ThemaMedien

alles zum Thema
_

exklusiv Transparency International zu GEZ: Korruptionswächter fordern Klarheit über neue Gebühr

von Peter Steinkirchner

Die Kritik am neuen Rundfunkbeitrag reißt nicht ab. Jetzt hat die Regelung, die am 1. Januar in Kraft trat, auch Transparency International auf den Plan gerufen. Der Rundfunknutzer müsse erfahren, wass mit seinem Geld finanziert wird.

Bei ihrer Jagd auf Schwarzseher macht die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) keine Kompromisse. So forderte sie 2003 von einer „Frau Walburga ST“ im Münsterland unter Androhung von 1000 Euro Bußgeld ultimativ die Entrichtung von Rundfunkgebühren. Jedoch handelte es sich bei der vermuteten Schwarzseherin um die Heilige Walburga, Schutzpatronin einer katholischen Kirchengemeinde. Der Pfarrer der Kirche schrieb zunächst noch belustigt einen Antwortbrief im Namen der Schutzpatronin: „Ich - um 710 geboren, da es noch keine Radio- und Fernsehgeräte gab - kann ja verstehen, dass man in Zeiten knapper Kassen jedem Hinweis nachgehen muss, wo noch was zu holen ist. Aber dass Sie dabei nicht einmal vor der Kirche und den Heiligen Halt machen, stimmt mich doch ein bisschen traurig.“

Ein Jahr war Ruhe, dann forderte die GEZ von Frau Walburga ST 1242,82 Euro für den Betrieb eines alten Videogeräts im örtlichen Pfarrheim.

Bild: dpa

Künftig müssten ARD und ZDF noch ausführlicher offen legen, wohin die Beitragsgelder fließen, fordert die Nichtregierungsorganisation. „Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten jährlich detailliert Auskunft darüber geben, wie sie die Beiträge verwenden, die bisherigen Jahresberichte reichen dazu nicht aus“, sagte Transparency-Mitgründer und Vorstandsmitglied Jürgen Marten der WirtschaftsWoche. Mit der Umstellung sei eine „völlig neue Qualität erreicht: Der Rundfunknutzer hat einen klaren Anspruch darauf, zu erfahren, was mit seinen Beiträgen finanziert wird“, so der Jurist.

Anzeige

Die wichtigsten Fragen zur neuen Rundfunkabgabe

  • Wen betrifft die neue Rundfunkgebühr?

    Sie wird zunächst für jeden Haushalt und Betrieb fällig. Hartz-IV-Empfänger können einen Antrag auf Befreiung stellen. Menschen mit Behinderungen werden mit einem reduzierten Beitrag eingestuft. Bislang richtet sich der zu zahlende Betrag nach den vorhandenen Geräten.

  • Wie hoch wird die neue Rundfunkgebühr sein?

    Ab 1.1.2013 kostet die Haushaltsabgabe 17,98 Euro pro Monat. Somit wird es nicht teurer fernzusehen, Radio zu hören oder im Internet zu surfen - zumindest für diejenigen, die schon zahlen.

  • Müssen also auch diejenigen Rundfunkgebühren zahlen, die kein Gerät besitzen?

    Ja. Die Gebühr betrifft alle. Verfassungsrechtler haben die Rechtmäßigkeit bereits mehrfach geprüft.

  • Wann ist eine Befreiung möglich?

    Wer Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II oder eine Ausbildungsförderung wie Bafög oder Ausbildungsgeld erhält, wird davon befreit - allerdings nur auf Antrag. Blinde oder stark Sehbehinderte, Gehörlose und schwer behinderte Menschen sind künftig nicht mehr grundsätzlich befreit. Sie sollen nunmehr einen ermäßigten Beitrag von einem Drittel der regulären Gebühr zahlen.

  • Was muss ich jetzt tun?

    Der neue Rundfunkgebühren-Staatsvertrag soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten. Es ändert sich für bereits zahlende Kunden nichts.

  • Was passiert, wenn ich nicht zahle?

    Wer seiner Anzeigepflicht nicht nachkommt oder den fälligen Rundfunkbeitrag länger als sechs Monate nicht oder nur teilweise zahlt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann.

  • Wird es weiterhin diese aufdringlichen GEZ-Beauftragten geben?

    Nein. Die Schnüffelei der GEZ ist nicht mehr nötig. Da jeder zahlen muss, ist es egal, ob jemand Geräte hat oder nicht.

  • Welche Regelungen gelten für Betriebe?

    Die Beiträge für Firmen werden künftig pro Betriebsstätte erhoben und nach der Zahl der Mitarbeiter gestaffelt.

Wegen des neuen Beitrags stehen weitere Klagen ins Haus. So hat der Handelsverband HDE nach Informationen der WirtschaftsWoche beim renommierten Leipziger Staats- und Medienrechtler Christoph Degenhart ein Gutachten zur Verfassungskonformität der Gebühr in Auftrag gegeben. Das Gutachten soll Anfang Februar vorliegen und könnte Mitgliedsunternehmen des HDE als Grundlage für eigene Klagen dienen. Zudem kündigte auch Autovermieter Erich Sixt erneut an, gerichtliche Schritte einzuleiten, sobald der Zahlbescheid in der Firmenzentrale in Pullach eintreffe.

7,4 Milliarden Euro an Gebühren zog die GEZ 2012 ein. Das Geld floss in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit 25.000 fest angestellten Mitarbeitern, die täglich 22 TV-Sender, 67 Radioprogramme sowie zahlreiche Internet-Seiten füllen.

Öffentlich-Rechtliche wiegeln ab

Der Deutsche Welle-Chef, Erik Bettermann, bezieht ein Jahresgehalt von 207 000 Euro. (Quelle: Bild.de)

Bild: PR

Die öffentlich-rechtlichen Sender spüren nach eigenen Angaben bisher keine Protestwelle von Verbrauchern gegen den neuen Rundfunkbeitrag. Sie müssen aber mit Klagen großer Firmen rechnen. So sieht Deutschlands zweitgrößte Drogeriekette Rossmann unter anderem das Gleichheitsgebot verletzt und zieht vor Gericht.

Rossmann muss für seine mehr als 1700 Filialen künftig statt 39 500 Euro etwa 200 000 Euro zahlen. „Bezogen auf alle Rundfunknutzer kann das Gleichheitsgebot hier nicht wirklich zugrunde gelegt werden“, sagte ein Unternehmenssprecher. Der Bayerische Verfassungsgerichtshof habe die Klage angenommen.

7 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 13.01.2013, 13:28 Uhrpedro

    ES GIBT NUR EIN MITTEL SICH ZU WEHREN..........::
    hört auf zu kriechen

  • 12.01.2013, 17:48 Uhrherbert1949

    Die Gebühren sind und waren immer eine Zwangsabgabe für ein großteil Mist an Programmbeiträgen. Wir finanzieren mit den Zwangsabgaben nur die absurden Zahlungen an Sportler und sonstige Funktionäre.

  • 12.01.2013, 13:04 UhrMatthes

    Was hilft eine solche Auskunftspflicht, wenn die Rundfunk- und Fernsehanstalten über die Mittelverwendung bestimmen und nicht die Nutzer? Die Öffentlich Rechtlichen müssten verschlüsseln, Receiver verteilen und und der Nutzer sollte kanalweise kaufen und bezahlen können. Dann sähe man, was sich rentiert und wo die Interessen liegen. Und die anderen Fernsehanstalten hätten einen offenen Markt.

Alle Kommentare lesen
weitere Fotostrecken

Blogs

Mehr Cash für Trash
Mehr Cash für Trash

Es hat sich nicht viel geändert mit der Rundfunksteuer – und doch haben ARD und ZDF ihren Sieg in eine Niederlage...

    Folgen Sie uns im Social Web

Deutsche Unternehmerbörse - www.dub.de
DAS PORTAL FÜR FIRMENVERKÄUFE
– Provisionsfrei, unabhängig, neutral –
Angebote Gesuche




.