Die RTL-Mediengruppe will in München schon ab Juli 2013 und in anderen Gebieten ab 31. Dezember 2014 kein DVB-T mehr unterstützen. Das terrestrische Fernsehen sei dem Unternehmen nach einem Bericht des Berliner Tagesspiegels gemessen an den Zuschauerzahlen zu teuer und hinsichtlich der Investitionssicherheit zu risikoreich. Ob die Frequenzen für DVB-T auch noch nach 2020 zur Verfügung stehen würden, sei nicht erkennbar, begründet Marc Schröder, Geschäftsführer RTL interactive, gegenüber dem Tagesspiegel die Entscheidung.
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Lange Schatten
Nur wenige Deutsche schauen noch terrestrisches Fernsehen (4,4 Prozent), erhalten Bild und Ton also über die traditionelle Antenne und nicht via Satellit oder Kabel. Damit verlieren auch die Fernsehtürme nach und nach ihre ursprüngliche Bedeutung. Zwar nutzt die Deutsche Telekom, der die meisten Türme gehören, sie noch für die Richtfunktechnik und fürs digitale Antennenfernsehen und UKW-Radio. Aber für viele Städte, die sich einst solch einen Riesen als Touristenattraktion gewünscht hatten, sind sie Schatten der Vergangenheit.
Im Bild sehen Sie übrigens den Schatten des Düsseldorfer Rheinturms - dem zehntgrößten Fernmeldeturm Deutschlands. Nur noch drei der zehn größten deutschen Türme stehen Gästen offen, um die spektakuläre Aussicht zu genießen. Der Düsseldorfer Turm ist einer davon.
- Bild: Gregor Ciecior
Rheinturm Düsseldorf
Höhe: 240,5 Meter Fertigstellung: 1982 Spitzname: Fernsehturm Der Düsseldorfer Fernsehturm ist neben dem Berliner "Alex" und dem Olympiaturm München einer der öffentlich zugänglichen unter den zehn größten deutschen Fernmeldetürmen. Er verfügt über Gastronomie und wurde zusätzlich zu seiner Eigenschaft als Fernmeldeturm für den Besucherbetrieb als Aussichtsturm geplant. Der Düsseldorfer Fernmeldeturm verfügt außerdem an seiner der Altstadt zugewandten Seite über die größte Digitaluhr der Welt.
Für die anderen Türme finden sich keine Pächter, die sich um Gastronomie und Touristik kümmern wollen. Denn die Investitionen in einen modernen Brandschutz und eine neue Aufzugstechnik rechnen sich nicht mehr, zumal in Spitzenzeiten die Anzahl der Besucher beschränkt werden muss. Doch bevor die Telekom-Tochter Deutsche Funkturm überflüssig gewordene Türme zerstört, versucht sie, die Flächen dort anderweitig zu vermarkten.
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Berliner Fernsehturm
Höhe: 368 Meter Fertigstellung: 1969 Spitzname: Alex 1.200.000 Gäste besuchen jährlich die Kugel des Berliner Fernsehturms am Alexanderplatz. Touristisch ist der im Besitz der Deutschen Funkturm GmbH befindliche "Alex" also eine Attraktion. Der Fernmelde-Riese ist der größte Turm und hat auch einen Rekord zu bieten: Er ist das höchste Bauwerk Deutschlands.
- Bild: Nico Hofmann
Fernmeldeturm Nürnberg
Höhe: 292,8 Meter Fertigstellung: 1980 Spitzname: Nürnberger Ei Der Nürnberger Fernmeldeturm trägt den Spitznamen "Nürnberger Ei" aufgrund der Form seines Turmkorbes. Das Gebäude hat eine Gesamtmasse von 23.000 Tonnen.
- Bild: Steffen Müller
Fernsehturm Dresden
Höhe: 252 Meter Fertigstellung: 1969 Der Dresdner Fernsehturm besitzt eine für die zehn höchsten Fernmeldetürme Deutschlands ungewöhnliche Architektur. Der Schaft des Bauwerks besitzt einen Durchmesser von 21 Metern
- Bild: Holger Weinandt
Fernmeldeturm Koblenz
Höhe: 260,7 Meter Fertigstellung: 1976 Spitzname: Fernmeldeturm Kühkopf, Koblenz 10 Der Koblenzer Fernmeldeturm befindet sich außerhalb des Stadtzentrums. Auf eine Aussichtsplattform oder ein Restaurant wurde deswegen schon bei der Planung des Turms verzichtet.
- Bild: Ammoniumnitrat
Colonius Köln
Höhe: 266 Meter Fertigstellung: 1981 Der Kölner Fernmeldeturm, dessen Name durch einen Wettbewerb unter Kölner Bürgern festgelegt wurde, ist der höchste in Nordrhein-Westfalen und der siebthöchste in Deutschland. Er ist der Öffentlichkeit seit 1992 nicht mehr zugänglich. Während sich im Empfangsgebäude Architekten angesiedelt haben, stehen seit Anfang der neunziger Jahre die Gastronomie-Bereiche auf dem Turm leer.
- Bild: Thomas Wolf
Heinrich-Hertz-Turm Hamburg
Höhe: 279,2 Meter Fertigstellung: 1968 Spitzname: Fernsehturm Der Hamburger Fernsehturm wurde nach dem deutschen Physiker Heinrich Hertz benannt, der in Hamburg geboren wurde. Für den Turm gibt es bereits Pläne, neben dem Fernsehturm ein Hotel hochzuziehen und beides miteinander zu verbinden, zumal er direkt neben dem Messegelände steht.
- Bild: Axel Hindemith
Telemax Hannover
Höhe: 282,2 Meter Fertigstellung: 1980 Der Turmschaft des Telemax hat die Maße von 11 mal 11 Metern - der Turm hat keine zylindrische Bauweise, sondern einen quadratisch gestalteten Schaft.
- Bild: Pressebild
Olympiaturm München
Höhe: 291,3 Meter Fertigstellung: 1968 Der Olympiaturm München ist als einziger der zehn größten Fernmeldetürme Deutschlands nicht im Besitz der Deutschen Funkturm GmbH, sondern im Besitz der Münchener Stadtwerke. Er ist das zweithöchste Bauwerk Bayerns und wiegt 52.500 Tonnen (mit Fundament).
In Berlin ist die Situation besonders unangenehm, da dort DVB-T früh startete und 22 Prozent der Haushalte das terrestrische Fernsehen nutzen, so die Zeitung. Würden RTL, RTL2, Super RTL, Vox und N-TV abgeschaltet, wäre das für die Zuschauer vermutlich ein Grund, vom kostenlos empfangbaren DVB-T zu anderen Verbreitungswegen zu wechseln. In vielen Mietwohnungen ist Satellitenempfang weder möglich noch erlaubt, so dass kostenpflichtige Angebote wie Kabelfernsehen genutzt werden müssten, die die Fernsehnutzung verteuern.
Die wichtigsten Fragen zur neuen Rundfunkabgabe
Wen betrifft die neue Rundfunkgebühr?
Sie wird zunächst für jeden Haushalt und Betrieb fällig. Hartz-IV-Empfänger können einen Antrag auf Befreiung stellen. Menschen mit Behinderungen werden mit einem reduzierten Beitrag eingestuft. Bislang richtet sich der zu zahlende Betrag nach den vorhandenen Geräten.
Wie hoch wird die neue Rundfunkgebühr sein?
Ab 1.1.2013 kostet die Haushaltsabgabe 17,98 Euro pro Monat. Somit wird es nicht teurer fernzusehen, Radio zu hören oder im Internet zu surfen - zumindest für diejenigen, die schon zahlen.
Müssen also auch diejenigen Rundfunkgebühren zahlen, die kein Gerät besitzen?
Ja. Die Gebühr betrifft alle. Verfassungsrechtler haben die Rechtmäßigkeit bereits mehrfach geprüft.
Wann ist eine Befreiung möglich?
Wer Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II oder eine Ausbildungsförderung wie Bafög oder Ausbildungsgeld erhält, wird davon befreit - allerdings nur auf Antrag. Blinde oder stark Sehbehinderte, Gehörlose und schwer behinderte Menschen sind künftig nicht mehr grundsätzlich befreit. Sie sollen nunmehr einen ermäßigten Beitrag von einem Drittel der regulären Gebühr zahlen.
Was muss ich jetzt tun?
Der neue Rundfunkgebühren-Staatsvertrag soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten. Es ändert sich für bereits zahlende Kunden nichts.
Was passiert, wenn ich nicht zahle?
Wer seiner Anzeigepflicht nicht nachkommt oder den fälligen Rundfunkbeitrag länger als sechs Monate nicht oder nur teilweise zahlt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann.
Wird es weiterhin diese aufdringlichen GEZ-Beauftragten geben?
Nein. Die Schnüffelei der GEZ ist nicht mehr nötig. Da jeder zahlen muss, ist es egal, ob jemand Geräte hat oder nicht.
Welche Regelungen gelten für Betriebe?
Die Beiträge für Firmen werden künftig pro Betriebsstätte erhoben und nach der Zahl der Mitarbeiter gestaffelt.
Laut dem Marketingmagazin Werben & Verkaufen wären in Berlin sogar 1,17 Millionen Haushalte betroffen. Das gehe aus den Reichweitendaten der Marktforschungsinstitute AGF/GfK hervor. Ein tragfähiges Geschäftsmodell für DVB-T oder die Nachfolgetechnik DVB-T2 für HD-Sendungen sei nicht zu erkennen, so Marc Schröder gegenüber W&V. DVB-T sei bezogen auf die Haushalte, die damit zu erreichen seien, gegenüber Satellit und Kabel 30 Mal teurer.
In Nürnberg stellte die RTL-Gruppe die Verbreitung der Sender RTL, Vox, RTL II und Super RTL per DVB-T schon zum 31. Oktober 2010 ein. Die RTL-Gruppe hat die Frequenz zurückgegeben, da die Kanäle für den mobilen Internetzugang per LTE hätten gewechselt werden müssen. Damals verwies das Unternehmen schon auf mögliche Empfangsschwierigkeiten des terrestrischen Fernsehens bei parallelem LTE-Betrieb. RTL betonte bei der Nürnberg-Entscheidung, dass sie aus "medienpolitischen und medienrechtlichen Erwägungen" gefallen sei, die auch im gesamten Bundesgebiet gültig wären. Nur für Nürnberg sei bisher dabei jedoch ein Sonderkündigungsrecht entstanden.
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