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JP Morgan und Goldman Sachs: Die großen Geldverdiener geraten unter Druck

von Sebastian Ertinger Quelle: Handelsblatt Online

Sie sind wieder dick im Geschäft: Die Wall-Street-Größen Goldman Sachs und JP Morgan verdienen prächtig. Doch Skandale, Strafen sowie härtere Regeln und schrumpfende Margen trüben die Freude der Spitzeninstitute.

Besonders Gewinne im Handel beflügeln das Geschäft von Goldman Sachs und JP Morgan. Quelle: Reuters
Besonders Gewinne im Handel beflügeln das Geschäft von Goldman Sachs und JP Morgan. Quelle: Reuters

New York/DüsseldorfDie Top-Banken der Wall Street lassen die Ausläufer der Konjunkturflaute in Europa und die Sorgen um die Weltwirtschaft hinter. Die Finanzkrise ist für sie endgültig vorbei. Lloyd Blankfein und Jamie Dimon, die Chefs der Großbanken Goldman Sachs und JP Morgan, melden satte Gewinne.

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Goldman Sachs verdreifacht im vierten Quartal den Gewinn fast. Das Nettoergebnis klettert auf 2,9 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum war es eine Milliarde Dollar. Das Geldhaus verbucht im vierten Quartal Einnahmen von 9,24 Milliarden Dollar, während Analysten im Schnitt nur von 7,91 Milliarden ausgegangen waren. Im gesamten Jahr erzielt die Investmentbank einen Nettogewinn von rund 7,5 Milliarden Dollar und einen Umsatz von 34,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn klettert um 68 Prozent. Die Bank übertrifft damit die Erwartungen der Analysten. Die Aktien legten um 1,9 Prozent zu.

Auch JP Morgan Chase steigert im vierten Quartal das Ergebnis. Der Nettogewinn klettert auf 5,69 Milliarden Dollar von 3,73 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum, teilte die Bank mit. Den Umsatz beziffert die Bank auf 24,4 Milliarden Dollar. Die Bank liegt damit im Rahmen der Analysten-Erwartungen.

Für das Gesamtjahr 2012 meldete die Bank einen Gewinnsprung auf 21,3 Milliarden Dollar. Im Vorjahr bezifferte sich der Nettogewinn auf 19 Milliarden Dollar. Der Umsatz blieb hingegen stabil bei rund 100 Milliarden Dollar. Die Aktien von JP Morgan verloren nach Bekanntgabe der Zahlen um 1,4 Prozent.

Besonders das einst gescholtene Investment-Banking beschert den Leitwölfen der Finanzbranche üppige Erlöse. Im Aktien- und Anleihehandel sowie mit Rohstoffen und Devisen verdienen die Banken wieder richtig Geld. Auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Andere Institute stutzen diesen Geschäftszweig hingegen radikal. So streichen etwa die Schweizer UBS, die Royal Bank of Scotland oder Barclays massiv Jobs in diesem Bereich. Auch Morgan Stanley entlässt Investmentbanker.

Doch auf die glänzenden Gewinne fallen Schatten und trüben die Freude von Blankfein und Dimon. Ein Händlerskandal schlägt bei JP Morgan auf das Jahresergebnis. Ein als „Londoner Wal“ bekannt gewordener Händler hatte mit riskanten Wetten der Bank im vergangenen Jahr einen Verlust von fast sechs Milliarden Dollar beschert. Der Skandal kostete Ina Drew den Job, die als Chief Investment Officer für die Abteilung zuständig war. Drew galt als Vertraute von Konzernchef Jamie Dimon.

Die US-Regulierer rügten nun das Unternehmen im Umgang mit dem Skandal. Die US-Notenbank Fed und das Office of the Comptroller of the Currency (OCC), die Bankenaufsicht des Finanzministeriums, forderten JP Morgan Chase auf, die „Defizite“ in ihrer internen Risikoaufsicht abzustellen. Als „Sturm im Wasserglas“ hatte Dimon die Probleme in der Londoner Investment-Abteilung Mitte April vergangenen Jahres noch abgetan. Nun kostet ihn der Skandal seinen Bonus.


Flexibler Bonustermin bei Goldman – ein Steuersparmodell

Auch Goldman Sachs gerät immer wieder negativ in die Schlagzeilen. Zuletzt dachten die Manager des Hauses angeblich darüber nach, die Auszahlung von Boni an die Londoner Banker auf die Zeit nach dem 6. April zu verschieben. An diesem Tag sinkt der Spitzensatz der britischen Einkommensteuer von 50 Prozent auf 45 Prozent.

In den USA war die Bank vor wenigen Wochen noch den umgekehrten Weg gegangen. Die Prämien für wichtige Wall-Street-Banker waren ins alte Jahr vorgezogen worden, um der Anhebung des Spitzensteuersatzes zum 1. Januar zuvorzukommen. Die Verschiebung in London will das Haus nun aber offenbar zurücknehmen.

Darüber hinaus drohen beiden Häusern weiterhin Millionen- oder gar Milliardenschäden aus verschiedenen Klagen oder Strafen der Aufseher, etwa wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise.

Besonders JP Morgan steht außerdem im herkömmlichen Bankgeschäft unter Druck. Denn die Margen bei der Kreditvergabe sinken deutlich. Die Spanne zwischen den niedrigen Zinsen der US-Notenbank Fed und dem Satz, mit dem die Banken die Kredite an Unternehmen und Privatkunden weiterreichen, schrumpft. Dies zeigen Daten der Federal Deposit Insurance Corporation. „Die Banken stehen vor einem wirklich interessanten Problem“, meint Brad Hintz, Analyst beim Investmenthaus AllianceBernstein.

Diese Entwicklung zeigte sich bereits bei der US-Bank mit dem größten Börsenwert, Wells Fargo aus San Francisco. Die reine Geschäftsbank legte bereits vergangene Woche ihre Bilanz vor und meldete Rekordgewinne. Doch die Margen gerieten unter Druck. Anleger stießen die Aktien deshalb ab. Neben JP Morgan dürfte dies auch die Bank of America und die Citigroup belasten.

Auch bei Goldman Sachs steht die Strategie in Frage – trotz des exzellenten Ergebnisses. „Die große Frage ist, wie soll die Umwandlung vom Handelsgeschäft zu anderen Strategien funktionieren, mit denen man Geld verdienen kann“, meint Benjamin Wallace, Analyst beim Investmenthaus Grimes & Co.

Schließlich drohen härtere Regeln die üppigen Gewinne zu schmälern. Zwar wurde die Einführung der unter dem Stichwort Basel III bekannten internationalen, strengen Eigenkapitalvorschriften in den USA im November auf unbestimmte Zeit vertagt. Doch auch in den USA schauen Politiker und Aufseher den Bankchefs Blankfein und Dimon sowie ihren Angestellten immer genauer auf die Finger.

1 KommentarAlle Kommentare lesen
  • 16.01.2013, 15:51 Uhrraentnaer

    Auf die Finger habe sie auch vor der Krise geschaut. Damals ist dann auch schon öfter mal was rausgesprungen. Wie erklärt man sich das Einknicken der Politiker heute? Ich habe noch die Stimmen von Merkel, Steinbrück und EU-Granden im Kopf, die unisono die Banken in die Schranken weisen wollten. Was bleibt? Die Wette, dass wir ganz sicher in der nächsten Krise in wenn´s gut geht 3 bis 5 Jahren alle verarmt sind ausser?

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