich verteuert...

Bild: dpa

Die einen fürchten Sie, die anderen sehnen Sie herbei: Inflation. Während in Deutschland die Angst vor hohen Teuerungsraten zu einem Dauerzustand geworden ist, pumpen Japans Notenbanker immer mehr Geld in den Markt, um die dort anhaltende Deflation zu bekämpfen und wenigstens eine leichte Inflation zu erzeugen.

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Erneut ist es also die lockere Geldpolitik der Notenbanken rund um den Globus, die Zündstoff für Diskussionen liefert. Die Entscheidung der Japaner, unbegrenzt Anleihen kaufen zu wollen und dafür die Drucker anzuschmeißen, wird scharf kritisiert. Einige werfen den Notenbankern vor, sie wollten mit ihrer expansiven Geldpolitik vor allem die eigene Währung schwächen. Wertet der Yen ab, werden japanische Produkte im Ausland billiger – davon kann eine derart exportorientierte Wirtschaft stark profitieren. Bisher wehrt sich Japans Notenbank gegen die Vorwürfe, auch andere Zentralbanken dementieren vorbeugend Gerüchte um einen globalen Abwertungswettlauf. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) betont immer wieder, dass die Notenbank ihr Mandat, die Preisstabilität, nicht aufgeben werde.

Währungshüter am Scheideweg

Trotzdem stehen die Währungshüter am Scheideweg. Sollen sie weiter Geld drucken und damit die Konjunktur ankurbeln? Oder wird es langsam Zeit, das Geld wieder abzuziehen? Ausgerechnet aus den USA, dem Heimatland des Gelddruckens, kommen Zweifel an der lockeren Geldpolitik. Einige Notenbanker der Fed warben zuletzt darum, die Anleihekäufe der Zentralbank lieber früher als später zu beenden. „Aus meiner Sicht sind die Risiken aus den Käufen seit Anfang 2012 höher als die damit erzielten Vorteile“, sagte US-Notenbanker Jeff Lacker dem „Handelsblatt“.

Allerdings hat die Fed ihre geldpolitischen Maßnahmen bisher immer mit der relativ hohen Arbeitslosenquote in den USA gerechtfertigt. Solange die nicht auf ein akzeptables Maß sinkt, dürften zumindest die Leitzinsen niedrig bleiben. Erst wenn die Quote auf unter 6,5 Prozent sinkt, werde wieder über höhere Zinsen nachgedacht. Damit rechnet die Fed allerdings erst 2015. Im letzten Monat lag die Quote bei 7,8 Prozent.

10 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 28.01.2013, 14:24 UhrSilverager

    @ DerOekonom

    Sie werden bemerkt haben, dass ich das Wort "Inflation" nicht einmal benutzt habe.
    Die Preissteigerungen bei den Gütern des täglichen Bedarfs sind evident.
    Eine von Ihnen gesehene Deflation der Sachwerte kann ich aber nirgendwo erkennen. Welche Sachwerte befinden sich denn in einer Deflationsspirale?
    Dass die angehäuften Schulden niemals zurückgezahlt werden können, das sehe ich auch.
    Allerdings kann man sie durch die künstlich niedrig gehaltene Zinspolitik und weitere Preissteigerungen langsam entwerten.
    Und damit komme ich doch noch zu dem Unwort: durch Inflation.

  • 28.01.2013, 09:32 UhrDerOekonom

    @Silverager

    das alles mag ja so sein.
    Aber haben Sie sich schon einmal gefragt, wie all die Preissteigerungen bei Aktien, Immobilien etc. finanziert werden?
    Quasi ausschließlich durch Schulden (manche nennen das auch vereinfacht "Gelddrucken", was natürlich Blödsinn ist).
    Schulden müssen am Ende aber leider IMMER zurückbezahlt werden. Entweder vom Schuldner (was der Normalfall sein sollte, mittlerweile jedoch völlig unmöglich ist) oder vom Gläubiger (durch Abschreibungen. Plakativstes Beispiel: "Schuldenschnitte").

    Mag man also bei den Konsumentenpreisen noch Preissteigerungen (nicht "Inflation") beobachten können, die Deflation bei Sachwerten ist bereits seit einigen Quartalen massiv am wirken.
    Meine ersten Kommentare hier dazu sind sicherlich schon 2 Jahre alt. Schon damals konnte man die heutige Entwicklung lange beobachten.

    Der Artikel hier schaut endlich mal in die Richtige Richtung. Glückwunsch an den Autor. Dennoch müssen sich sämtliche Wirtschaftsblätter die Frage gefallen lassen, warum das nicht schon viel früher Thema wurde.
    Vermutlich weil die Mainstream-Ökonomen schlichtweg nicht über entsprechende solide Bildung verfügen.

  • 27.01.2013, 14:37 UhrSilverager

    Von Deflation bei uns kann ich nichts sehen.
    Dass die offizielle Preissteigerungsraten so gering ausfallen, verdanken wir den hervorragenden Manipulationskünsten der europäischen Statistikbehörden, die mit Tausenden von Beamten die Teuerungsraten im Auftrag der Regierungen schönrechnen müssen.
    Wer allerdings einkaufen geht, tankt oder sich die Stromrechnung ansieht und mit den Preisen von vor zwei Jahren vergleicht, dem kann eine Preissteigerung weit über den offiziellen Zahlen nicht verborgen bleiben.
    Bei Aktien ist die enorme Steigerung relativ einfach aus den Indexständen abzulesen. Ebenso steil gehen die Wohnungspreise nach oben.
    Wie sich die perverse Geldvermehrung in Deflation ausdrücken sollte, bleibt das Geheimnis der Notenbanken und einiger Journalisten.

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