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Bevölkerung: Der große Demografie-Bluff

von Ferdinand Knauß

Die Bundesregierung hat sich eine Demografiestrategie gegeben. Bei näherer Betrachtung entpuppt sie sich als eine Mogelpackung voller Wohlfühlrhetorik. An den Kern des Problems traut sich die deutsche Politik noch immer nicht heran.

"Jedes Alter zählt": Mit der Demografiestrategie umwirbt die Bundesregierung vor allem die Alten. Kinder spielen darin kaum eine Rolle. Quelle: dapd
"Jedes Alter zählt": Mit der Demografiestrategie umwirbt die Bundesregierung vor allem die Alten. Kinder spielen darin kaum eine Rolle. Quelle: dapd

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Eigentlich müsste Herwig Birg zufrieden sein. Sollte man meinen. Jahrzehnte seines Wissenschaftlerlebens verbrachte der Demograf damit, den Deutschen und ihren Politikern mit Büchern wie „Die ausgefallene Generation“ und „Die demografische Wende“ die Brisanz des Geburtenrückgangs klarzumachen. Und nun, acht Jahre nach seiner Emeritierung als Professor in Bielefeld, hat Deutschlands Regierung endlich eine „Demografiestrategie“ vorzuweisen. Ein Dokument von 52 Seiten mit dem versöhnlichen Titel „Jedes Alter zählt“. Sogar ein eigenes Logo hat das Bundespresseamt entwerfen lassen: eine stilisierte Grafik der schrumpfenden Geburtenjahrgänge in Deutschland, die aussieht wie ein Kebap-Spieß.

Hat die Bevölkerungsentwicklung nun endlich den politischen Stellenwert erhalten, der ihr zukommt? Die Kanzlerin zumindest legt sich in ihrer zweiten Amtszeit schwer ins Zeug, um die Demografie als zentrales politisches Handlungsfeld zu präsentieren. Im Kanzleramt hat sie ein eigenes Demografiereferat einrichten lassen und sogar in ihre Rede auf dem CDU-Parteitag in Hannover schaffte es der demografische Wandel. Zum neuen Aktivismus der Regierung gehört auch das Berliner Demografieforum, zu dem Bundesfamilienministerin Kristina Schröder und Allianz-Vorstandschef Michael Dieckmann heute und morgen mit „internationalen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft“ zusammenkommen, um „Lösungsansätze“ zu diskutieren.

Platz 10: Finnland

Mit 18 Prozent Einwohnern über 64 Jahre gehört Finnland zu den zehn ältesten Ländern der Welt. Als eines der am dünnsten besiedelten Ländern Europas kommen dort auf 1000 Einwohner im Schnitt nur elf Geburten. Finnen unter 15 Jahren machen 16 Prozent der Bevölkerung aus. Das sorgt für eine recht alte Gesamtbevölkerung.

Quelle: Stiftung Weltbevölkerung

Bild: dapd

Nimmt sich also endlich eine Bundesregierung des Geburtenrückganges an - mehr als vierzig Jahre nach dem Pillenknick?

Wohl kaum. Fragt man Herwig Birg nach seiner Ansicht zur Demografiestrategie der Bundesregierung, wird er ziemlich wütend: Das, was die Bundesregierung präsentiert, sei nichts anderes als ein „Propagandatrick“, sagt Birg. So gut wie nichts habe sich geändert. Die Wahrheit sei, dass „die Politik mit dem Thema Demografie einfach nicht klarkommen will.“ Dabei sei das „demografische Erdbeben“ auf das wir zusteuern, die „bestprognostizierte Krise“.

Tatsächlich musste man kein Prophet sein, um die Brisanz des Themas zu erkennen. Seit rund vierzig Jahren bekommen die Deutschen weniger Kinder, als für den Erhalt der Bevölkerungszahl notwendig wären. Mit knapp 1,4 Geburten pro Frau ist Deutschland gemeinsam mit Italien und Spanien das unfruchtbarste Land in Westeuropa. Damit die Geburten die Sterbefälle langfristig ausgleichen, die Bevölkerung also weder wächst noch schrumpft, müsste diese Zahl im Schnitt bei etwa 2,1 liegen. Diesen Wert erreicht kein einziger Landkreis in Deutschland.

16 KommentareAlle Kommentare lesen
  • 10.01.2013, 18:05 Uhrshadowdancer

    Genau - auch die Umwelt wird durch weniger Bevölkerung geschont !
    Es kommt nicht auf Masse sondern auf Qualität und Wohlstand an !
    Viele Arbeitsplätze werden in Zukunft noch wegfallen - da kommt ein Schrumpfen der Bevölkerung gerade recht !

  • 10.01.2013, 18:04 UhrBaldrian

    wenn man die Bevölkerungszahlen seit 1946 vom statistischen Bundesamt (hier nur von 1981)
    http://www.bohrwurm.net/055.Demographie-Schwindeltabelle.pdf
    genauer ansieht, stellt man fest, dass wir heute viel mehr Menschen sind gesamt Deutschland, als 1939. Damals wurde mit der Begründung, wir seien ein Volk ohne Land, andere Länder überfallen.
    Heute sind wir oder werden wir angeblich ein Land ohne Volk- trotz dichter Besiedelung. Wie sieht es denn in Ländern aus, wo immer mehr Menschen geboren werden, als Alte sterben? Haben die gute Arbeitsplätze und ein ausgewogenes soziales Gefüge?
    Und von weniger Geburten können unmöglich immer mehr Alte kommen.
    Aber von immer mehr Kindern kommen immer mehr Alte.
    Das Niveau regelt sich zum Vorteil. Weniger ist mehr, in jeder Beziehung.
    Gerd Bosbach erklärt es doch sehr gut:
    http://www.youtube.com/watch?v=aMWNBhVE8lA

    Und etwas zu Herrn Birg:
    http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=185


  • 10.01.2013, 16:25 UhrMargrit

    Die Bevölkerung Deutschlands hätte ohne Zuwanderung bereits abgenommen. In Zukunft
    -------------------------
    Das ist der dümmste Satz des Artikels.
    Auf diese Zuwanderung in die Sozialsysteme von vorrangig Kulturfremden, könnten wir gut verzichten. Deren Kinder werden keine Leistungsträger.
    Und ein Land, was junge Studienabgänger nur als unbezahlte Praktikanten beschäftigt, was Jugendliche nach der Lehre nur als 400 €-Kräfte beschäftigt, muß sich nicht wundern, wenn es keine Kinder gibt
    Ein Staat der nur noch runmkreischt "Frauen, hopp, hopp geht gefälligst arbeiten" und die Kinder am liebsten schon von der Entbindungsstation in die sozialistische Staatserziehung holen will, der erreicht das Gegenteil.
    Die Überemanzipation muß zurück gefahren werden.
    Das Karriere-Geschwafel genau so. Was ist denn Karriere? An der Supermarktkasse sitzen?
    Gute Rahmenbedingungen für Familien schaffen, gute Kindergärten ab 3 Jahre, dann kann man wieder halbtags einsteigen. Die müssen dann aber auch geöffnet ein bis 19 Uhr, damit aucvh eine Vollzeit-Mama die auswärts arbeiet ihr Kinder gut untergebracht hat
    Und dann sollen die vielen Kreischer mal über eins nachdenken, wo unsere Politik der Islamisierung unseres Landes Vorschub leistet, müßte jeder Deutsche mit Klammerbeutel gepudert sein, kinder in die Welt zu setzen.
    Ein Land, was der Auswanderung von Deutschen Vorschub leistet, braucht sich auch nicht über Kindermangel beklagen. Deutsche Kinder werden zunehmend im Ausland geboren

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