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Traditionelle Erzeuger
Die Zusammensetzung des Strompreises besteht einerseits aus den sogenannten "alten Energien", also traditionellen Erzeugern, die Kohle, Erdgas oder Kernbrennstoff in Strom umsetzen. Die Einkaufspreise für den genutzten Rohstoff variieren, so kostete etwa eine Tonne Steinkohle auf dem Weltmarkt im Jahr 2011 123,90 Dollar und eine Kilowattstunde Erdgas 0,263 Euro. Neben diesen Ankäufen fallen für Erzeuger die mit fossilen Kraftwerken arbeiten ebenfalls CO2-Abgaben an, die im Jahr 2011 durchschnittlich 11,45 Euro pro Tonne betrugen.
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Neue Energien
Das andere Standbein des Strompreises sind neue Energien aus regenerativen Quellen wie Wind, Biomasse und Sonne. Sie erhalten eine Förderung aus der EEG-Umlage, die jeder Stromverbraucher entrichtet. Grüner Strom wäre ohne diese Förderung auf dem Strommarkt derzeit noch längst nicht Konkurrenzfähig und wird deshalb von den Netzbetreibern an der Börse vermarktet.
Sowohl traditionelle als auch grüner Erzeuger übermitteln ihre Angebote an die Strombörse.
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Strombörse
An der Strombörse wird tagesaktuell der Strompreis mittels Angebot und Nachfrage ermittelt. Er setzt sich zu 30% aus Spitzenlaststrom - der bei hoher Leistungsnachfrage zu 0,069 Euro pro Kilowattstunde von speziellen Kraftwerken erzeugt wird - und zu 70% aus Grundlaststrom - mit einem Preis von 0,056 Euro die Kilowattstunde - zusammen.
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Verschiedener Strom
Der günstige Grundlaststrom deckt üblicherweise den normalen Tagesbedarf an Strom rund um die Uhr ab, lediglich zu Stoßzeiten wird der teurere Spitzenlaststrom benötigt. Bei einer übliche Zusammensetzung - bei dem Verhältnis von 30% zu 70% - ergab sich im Jahr 2011 ein Börsenpreis von etwa 6 Cent pro Kilowattstunde.
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Endverbraucher
Die Endverbraucher zahlen unterschiedlich viel für ihren Strom. Der Preis pro Kilowattstunde richtet sich danach, auf welcher Spannungsebene die Elektrizität geliefert wird und wie viel an zusätzlichen Abgaben - beispielsweise auch Steuern - anfällt. Tendenziell zahlen Haushalte am meisten, industrielle Großverbraucher am wenigsten.
Im Jahr 2011 betrug der Strompreis pro Kilowattstunde für...
- die energieintensive Industrie 6,08 Cent (bei 0,05 Cent EEG-Abgabe),
- für die Industrie zwischen 8,15 Cent und 11,63 Cent (bei 0,05 Cent bis 3,53 Cent EEG-Abgabe),
- für Gewerbe und Dienstleistungen 19,29 Cent (inklusive 3,53 Cent EEG-Abgabe),
- für private Haushalte 25,45 Cent (bei ebenfalls 3,53 Cent EEG-Abgabe). - Bild: dpa
EEG-Umlage
2011 bezahlte beispielsweise die energieintensive Industrie 37 Millionen Euro; Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen und private Haushalte jeweils 4,5 Milliarden. Die EEG-Umlage gleicht damit die Differenz zwischen dem Börsenpreis und den garantierten Vergütungen der Grünstromerzeuger aus. Die Einnahmen aus der EEG-Umlage werden verwendet, um die erneuerbaren Energien zu fördern und auszubauen.
Aber der Reihe nach. Mit einem überraschenden Vorstoß versucht Umweltminister Altmaier, die Strompreise in den Griff zu bekommen. Bis August, also noch vor der Bundestagswahl, soll eine Strompreis-Bremse wirken.
Die Ökostromumlage, die Verbraucher mit dem Strompreis mit bezahlen, soll für zwei Jahre eingefroren werden und danach nur noch um bis zu 2,5 Prozent pro Jahr steigen. Altmaier will das „Risiko steigender Preise“, wie er es nennt, von den Verbrauchern auf die verlagern, die von der Energiewende hin zu Strom aus Sonne, Wind und Biomasse profitieren. Das System der Subventionen gänzlich umzumodeln, dafür wäre vor der Bundestagswahl nicht genug Zeit. Genug Einigkeit über ein anderes System besteht ohnehin nicht.
Die Last soll auf mehreren Schultern verlagert werden
Der Umweltminister möchte Besitzer von Solaranlagen, die ihren Strom selbst verbrauchen, künftig an der EEG-Umlage beteiligen. Bisher profitieren diese nur von der Einspeisevergütung, für die die übrigen Verbraucher die Umlage zahlen. Damit würde die Last auf mehrere Schultern verlagert. Das wäre gut, ist aber schwer, für bestehende Anlagen durchzusetzen.
Auch sollen die Ausnahmen für Unternehmen stark begrenzt werden, die nicht oder sehr viel weniger Umlage für die erneuerbaren Energien zahlen. Das wirkt in die ähnlich Richtung wie der erste Schritt, ist aber schwer umzusetzen – gegen die Industrie und wohl auch gegen Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler.
Die Richtung des Strompreises: weiter nach oben
Richtig schwierig wird es, den Vorschlag umzusetzen, neue Anlagen nicht sofort von den bisher üblichen Subventionen profitieren zu lassen. Solche „Flexibilisierung“ dürfte Investitionen unkalkulierbar machen und ist kaum zu halten. Welche Bank vergibt da einen Kredit für unbekannte Rahmenbedingungen?
Altmaier will seinem Ruf als Arbeitstier gerecht werden und prescht vor – ohne Kollege Rösler einbezogen zu haben und trotz mächtiger Widerstände bei Ländern und Lobbyverbänden, die alle Vorteile vom bisherigen Fördersystem haben. Das freilich hat dafür gesorgt, dass Erneuerbare für die bestehenden Leitungen zu schnell und nicht immer wirtschaftlich ausgebaut werden.
Eins wird von seinem Konzept auf jeden Fall bleiben: Altmaier wird alle Kritiker und Bremser im Wahljahr darauf hinweisen können, dass sie nur seinen Plänen zustimmen müssten, um zumindest einige Probleme der Energiewende zu lösen. Allein: Der Strompreis wird nicht unbedingt stabil bleiben. Die Richtung zeigt weiter nach oben.