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Da kann man sich nur noch an den Kopf fassen: Die Hängepartie um den neuen Berliner Flughafen wird immer länger, die zuletzt für den 27. Oktober geplante Inbetriebnahme war am 6. Januar auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Und immer wieder gibt es neue Pannen-Meldungen rund um das einstige Prestige-Projekt. So berichtete die Zeitung "Die Welt" am Mittwoch (9. Januar), dass auf dem Flughafengelände 1036 Bäume falsch gepflanzt wurden und eigentlich wieder entfernt werden müssten. Dieses Detail sei auf einer der hinteren Seiten des jüngsten Controllingberichts festgehalten worden. Um einen neuerlichen Image-Schaden in der Öffentlichkeit zumindest zu begrenzen, beschloss die Geschäftsführung laut dem Blatt, nicht alle der "ca. 1000 zumeist gut angewachsenen Bäumen" herauszureißen. Wegen der "nicht vertragskonformen Pflanzung" sollen aber zumindest 600 Bäume ausgetauscht werden, "da ein Belassen dieser Bäume auf Grundlage der Bewertungskriterien nicht begründbar ist", zitiert die "Welt" aus dem Bericht.
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Nach der neuerlichen Verschiebung der Eröffnung hat Technikchef Horst Amann die Probleme des Milliardenprojekts „fast grauenhaft“ genannt. Der bauliche Zustand der Brandschutzanlage habe sein Team „in der Tat überrascht, da gibt es heute zum Teil noch Überraschungen“. Bei Rauchgasversuchen im Terminal vor Weihnachten habe sich gezeigt, dass die Entrauchungsanlage „nicht auf Anhieb funktioniert“ und zeitraubende Nacharbeiten nötig seien.
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Die "Bild"-Zeitung zitierte am 4. Januar aus einem neuen Geheimgutachten, dass die Check-in Schalter im Terminal des Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) in Schönefeld zu Spitzenzeiten nicht ausreichen: "Am Spitzentag stehen nicht genügend Schalter als Ausfall- und Dispositionsreserve zur Verfügung", heißt es demnach in der Kapazitätsstudie. Um eine „Flächenüberfüllung“ zu verhindern, sollen Air Berlin und Lufthansa Exklusiv-Schalter abgeben. Zudem raten die Experten zu einem „dynamischen Warteschlangen-Management“.
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Auch die Sicherheitskontrollen werden dem Gutachten nach für Probleme sorgen. Die Kapazität der Kontrollspuren reicht nicht aus. "Eine kritische Überlagerung der Warteschlangen vor den Bordkartenkontrollen mit den Warteschlangen vor den Check-in-Schaltern" könne nicht ausgeschlossen werden, wenn sich die Passagiere nicht gleichmäßig auf die Spuren verteilen.
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Testkoffer stehen vor dem künftigen Check-In von Air Berlin. Es gibt auch bei den Gepäckbändern Kapazitätsprobleme: "Die Anzahl an Gepäckbändern ist für die Verkehrslast der Wintersaison 2013 nur eingeschränkt ausreichend, da keinerlei Systemreserven zur Verfügung stehen", heißt es. Es stehen acht Gepäckbänder zur Verfügung - bereits in einem Gutachten von November wurde klar, dass eigentlich 20 Kofferbänder nötig wären. Würde nun auch nur eines der Bänder ausfallen, schließen die Gutachter laut "Bild" einen Betriebsausfall nicht aus. Laut Flughafen können nach der Eröffnung im Bedarfsfall zeitnah neue Gepäckbänder angebaut werden - laut der "Bild"-Zeitung können aber maximal ein bis zwei Bänder zugefügt werden. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis man über ein zweites Terminal mit Check-in-, Sicherheitskontroll- und Gepäckausgabebereich nachdenken müsse, zitiert das Blatt einen ehemaligen Planer des Flughafens.
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Die "Bild"-Zeitung berichtete bereits im Sommer 2012, dem Chaos-Flughafen Berlin-Brandenburg drohe ein Teilabriss, weil die Probleme beim Brandschutz größer seien als bisher vermutet. Nach der Klage der Fluglinie Air Berlin habe sich jetzt auch die Deutsche Bahn zur Schadensersatzklage entschieden, hieß es weiter.
Die Mehrkosten für den Pannenflughafen belaufen sich bereits auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Bevor der Bund allerdings weiteres Geld für den Großstadtflughafen freigibt, muss der Haushaltsausschuss darüber abstimmen.
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Die Betreiber des Berliner Flughafens müssen nach Medienberichten eine Million Liter Kerosin wieder abpumpen. Der erst im Mai eingelagerte Treibstoff wird jetzt an andere Berliner Flughäfen verteilt. Der Großflughafen lagert nach Informationen von Berliner Medien insgesamt 18 Millionen Liter Kerosin im Wert von 15 Millionen Euro.
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Die Pannenserie beginnt Anfang Mai. Der Chef der Flughafengesellschaft teilt mit, dass sich der Eröffnungstermin des neuen Hauptstadtflughafens auf unbestimmte Zeit verzögert. Geplant war der 3. Juni. Schuld sind Probleme bei Brandschutzanlagen und Katastrophenschutz. Der brandenburgische Innenminister Dietmar Woidke (SPD) sagte: "Es kann keine Abnahme vom TÜV geben. Sie sind noch nicht so weit."
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Nach dem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" wäre der Flughafen Berlin auch mit funktionierender Brandschutzanlage am 3. Juni nicht startklar gewesen. Der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung liegt demnach ein Bericht von Experten eines Münchner Unternehmens aus dem April vor, wonach wichtige Bereiche von Check-in über Zoll bis Boarding und Bodenverkehr nur zu 52 Prozent betriebsbereit sind. Die Firma ist für den Probebetrieb am neuen Flughafen mitverantwortlich.
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Die Verzögerungen machen auch der Deutschen Bahn zu schaffen. Sie muss leere Züge durch die Tunnel und den Flughafen-Bahnhof jagen, damit die Anlage belüftet werden und kein Schimmel ansetzt. Allein die S-Bahn plane täglich drei Fahrten ein, für die Personalkosten anfielen, berichtet die Berliner Zeitung. Zudem müssten die Trassen bewacht werden, um Kupferklau und Vandalismus zu verhindern.
Wegen des Debakels um den Hauptstadtflughafen stellt Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Montag im Potsdamer Landtag die Vertrauensfrage. Er will sich damit nach eigenen Worten die größtmögliche Legitimation verschaffen, bevor er an diesem Mittwoch den Vorsitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) übernimmt. Eine Mehrheit ist Platzeck angesichts des großen Stimmenvorsprungs seiner rot-roten Koalition so gut wie sicher. Zudem wird namentlich abgestimmt. Es ist das erste Mal in der Geschichte Brandenburgs, dass ein Regierungschef die Vertrauensfrage stellt.
„Ich stehe zu meiner Mitverantwortung - deshalb sitze ich hier“, sagte Platzeck am Sonntagabend bei „Günther Jauch“ in der ARD. „Es ist dramatisch, überhaupt keine Frage. Es ist ein Desaster. So etwas darf nicht passieren.“ Zu den Rücktrittsforderungen an ihn und Wowereit sagte er: „Man kann mit so einem Fall unterschiedlich umgehen. Nach 23 Jahren im Amt überlegt man auch dieses und jenes in einer schlaflosen Stunde.“
Der brandenburgische Ministerpräsident räumte gleichzeitig gravierende Mängel am BER ein: "Es ist dramatisch. Es ist ein Desaster." Der SPD-Politiker rechnet daher mit massiven Umbauten. "Wir müssen wahrscheinlich nicht abreißen, aber umbauen. Das wird an manchen Stellen nötig sein", sagte er bei "Günther Jauch".
Der steinige Weg zum Hauptstadtflughafen
Dezember 1991
Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.
Januar 1992
Beginn der Planungen für den Flughafen mit dem Projektnamen Berlin Brandenburg International, BBI.
Juni 1996
Der Ausbau des Flughafens Schönefeld sowie die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof werden beschlossen.
August 2004
Das Genehmigungsverfahren für den BBI wird mit dem Planfeststellungsbeschluss abgeschlossen.
August 2005
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhängt im Eilverfahren einen weitgehenden Baustopp. Bis zum Urteil sind nur Bauvorbereitungen gestattet.
März 2006
Das Gericht genehmigt in letzter Instanz den Bau des BBI unter verschärften Lärmschutzauflagen.
Juli 2008
Erster Spatenstich für das Flughafen-Terminal.
Oktober 2008
Nach 85 Jahren schließt der Flughafen Tempelhof.
Oktober 2009
Das Brandenburger Verkehrsministerium erlässt eine neue Nachtflugregelung: Keine Starts und Landungen von Mitternacht bis 5.00 Uhr, Ausnahme Post- und Regierungsmaschinen, Notfälle. In den Randzeiten davor und danach ist die Zahl begrenzt.
Juni 2010
Unter anderem wegen der Pleite einer Planungsfirma wird die Eröffnung von November 2011 auf den 3. Juni 2012 verschoben.
September 2010
Die Deutsche Flugsicherung legt einen ersten Flugrouten-Vorschlag vor. Tausende Betroffene gehen dagegen auf die Straße. Es gibt neue Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss.
Oktober 2011
Das Bundesverwaltungsgericht gibt grünes Licht für nächtliche Flüge in den Randzeiten. Der Airport kann ohne weitere Einschränkungen an den Start gehen.
Januar 2012
Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung legt die Flugrouten fest und folgt im wesentlichen einem Vorschlag der Fluglärmkommission aus Gemeinde- und Airline-Vertretern.
Mai 2012
Vier Wochen vor dem Termin wird wegen Problemen mit der Brandschutzanlage die Eröffnung des Flughafens erneut abgesagt. Später wird Chef-Planer Manfred Körtgen entlassen.
Juni 2012
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg spricht den Anwohnern das Recht auf besseren Schallschutz zu.
22. Juni 2012
Der Aufsichtsrat entscheidet, den neuen Starttermin 17. März erneut zu überprüfen und am 16. August darüber zu entscheiden.
31. Juli 2012
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig weist die Klage von Anwohnern ab, das Genehmigungsverfahren für den neuen Hauptstadtflughafen neu aufzurollen. Jetzt steht der Eröffnung des Airports zumindest juristisch nichts mehr im Weg.
16. August 2012
Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft. Der Aufsichtsrat lässt den Eröffnungstermin weiter offen. Damit sind auch die Mehrkosten und deren Finanzierung noch nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass Bund und Länder Gelder zuschießen müssen. Beim Schallschutz für Anwohner wird nachgebessert.
14. September 2012
Der Aufsichtsrat will den Eröffnungstermin endgültig festlegen. Der bisherige dritte Termin am 17. März 2013 steht seit langem wieder zur Disposition.
Als Nachfolger auf dem Aufsichtsratsvorsitz ist Platzeck umstritten, weil er schon bisher Vizevorsitzender war und von vielen für die Probleme mit verantwortlich gemacht wird. Einem „Focus“-Bericht zufolge soll er den Aufsichtsrat nur vorübergehend führen, bis ein erfahrener Experte gefunden ist. Brandenburgs Regierungssprecher wies diese Darstellung aber als „aus der Luft gegriffen“ zurück.
Wegen Baumängeln war der Eröffnungstermin für den Airport in Schönefeld vor kurzem ein viertes Mal verschoben worden und ist jetzt wieder völlig unklar. Der Bund, Berlin und Brandenburg sind Teilhaber der Betreibergesellschaft. Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) hatte bereits am Samstag einen Misstrauensantrag der Opposition überstanden. Erwartungsgemäß scheiterte der Antrag der Opposition im Abgeordnetenhaus klar an der Mehrheit der rot-schwarzen Koalition.
Der gekündigte Architekt Gerkan machte die Flughafengesellschaft für das Bauchaos verantwortlich. Deren Arbeit habe sich als „großangelegte Täuschung herausgestellt“, zitierte der „Spiegel“ aus der Klageschrift der Anwälte Gerkans. Die Manager hätten mit ständigen Umbauwünschen den Bauablauf „regelrecht zerschossen“.