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Kommentar Sparprogramm: Unvollständige Schlankheitskur bei Air Berlin

von Rüdiger Kiani-Kreß

Das neue Sparprogramm hat noch einige Lücken. Doch es könnte Air Berlin endlich in die richtige Richtung führen, wenn der neue Chef Wolfgang Prock-Schauer nicht von seinem Großaktionär Etihad aus Ab Dhabi gebremst wird.

Air Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer: Das neue Sparprogramm erweist sich als radikaler Rundumschlag. Diesen Schritt hat die Fluglinie auch bitter nötig. Quelle: dapd
Air Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer: Das neue Sparprogramm erweist sich als radikaler Rundumschlag. Diesen Schritt hat die Fluglinie auch bitter nötig. Quelle: dapd

Wenn Wolfgang Prock-Schauer seinen Ruf als etwas farbloser, aber am Ende doch hochentschlossener Manager festigen will, dann hat er heute den richtigen Schritt getan. Kaum eine Woche im Amt präsentierte der 56-Jährige erste Details zum neuen Sparprogramm Turbine. Das Paket unter dem Motto „Lean & Smart“ ist ein komplett schnörkelloses Unterfangen und mit das radikalste Programm, dass sich derzeit eine Fluglinie verordnet.

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Im 'leanen' Schlankheitsteil sollen die Kosten bis 2014 um 400 Millionen Euro oder fast zehn Prozent vom Umsatz sinken. Dafür sollen 900 der gut 4.300 Mitarbeiter gehen und die Flotte von heute 158 auf 136 aktive Flugzeuge schrumpfen. Im 'smarten' Teil verspricht die Linie eine neue Ausrichtung und Service mit mehr Selbstbedienung und neue Angebote „dem gewissen Extra.“

Die wichtigsten Stationen von Wolfgang Prock-Schauer

  • Austrian Airlines

    Wolfgang Prock-Schauer, 56, startete seine Karriere in den frühen 1980er Jahren bei der heutigen Lufthansa-Tochter Austrian Airlines.

  • Jet Airways

    2003 wurde er Chef der indischen Fluggesellschaft Jet Airways und brachte sie zwei Jahre später an die Börse.

  • British Midland (BMI)

    Bei der Lufthansa versuchte Prock-Schauer ab 2009 vergeblich, deren damalige Tochter British Midland (BMI) in die schwarzen Zahlen zu hieven. Anfang 2012 wurde BMI an die British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG) verkauft.

  • Air Berlin

    Im Oktober 2012 wechselte Prock-Schauer zu Air Berlin. Er sieht das Unternehmen vor „großen Herausforderungen“. Für die anstehenden Veränderungen kündigte er ein hohes Tempo an.

Das ist angesichts der dramatischen Finanzen auch bitter nötig. Auch wenn die Linie dank einer weiteren Geldspritze der Mutter Etihad das vergangene Jahr mit einem Gewinn abschloss: Die Verluste aus dem reinen Fluggeschäft liegen in diesem Jahr wahrscheinlich bei geschätzten 140 Millionen Euro.

Air Berlin

Ex-Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn hat das Sparprogramm "Turbine 2013" als Ergänzung zum bereits laufenden Paket "Shape & Size" noch aufgelegt. Sein Nachfolger Wolfgang Prock-Schauer nannte jetzt Details. Bis 2014 sollen die Kosten um 400 Millionen Euro oder fast zehn Prozent vom Umsatz sinken. Dafür sollen 900 der gut 4.300 Mitarbeiter gehen und die Flotte von heute 158 auf 136 aktive Flugzeuge schrumpfen.

Allein 2012 wollte Mehdorn mit "Shape & Size" schon 230 Millionen Euro einsparen. Erreichen wollte der Ex-Bahn-Manager das unter anderem über höhere Ticketpreise und die Verkleinerung der Flugzeugflotte von 170 auf 152 Flieger. Dazu wurden bereits einige Routen gestrichen. Einsparungen sieht die Airline auch in Sachen Selbstbedienung: Durch eine verstärkte Nutzung des E-Check-in an Automaten oder das Online-Check-in soll die Selbstbedienung der Kunden auf mehr als 60 Prozent erhöht werden.

Bild: dapd

Schulden abbauen

Daran gemessen sind die geplanten Einsparungen von 400 Millionen fast schon bescheiden. Zum einen muss die Fluggesellschaft nicht nur den Verlust ausgleichen. Sie muss auch die Schulden von gut 800 Millionen abbauen und die gut 200 Millionen Kredit an den Hauptaktionär Etihad zurückzahlen. Dazu braucht die Linie ein Sparpolster, weil nach Lage der Dinge die Kosten weiter steigen. Die Ausgaben für den Sprit sind bereits gestiegen. Dazu warnten die deutschen Flughäfen heute vor höheren Gebühren. Und zu guter Letzt leidet Air Berlin unter der erneut verschobenen Eröffnung des Berliner Flughafens.

Doch so sehr die heutige Ankündigung beim Sparen in die richtige Richtung führt: das Programm muss deutlich mehr bieten. Denn Air Berlin hat nicht nur ein Problem mit den Kosten, sondern auch mit der Strategie. Und gerade im sogenannten Smart-Teil bleibt die Sache vage.

Das ist bei einem Teil - wie etwa neuen Service-Angeboten . mehr als verzeihlich. Schließlich muss die Linie erst mal Geld verdienenm bevor sie es in Dinge wie neue Sitze stecken kann.

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