ThemaSchuldenkrise

alles zum Thema
_

Hafenstadt Perama: Wie hart die Krise die Griechen wirklich trifft

von Katja Köllen

Keine Investoren, weniger Geld und immer mehr Arbeitslose: Die Hafenstadt Perama war einmal einer der produktivsten Orte Griechenlands. Heute sind dort neun von zehn Bewohnern arbeitslos.

Das Hafengelände von Perama: Keine Menschen in Sicht. Geschäftiges Treiben gehört hier schon seit ein paar Jahren der Vergangenheit an. Quelle: Katja Köllen
Das Hafengelände von Perama: Keine Menschen in Sicht. Geschäftiges Treiben gehört hier schon seit ein paar Jahren der Vergangenheit an. Quelle: Katja Köllen

Trostlos wirkt die Gegend, die einst als eine der produktivsten für Schiffsbau und –reparaturen in Griechenland galt. Noch vor wenigen Jahren wurden in Perama, einem Vorort von Piräus jährlich hunderte von Schiffen repariert und mehrere Millionen Container umgeschifft.

Anzeige
huGO-BildID: 28990759 German Chancellor Angela Merkel and Finance Minister Wolfgang Schaeuble wait to vote on financial help for Greece at the lower house of parliament, the Bundestag, in Berlin November 30, 2012. German lawmakers approved by a large majority on Friday a package of measures aimed at cutting Greece's debt load to 124 percent by 2020. The vote was seen as a key test of Chancellor Angela Merkel's authority over her centre-right coalition ahead of federal elections next September. REUTERS/Wolfgang Rattay (GERMANY - Tags: POLITICS BUSINESS) Quelle: REUTERS
huGO-BildID: 28990759 German Chancellor Angela Merkel and Finance Minister Wolfgang Schaeuble wait to vote on financial help for Greece at the lower house of parliament, the Bundestag, in Berlin November 30, 2012. German lawmakers approved by a large majority on Friday a package of measures aimed at cutting Greece's debt load to 124 percent by 2020. The vote was seen as a key test of Chancellor Angela Merkel's authority over her centre-right coalition ahead of federal elections next September. REUTERS/Wolfgang Rattay (GERMANY - Tags: POLITICS BUSINESS) Quelle: REUTERS

Damals arbeiteten 15.000 Menschen in Peramas Hafenzone. 500 bis 600 Transport- und Kreuzfahrtschiffe wurden jährlich hier repariert. Die technische Ausstattung und das Know-How aus Perama war weltweit geschätzt. Die Arbeit in Perama zählte zu den hochwertigsten in der Branche. Und das wiederum bescherte den Griechen Umsätze im zweistelligen Milliardenbereich. Perama hatte bis 2008 praktisch keine arbeitslosen Bewohner.

Griechenland IWF und EZB wollen den Schuldenschnitt

Beide Institutionen plädieren für einen Forderungsverzicht, ohne den Athen die Auflagen nicht erfüllen könne. Der SPD-Kanzlerkandidat fordert die Bundesregierung derweil auf, der Bevölkerung reinen Wein einzuschütten.

Griechenland: IWF und EZB wollen den Schuldenschnitt

Mittlerweile sind in der Hafenstadt mit ihren rund 25.000 Einwohnern neun von zehn Menschen arbeitslos. Wer die Gegend verlassen kann, um woanders Arbeit oder einfach eine günstigere Unterkunft zu finden, geht weg.

Tausende Firmen betroffen

Auch die Einfahrt zum Hafengelände von Perama wirkt verlassen. Nur noch gelegentlich knattert ein Motorroller durch das offene Tor und verschwindet hinter einer rostigen Jacht. Das Boot blieb vor vier Jahren dort liegen, als der Bootsbauer pleiteging. Die mehrspurige Straße vor dem Hafen und die großen Docks zeugen davon, dass hier einmal geschäftiges Treiben herrschte.

Die rostige Jacht, die neben dem Gebäude der Hafenleitung in Perama auf dem trockenen steht, ist ein Symbol für die gescheiterten Schiffsbauer Quelle: Katja Köllen
Die rostige Jacht, die neben dem Gebäude der Hafenleitung in Perama auf dem trockenen steht, ist ein Symbol für die gescheiterten Schiffsbauer: Sie blieb vor vier Jahren dort liegen, als der verantwortliche Bootsbauer pleiteging. Quelle: Katja Köllen

2007 lagen die Einnahmen im Hafengebiet von Perama bei acht bis zehn Milliarden Dollar jährlich. „Mittlerweile sind wir auf rund 100 Millionen Dollar herunter“, sagt Antonios Athanasopoulos, Präsident des Verbands für Schiffsbauer und Schiffsreparatur-Firmen in Piräus. Seitdem sind in Perama rund 10.000 Menschen arbeitslos geworden, die in den Docks und im Bereich der Schiffsreparaturen arbeiteten.

Mit Teilzeit, Kurzschichten und mehr Arbeit für weniger Lohn versuchten die Firmen in Perama einen Teil der Jobs zu retten: „Es ist Teil der Arbeitsreform, dass mit verschiedenen Verfahren versucht wird, die Arbeiter zu halten“, so Athanasopoulos. Ergebnis: 30 Prozent der ursprünglichen Hafenarbeiter haben in Perama noch einen Job. Fest angestellt ist nur noch jeder Zehnte.

Würde Perama vollständig schließen, wären nicht nur die verbliebenen 650 Firmen im Hafen betroffen, sondern auch zahlreiche weitere griechische Unternehmen außerhalb der Hafenmauern. Etwa 1.500 Firmen, so Athanasopoulos, die zum Beispiel als Zulieferer für den Hafen arbeiten, kämen in Schwierigkeiten.

7 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 30.11.2012, 10:31 Uhrv6yz

    Bitte genauer! Wie haben sich die Reparaturkosten im Hafen verändert? Wie hoch sind dieKosten für vergleichbare Arbeiten in Türkischen Häfen ? Zur Erinnerung: TAiPED wurde von griechischen Polotikern handlungsunfähig gemacht.Wie hat sich der Anteil der Schattenwirtschaft an der wirtschaftlichen Leistung (BIP) in den letzten 5 Jahren verändert ?

  • 30.11.2012, 09:51 UhrLeopold

    Griechenland ist wirklich arm dran. Aber nicht viel ärmer als die Realität in Deutschland. Die EU sollte aufhören, die Staatsanleihen der Staaten zu decken und sich auf die Länder und Völker konzentrieren. Dann könnte man auch helfen! Mit wesentlich weniger Geld! Aber die EU ist nun mal von der Finanzwirtschaft getriggert!

  • 30.11.2012, 07:41 UhrBen-Wa

    Den EU-Superstaat will allerdings nur eine überschaubar kleine Clique unverantwortlicher, größenwahnsinniger, sich selbst überschätzender und überheblicher DEUTSCHER Politiker - vielleicht 40 Personen. Und ein paar hundert Mitläufer und natürlich noch ein Haufen fehlinformierter, ideologiebesoffener Hirngewaschenen. In den anderen europäischen Nationen sieht es völlig anders aus. Diese kleine Clique stürzt Deutschland und Europa in die größte Katastrophe seit 1945.
    Die größere EUROkratennomenklatura in Brüssel gehört natürlich auch dazu. Aber die wirkt ohnehin in einer Blase - wie früher in der Sowjetunion das Politbüro und die KPdSU-Parteitage. Im Westen nichts Neues!

Alle Kommentare lesen
weitere Fotostrecken

Blogs

Familien-Fracking
Familien-Fracking

Auf der Suche nach Wahlkampfthemen ist jetzt die Familienförderung dran. Dahinter verbirgt sich ein neues...

    Folgen Sie uns im Social Web

Deutsche Unternehmerbörse - www.dub.de
DAS PORTAL FÜR FIRMENVERKÄUFE
– Provisionsfrei, unabhängig, neutral –
Angebote Gesuche




.