Wenn Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Freitag die Zahlen für das erste Halbjahr vermeldet, dürfte kaum Jubelgeschrei aufbranden. Bei der RTL Group, der TV-Tochter und Cashcow der Mediengruppe, laufen die Geschäfte angesichts der schlappen Werbekonjunktur nur mäßig.
Der Nettogewinn schrumpfte um 15 Prozent auf 274 Millionen Euro. Einzig die Buchsparte Random House landete mit dem Hausfrauen-Porno „Shades of Grey“ einen Überraschungshit. Spannender sind andere Fragen: Wie macht Rabe dem wachstumsschwachen Riesen Beine? Welche internen Umbauten stehen an?
Die Voraussetzungen für spürbare Veränderungen sind besser denn je. Denn durch die jüngst vollzogene Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft und eine Kommanditgesellschaft auf Aktien kann Bertelsmann sich Kapital besorgen oder neue Partner an Bord holen, ohne den Einfluss der Eignerfamilie Mohn zu mindern.
Die hofeigenen Melkkühe stets weiter auszupumpen – die Strategie ist endlich. Entlastung durch neue Standbeine und Partner etwa im Buchgeschäft wären hilfreich. Als möglicher Zukauf gilt der wissenschaftliche Verlag Springer Science & Business, in dessen Aufsichtsrat Rabe bereits sitzt.
Ebenso drängt er offenbar mit Macht darauf, die Familie Jahr zu bewegen, ihre 25,1 Prozent am Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr gegen Bertelsmann-Anteile zu tauschen. Damit würde der Konzern sich G+J komplett einverleiben und könnte am G+J-Verlagssitz am Baumwall durchregieren – ungut für G+J-Vorstandschef Bernd Buchholz, der als angezählt gilt. Klar ist: In Zeiten, in denen andere Verlagshäuser wie Axel Springer ihr Image mit Digitalbohei aufpolieren, täten klare Zeichen nach draußen gut. Rabe muss liefern.