Noch immer bringt der Kurznachrichtendienst SMS den Telefongesellschaften gute Umsätze ein. Doch das Angebot verliert an Attraktivität, denn gemessen an heutigen digitalen Standards ist die schlichte 160-Zeichen-Nachricht regelrecht antiquiert. Schaut man sich Kurznachrichtendienste wie WhatsApp, Apple iMessage oder den Facebook Messenger an, wird deutlich, dass andere Softwareentwickler die deutschen Mobilfunkanbieter längst überholt haben und damit beim Kunden sehr erfolgreich sind. Das soll sich ändern. 2013 kommt Joyn – der Nachfolger der SMS.
Joyn kann ohne Zweifel jede Menge: Fotos und Videos verschicken, Dateien anhängen und sogar Gruppenchats durchführen. Bunter, mobiler, abwechslungsreicher soll der neue Dienst mit dem sonnengelbem Logo sein. Zusätzlich können Kontakte sowie deren Signalstärke geortet werden. Ist die Verbindung des gewünschten Kontaktes nicht ausreichend, wird zum Beispiel die Video-Telefonie gar nicht erst angeboten.
Das klingt einerseits vielversprechend. Andererseits sind viele der neuen Funktionen bei anderen Anbietern längst Standard.
Netz-Tipp für Manager: Deutsche Telekom
Bedarf
Acht Stunden Sprachtelefonie; Gesprächsverteilung Festnetz-Mobil: 2/3 zu 1/3; zwei Gigabyte Datenvolumen, mittlere Datengeschwindigkeit
Top-Anbieter
Mit der höchsten Sprachqualität und den stabilsten Verbindungen sowohl innerstädtisch als – insbesondere – auch auf dem Land ist das T-Mobile-Netz der Telekom in diesem Szenario eindeutig die beste Wahl
Alternativen
Innerstädtisch empfehlen sich Vodafone mit ebenfalls hoher Sprachqualität und schnellem Verbindungsauf- bau sowie O2 mit Verbindungssicherheit auf Telekom-Niveau als Alternativen zum Testsieger
Discount-Tipp
Passende Discount- Angebote im Telekom-Netz: Congstar, Freenet
Wo die Mobilfunkanbieter mit der SMS jahrelang ein Monopol hatten, ist der Markt für webbasierte Kurznachrichtendienste offen. Grund dafür ist die Verbreitung von Smartphones und die durch die App-Stores gewachsene Masse an Konkurrenzangeboten. WhatsApp zum Beispiel ist trotz negativer Presse aufgrund von Sicherheitslücken bei den Usern immer noch überaus beliebt. Zehn Milliarden Nachrichten werden angeblich täglich über den Dienst verschickt. Und auch der Facebook-Messenger wird immer stärker genutzt. Mark Zuckerbergs Unternehmen bietet künftig den Messanger sogar für Menschen an, die nicht Teil bei dem Social Network angemeldet sind. Mobilfunkanbieter in ganz Europa haben diese Entwicklung mit Sorge betrachtet und als Reaktion den SMS-Nachfolger Joyn entwickelt.
Die Geschichte von Joyn und die damit verbundene europaweite Zusammenarbeit der Mobilfunkanbieter begann bereits 2008 auf Initiative des finnischen Handyherstellers Nokia. Apple hatte mit dem Verkaufsstart des ersten iPhone im Herbst 2007 den Markt komplett revolutioniert. „Auf einmal tauchten in den App-Stores Over-the-top-Dienste auf, später auch für Android“, sagt Telekom-Sprecher Dirk Wende. Das sei der Auslöser gewesen, sich gemeinsam an die Entwicklung eines neuen Produkts zu setzen. Der internationale Provider-Verband GSMA unterstützte Nokia. Europäische Anbieter wie die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica, Orange und Telecom Italia beteiligten sich. Um die Verluste des Umsatzbringer SMS aufzufangen, mussten schnell neue Ideen her.
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