Mühelos krabbelt Spiderman eine Glasfassade entlang, stößt sich ab, stürzt in die Tiefe – und schwingt wie ein Pendel durch die Häuserschluchten von New York. Die Szenen im vierten Teil der Spinnensaga, der gerade in den Kinos angelaufen ist, wirken so perfekt choreografiert, als könne man sie nur am Computer erzeugen. Doch Regisseur Marc Webb hat die Einstellungen in monatelanger Kleinarbeit in den Straßen von Big Apple gedreht. Möglich machten es ein erfahrenes Stuntteam, Gerüste und Schienen – und ein weiterer heimlicher Superheld am Set: die Digitalkamera Red Epic.
„Herkömmliche Kameras hätten wir nie so schnell durch die Luft wirbeln können“, sagt Webb. Dafür sind andere Modelle zu schwer und klobig. Die Red dagegen ist mit 2,3 Kilogramm rund vier Mal so leicht wie herkömmliche Geräte. Als sie im Jahr 2008 auf den Markt kam, war sie die erste Digitalkamera, die genauso scharfe Bilder lieferte wie ein analoges 35-Millimeter-System. Heute gehört sie bei vielen Hollywood-Produktionen zum Standard.
Das beschert den Zuschauern schon in Dutzenden Filmen wie Fluch der Karibik oder Snow White and the Huntsman schnellere Kamerafahrten und waghalsigere Einstellungen. Und bald, glaubt Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson, verschafft die Digitaltechnik dem Publikum eine neue, „lebensechte“ Kinoerfahrung.
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Platz zehn: Alice im Wunderland
Viele Kinobesucher war die kleine blonde Alice, die dem sprechenden Kaninchen mit der Uhr in den Hasenbau und damit ins Wunderland folgt, aus dem Roman von Lewis Carroll bekannt oder einem der Filme, die es im vergangen Jahrhundert schon gegeben hatte. Die Neuverfilmung in 3D von Regisseur Tim Burton zeigte die Fantasie-Geschichte 2010 in neuen Dimensionen. 1,024 Milliarden US-Dollar spielte der Streifen mit Mia Wasikowska in der Hauptrolle und Johnny Depp als verrücktem Hutmacher ein. Das Budget hatte 200 Millionen Dollar betragen.
Bis vor Kurzem war er damit noch der neunterfolgreichste Film weltweit. Jetzt rutschte er einen Platz ab und landet damit gerade noch unter den Top Ten. Zu der Weltpremiere in London waren sogar Prinz Charles und dessen Gattin Camilla, Herzogin von Cornwall, gekommen.
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Platz neun: Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung
George Lucas' vierter Teil der gewaltigen Sternensaga spielte 1999 weltweit 924 Millionen US-Dollar ein. Das damalige Filmbudget lag bei 115 Millionen US-Dollar. Als der Film im Februar 2012 als 3D-Version erneut in die Kinos kam, klingelte es erneut kräuftig in der Kasse und knackte schließlich die Milliarden-Dollar-Marke.
Mit einem Einspielergebnis von nun 1,024 Milliarden Dollar sprang Episode I wieder unter die Top Ten der umsatzstärksten Filme. Die Star-Wars-Saga mit allen Filmen kommt derweil unter den erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten auf Platz drei. Zusammen spielten sie über 4,38 Milliarden Dollar ein.
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Platz acht: Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten
Captain Jack Sparrow kämpfte 2011 zum vierten Mal auf den Kinoleinwänden der Welt und der Piratenfilm von Regisseur Rob Marshall spielte damit 1,043 Milliarden US-Dollar ein. Die Produktionskosten hatten bei 250 Dollar gelegen.
US-Filmverleih Buena Vista konnte sich damit über einen großartigen Umsatz freuen und Hauptdarsteller Johnny Depp über eine Rekordgage: Allein für diesen Streifen soll der Hollywood-Star über 50 Millionen Dollar kassiert haben.
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Platz sieben: Toy Story 3
Der erste Teil war damals eine Kinorevolution, der Dritte ist der einzige vollanimierte Kinofilm der es auf die ewige Bestenliste der umsatzstärksten Filme geschafft hat: Toy Story 3 brachte 2010 1,024 Milliarden US-Dollar ein. Der Pixar-Film von Regisseur Lee Unkrich war mit einem Budget von 200 Millionen Dollar produziert worden.
Der Kinderfilm über die Geschichte des Jungen Andy, seines Lieblingsspielzeugs Woody und dessen Kollegen findet sich in der Erfolgsliste der Filmreihen auf Platz 14. Alle drei Filme zusammen brachten 1,948 Milliarden Dollar ein.
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Platz sechs: Fluch der Karibik 2
Der zweite Teil der Geschichten um den Piraten Captain Jack Sparrow hatte bereits zehn Wochen nach Kinostart weltweit die Milliarden-Dollar-Grenze durchbrochen. Insgesamt brachte der Film von Regisseur Gore Verbinski 2006 1,066 Milliarden Dollar ein. Das Budget: 225 Millionen Dollar.
Im Vergleich der erfolgreichsten Filmreihen gibt es Platz vier für die vier Piratenfilme mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Alle zusammen spielten über 3,7 Milliarden Dollar ein. Die Rekorde lohnten sich übrigens nicht nur für den US-Filmverleih . Hauptdarsteller Depp soll allein für die vier Teile - dank Gewinnbeteiligung - rund 350 Millionen Dollar kassiert haben.
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Platz fünf: Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs
Die Verfilmungen von Tolkiens Trilogie "Der Herr der Ringe" war ein voller Erfolg. Regisseur Peter Jacksons Szenerien wurden vielfach bewundert und mit zahlreichen Oskars ausgezeichnet. Auch die Zahlen der Produktion konnten sich am Ende sehen lassen: Teil drei, Die Rückkehr des Königs, landete mit einem Umsatz von 1,119 Milliarden US-Dollar in der Bestenliste der erfolgreichsten Filme. Derzeit liegt der Film über den Showdown in Mittelerde auf Platz fünf.
Die Produktionskosten des 2003 angelaufenen Films lag dafür gerade einmal bei 94 Millionen Dollar. Ein gutes Ergebnis für den US-Filmverleih New Line Cinema. Die Film-Trilogie hat übrigens auch ihren Platz auf der Liste der erfolgreichsten Filmreihen. Mit einem Einspielergebnis von insgesamt 2,917 Milliarden US-Dollar landet die Herr-der-Ringe-Reihe auf Platz sechs. Im Bereich der Film-Trilogien ist die Verfilmung von Hobbits, Orks und Co. sogar die Nummer eins.
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Platz vier: Transformers 3
Mit dem dritten Teil der Reihe landete Regisseur Michael Bay einen historischen Kassenschlager: 1,123 Milliarden US-Dollar brachte die Mischung aus Action und Science Fiction ein. Die Produktionskosten lagen bei 195 Millionen Dollar. Ein satter Gewinn für Paramount Pictures.
Auch die ganze Transformers-Reihe liegt auf der ewigen Bestenliste unter den Top Ten. Die Geschichten um den Kampf von Mensch und Robotern spielten zusammen 2,669 Milliarden Dollar ein und stehen damit auf Platz sieben. Im Vergleich der Trilogien sogar auf Platz zwei hinter Der Herr der Ringe.
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Platz drei: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2
Es war der letzte Akt der Harry Potter-Saga und es sollte im Kino der größte Erfolg der Reihe werden. Der achte Zauberfilm von Regisseur David Yates spielte 2011 insgesamt 1,328 Milliarden Dollar ein. Warner Bros. damaliges Budget lag nur bei 250 Millionen.
Bei den erfolgreichsten Filmreihen liegt die Harry Potter-Reihe auf Platz eins. Alle acht Filme zusammen spielten 7,706 Milliarden Dollar ein.
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Platz zwei: Titanic
Über ein Jahrzehnt stand der Film über Untergang des Luxusdampfers Titanic und die Liebesgeschichte zwischen Arbeiterjungen und Lady an der Spitze der umsatzstärksten Filme. Als Titanic über die Kinoleinwände flimmerte machte er die Hauptdarsteller Kate Winslet und Leonado DiCaprio über Nacht zu Stars und spielte 1,843 Milliarden Dollar ein. Das damalige Budget: 200 Millionen.
Mit dem 100-jährigen Jahrestag des Titanic-Untergangs kommt die Co-Produktion von 20th Century Fox und Paramount Pictures nun als 3D-Film erneut in die Kinos. Ob er dann wieder an die Spitze ziehen wird, bleibt abzuwarten.
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Platz eins: Avatar - Aufbruch nach Pandora
Nach dreizehn Jahren überholte Regisseur James Cameron 2009 seinen eigenen Rekord und setzte die Pocahontas ähnliche Geschichte an die Spitze der ewigen Kino-Charts. Das teilweise computeranimierte und mit neuesten 3D-Kameras gefilmte Science-Fiction-Spektakel steht bis jetzt an der Spitze.
Das Budget des Films lag damals bei 237 Millionen US-Dollar. Eingespielt hat die Produktion des 20th Centry Fox-Filmverleihs am Ende 2,468 Milliarden Dollar.
Jackson hat die erste Folge seiner Hobbit-Reihe, die im Dezember in die Kinos kommt, digital und mit 48 Bildern pro Sekunde gedreht. Bisher waren 24 Aufnahmen in der Sekunde Standard. Diese nun viel dichtere Bildfolge soll dafür sorgen, dass es vor allem bei schnellen Kameraschwenks, zum Beispiel bei Verfolgungsjagden, keine Unschärfen mehr gibt.
Doch die Digitalisierung verändert nicht nur das Leinwanderlebnis. Sie bringt auch der Kinoindustrie den größten Umbruch, seit der Ton- den Stummfilm verdrängt hat. Denn mit dem Siegeszug der neuen hochauflösenden Digitalkameras, wie sie seit 2010 auch der deutsche Hersteller Arri unter dem Namen Alexa anbietet, stirbt der herkömmliche Film aus.
Mit der digitalen Revolution kommen 100 Jahre Kinotechnik an ihr Ende.
Atemberaubende Auflösung
So werden Regisseure in diesem Jahr laut den englischen Marktanalysten von IHS weltweit nur noch eine Million Kilometer Film verbrauchen, 2008 waren es noch vier Millionen. Auch die Kinos rüsten um. Anfang 2012 waren weltweit erstmals mehr Säle mit Digital- als mit Filmprojektoren ausgestattet. Der letzte Rohfilm, 35 Millimeter breit und seitlich pro Bild sechsfach gelocht, wird 2015 belichtet, prophezeien die IHS-Experten.
Initiiert hat diesen Umbruch James Jannard – ausgerechnet ein Liebhaber des Analogen. Denn Jannard, Gründer der US-Brillenmarke Oakley und Multimilliardär, besitzt neben vier Flugzeugen eine Sammlung von rund 1000 alten Fotoapparaten und Filmkameras. Weil der 63-Jährige mit der Leistung digitaler Aufzeichnungsgeräte unzufrieden war, beschloss er 2004, eine eigene Kamera zu entwickeln. Sein Ziel: Die Bildqualität sollte mit 35-Millimeter-Film mithalten können.
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