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Erste Anbieter starten Zweitmarkt: So lässt sich Digitalmusik legal weitergeben

von Oliver Voß

Immer mehr Menschen besitzen Bücher, Musik oder Filme nur noch als E-Book oder MP3-Datei. Die aber lassen sich bisher kaum legal weitergeben oder verschenken. Nun aber starten erste Anbieter den digitalen Zweitmarkt. Das freut die Kunden – und alarmiert die großen Medienkonzerne.

eBook-Reader Quelle: dpa
Ebook-Reader sind nur wenig billiger als ihre gedruckten Pendants, aber weiter verkaufen oder verschenken kann man sie nicht Quelle: dpa

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Millionen Deutsche stöbern allwöchentlich auf Trödelmärkten, suchen nach Schätzen und Schnäppchen oder versilbern vermeintlich alten Plunder. Im zunehmend digitalen Zeitalter aber gerät der Flohmarkt auf die Liste der bedrohten Arten, denn immer mehr Warenquellen versiegen. Aus CDs werden MP3-Dateien, aus Taschenbüchern E-Books, und statt DVDs gibt es Filme als Download aus dem Internet.

Die Digitalisierung der Unterhaltungsindustrie vollzieht sich immer schneller. Im vorigen Jahr wurde nach Berechnungen der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers bereits ein knappes Drittel aller Medien digital verkauft. Musik, Filme oder Bücher auf dem PC, Smartphone oder Tablet sind praktisch und beliebt. Doch die digitalen Daten haben ein gravierendes Manko: Aus Angst vor unkontrollierter Vervielfältigung verhindern Studios, Labels und Verlage bisher die freie Handelbarkeit legal erworbener elektronischer Güter.

Kunden wollen verschenken und verleihen

Dagegen laufen nicht nur immer mehr Kunden Sturm. Sie wollen ihre elektronischen Schmöker, Musikstücke oder Filme – wie aus analoger Zeit gewöhnt – gerne verleihen, verkaufen oder verschenken. Inzwischen legen sich auch erste innovative Dienstleister mit den Branchenriesen an. Sie bauen digitale Flohmärkte für MP3-Dateien oder E-Books auf.

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Immerhin schneiden Amazon, Apple & Co. nicht nur die Nachschubwege für Flohmärkte ab. Vor allem hebeln sie ein essenzielles Grundprinzip der Marktwirtschaft aus, dass nämlich erst die freie Handelbarkeit von Waren die faire Preisbildung ermöglicht. Genau das aber verhindern die digitalen Branchenriesen, indem sie die Rechte der Konsumenten mit gut versteckten Klauseln in den Tiefen unverständlicher Geschäftsbedingungen beschneiden. Denn wo "Kaufen" draufsteht, steckt tatsächlich oft nur ein "Nutzungsrecht" drin.

Gleicher Preis, weniger Rechte

Das ist auch Tim Krieger inzwischen übel aufgestoßen. Der Mitarbeiter eines Hamburger Verlages sucht auf den Märkten der Hansestadt gern nach Schnäppchen. Und auch selbst hat der 32-Jährige oft Kisten auf Flohmärkte geschleppt, um Platz im Regal zu schaffen. Seit vergangenem Weihnachten allerdings schmökert Krieger Bücher vor allem auf Amazons Lesegerät Kindle. Nun blockieren die ausgelesenen E-Books – statt Raum im Regal – Speicherplatz auf dem Lesegerät. "Obwohl die Kosten für den Druck wegfallen, zahle ich für ein digitales Buch fast den gleichen Preis wie für das physische Exemplar", schimpft Krieger. "Und dann kann ich es nicht einmal mehr weiterverkaufen."

Unterstützung bekommen Kunden wie er inzwischen von Verbraucherschützern. "Wer sich ein Buch herunterlädt, sollte nicht anders dastehen als jemand, der eine gebundene Ausgabe im Laden kauft", fordert Helke Heidemann-Peuser, Referatsleiterin beim Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). Der führt derzeit vor Gerichten in Dortmund und Hamburg mehrere Musterklagen gegen Online-Buchhändler und Spielefirmen.

2 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 07.10.2012, 04:22 UhrBSch

    Ich habe noch nie einen Artikel mit so viel praktischem Nutzwert gelesen wie diesen. Interessant geschrieben, die wesentlichen Namen wohl alle erwähnt, so dass man diese leicht im Netz findet und Überflüssiges weggelassen. Danke für die sehr gute Gebrauchsanweisung. Mir war z.B. bislang noch gar nicht bekannt, dass es eine Onleihe bei meiner Biblikothek hier gibt und dass ich dort z.B. ältere Spiegel-Ausgaben mir ausleihen kann. Super!

  • 06.10.2012, 16:02 Uhrpronali

    Aendern tut sich gar nichts, es wird eigentlich noch schlimmer, wenn man sich vorstellt fuer 10euro ein Buch zu leihen. Die Leute wuerden auf die Barrikaden gehen wenn Sie bei Amazon fuer ein Buch 20Euro bezahlen und es nach 2 Monaten wieder zurueck schicken muessten. Leider kapieren das die Verleger nocht nicht.. uninnovativ, rumdrucksend, defensiv. Hauptsache wir schuetzen irgendwie den status quo. Teilweise sogar mit Klagen etc.. bloss nicht ueber Fortschritt nachdenken.. eigentlich eine schlimme Zeit in der wir Leben...

    Ich wollte mir letztens ein eBook kaufen (nicht in Europa, daher digital), denken Sie es gibt irgendeinen Anbieter, bei dem Sie ein eBook fuer 10euro kriegen, dass kein DRM-,Leih- oder sonstigen Zwangskram hat? Fehlanzeige. Solange dies so bleibt, wird auch der Konsum nur marginal sein. Bei mp3's wurde der Fehler schon gemacht und korrigiert, warum macht man den selben Fehler nochmal? Gier und Faulheit der Manager. Als Absolvent der Informatik empfinde ich das als Schande.

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