PragDer Linkspolitiker Milos Zeman führt bei der ersten Direktwahl des Präsidenten in Tschechien. Nach der Auszählung fast der Hälfte aller Wahlbezirke erreichte der frühere Ministerpräsident 25,4 Prozent der Stimmen. Der adlige Außenminister Karel Schwarzenberg lieferte sich mit dem Bürgerlichen Jan Fischer ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz. Schwarzenberg kam demnach auf 20,2, Fischer auf 17,4 Prozent. Alle neun Kandidaten dürften die absolute Mehrheit verfehlen, so dass in zwei Wochen eine Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten erforderlich wird.
Zeman stand von 1998 bis 2002 an der Spitze einer sozialdemokratischen Minderheitsregierung. Der 68-Jährige gilt als Meister des politischen Bonmots, aber auch als Provokateur. Der böhmisch-fränkische Adelige Karel Schwarzenberg (75) ist Außenminister der Prager Mitte-Rechts-Regierung. Seit 2009 leitet er als Gründungsvorsitzender die konservative Partei TOP09.
Da die mehr als acht Millionen Wähler erstmals direkt über das Staatsoberhaupt entscheiden konnten, gab es einen für das EU-Land ungewöhnlich großen Andrang bei der Stimmabgabe: Die Wahlbeteiligung lag bei rund 60 Prozent. Bei der Senatswahl im Herbst hatte die Beteiligung bei nur 34,9 Prozent gelegen.
Der scheidende Präsident und scharfe EU-Kritiker Vaclav Klaus (71) konnte nach fast zehn Jahren im Amt nicht mehr antreten. Er war noch von beiden Kammern des Parlaments gemeinsam bestimmt worden. Alle aussichtsreichen Kandidaten für seine Nachfolge kündigten im Wahlkampf einen stärker pro-europäischen Kurs an.
Der Präsident repräsentiert das Land im Ausland. Er ernennt den Ministerpräsidenten, die Verfassungsrichter und den Nationalbankrat. Mit einem vorläufigen Ergebnis wurde erst am Abend gerechnet.