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Goldreserven: Eine eindeutige Botschaft der Bundesbank

von Frank Doll

Wer einen Teil seines Geldes in Gold anlegen will, sollte es physisch besitzen und möglichst dort aufbewahren, wo es am wenigsten wahrscheinlich ist, dass es ihm weggenommen wird. Deshalb plant die Bundesbank nun die Rückführung aus dem Ausland.

Die Bundesbank will Goldreserven wieder im eigenen Tresor lagern. Quelle: dpa
Die Bundesbank will Goldreserven wieder im eigenen Tresor lagern. Quelle: dpa

Es hatte sich schon vor Monaten angekündigt. In einer Rede Ende September 2012 hatte Bundesbank-Chef Jens Weidmann Gold als zeitlosen Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel beschrieben. Jetzt will er diesen Worten offenbar Taten folgen lassen und weitere Bestände der deutschen Goldreserven, die in New York bei der dortigen Federal Reserve Bank, in London bei der Bank of England und in Paris bei der Banque de France verwahrt werden, nach Deutschland zurückführen.

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Schon 2000 und 2001 hatte die Bundesbank ihren Bestand in London von vormals 1440 auf 500 Tonnen reduziert – um Lagerkosten zu sparen, so die offizielle Begründung. Während die Bundesbank für die Verwahrung in New York und Paris nichts bezahlen muss, verlangt die Bank of England 0,035 Pfund Sterling pro Barren und Nacht. Auch die jährlichen Verkäufe an das Bundesfinanzministerium zur Prägung von Goldmünzen wickelt die Bundesbank seit 2007 über London ab. Deshalb hat sich der Bestand dort weiter reduziert auf rund 450 oder gut 13 Prozent des insgesamt 3396 Tonnen schweren deutschen Goldschatzes. Mit der Repatriierungsaktion aus London füllte die Bundesbank ganz lautlos und diskret die Tresorräume in der Frankfurter Zentrale. Dokumentiert und inventarisiert lagern inzwischen 1036 Tonnen oder rund 31 Prozent vom Goldschatz in Deutschland. Vor über zehn Jahren waren es zeitweise weniger als fünf Prozent. Der größte Teil des deutschen Goldes - 1536 Tonnen oder 45 Prozent - wird noch in New York verwahrt. Auf Paris entfallen 374 Tonnen oder elf Prozent der Goldreserven.

In jedem guten Piratenfilm spielen sie eine tragende Rolle. Doch Goldmünzen sind längst nicht nur etwas für Schatzsucher. Inflationsängste und die Schwäche anderer Anlageformen machen physisches Gold gerade für Anleger attraktiv. Womit man den Werterhalt seines Geldes sichert und zudem noch etwas fürs Auge im Depot hat.

 

Foto: fotolia.com

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Die Aufbewahrung im Ausland habe sich „historisch und marktbedingt so ergeben“, weil das Gold an diesen Handelsplätzen einst an die Bundesbank übertragen wurde. Doch der Kalte Krieg ist vorbei, und mit Gold werden keine Forderungen unter Notenbanken mehr beglichen. Dieser Mechanismus zum Ausgleich von Ungleichgewichten der Zahlungsbilanzen endete 1973, als die USA den Gold-Devisen-Standard von Bretton Woods aufkündigten. Warum also nicht das Gold, das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg dank seiner hohen Exportüberschüsse angehäuft hat, nach Deutschland zurückholen? Sicher ist sicher.

Darauf reagierte die Bundesbank in der Vergangenheit immer mal wieder anders. Lange hieß es bei der Bundesbank, dass das Gold im Ausland bleibe, solange die Lagerung dort kostengünstiger sei als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen. Dann wieder betont die Bundesbank, dass die Goldbestände ihre Funktion als Währungsreserven besser erfüllen könnten, wenn sie im Bedarfsfall ohne logistische Einschränkungen in gängige Reservewährung eingetauscht werden können. Im Falle einer Währungskrise könnte etwa das Gold in New York und London rasch in Dollar oder Pfund Sterling getauscht werden. Weil dieses Argument für Paris nach Einführung des Euro nicht mehr zieht, gibt es auch keinen zwingenden Grund mehr für eine Lagerung in Frankreich. Nach Informationen des „Handelsblatts“ will die Bundesbank deshalb in Zukunft kein Gold mehr in Paris horten. Das klingt nicht wie ein unbedingter Vertrauensbeweis in den Euro.

Nachdem der Bundesrechnungshof im Oktober in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages kritisiert hatte, dass die bei Notenbanken im Ausland gelagerten deutschen Goldreserven „noch nie von der Bundesbank selbst oder durch andere unabhängige Prüfer körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht geprüft" worden sind, will die Bundesbank bis 2015 aber auch mindestens 150 Tonnen aus New York nach Deutschland holen, um es hier einzuschmelzen und auf Menge und Echtheit zu prüfen. Dass das Gold anschließend wieder zurück nach New York geht, ist unwahrscheinlich.

Offizielle Gründe für die Umlagerung der deutschen Goldreserven gibt es also verschiedene, aber hinter der Entscheidung der Bundesbank verbirgt sich auch eine ziemlich eindeutige Botschaft: Wer einen Teil seines Geldes in Gold anlegen will, sollte es physisch besitzen und möglichst dort aufbewahren, wo es am wenigsten wahrscheinlich ist, dass es ihm weggenommen wird. Nur bares Gold ist wahres Gold.

5 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 16.01.2013, 11:48 UhrSteuerzahler

    Was genau heisst 'verloren'? Verdampfen wird es nicht, hoechstens in neuen Giessformen und Schmelztiegeln eine Schicht bilden, die wird aber nicht immer dicker. Solange man also nur gebrauchte Tiegel und Formen nutzt sollte also nichts verloren gehen.

  • 15.01.2013, 18:14 Uhrthamouz

    Jetzt kann man verstehen, warum der EURO von Deutschland so gestuetzt wurde. Haette Frankreich noch seinen France, wuerde dieser mit der Rueckholung deutscher Goldreserven seinen groessten Tiefflug erleben. ; - )

  • 15.01.2013, 17:17 UhrAlois

    Ich fürchte, die Deutschen werden von ihrem Gold nicht viel haben. Am Ende haftet D, d.h. die Bürger, für die Schulden der Euro-Staaten. Dann wird das Gold doch wieder in New York und London landen. Griechenland hat kein Gold rausgerückt und sich von anderen finanzieren lassen, das wird "man" sich von D nicht bieten lassen.

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