Der 30. Januar verspricht zum Schicksalstag für Blackberry zu werden. In New York stellt der aus Deutschland stammende Chef des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM), Thorsten Heins, seine neue Gerätegeneration vor. Mit ihr will er den dramatischen Absturz der einst erfolgreichen Smartphone-Marke stoppen. Die in die Jahre gekommenen Blackberrys werden generalüberholt, erhalten einen Touchscreen und ein grundlegend überarbeitetes Betriebssystem.
Hinzu kommt: Alle per Blackberry versendeten und empfangenen E-Mails sollen besser gegen Attacken von Spionen und Hackern geschützt werden, heißt es aus Unternehmens- und Sicherheitskreisen. Der vor einem Jahr an die RIM-Spitze berufene Heins will so Marktanteile zurückerobern und insbesondere Unternehmen und Behörden als Kunden zurückgewinnen, die zuletzt mit fliegenden Fahnen zu Apple und Samsung wechselten. Denn in den vergangenen zwölf Monaten halbierte sich der Marktanteil der Blackberrys auf zuletzt 5,3 Prozent (siehe Grafik).
Mit der neuen Sicherheitsoffensive verabschiedet sich das Unternehmen unter anderem von seiner traditionellen Push-Technologie, die in Zeiten schmalbandiger Mobilfunknetze für den schnellen Transport der E-Mails gesorgt hatte. Stattdessen setzt RIM künftig auf ein Verfahren, das etwa Apple- und Samsung-Telefone nutzen. So löst Heins ein Problem, dass RIM seit Jahren vor sich her schiebt. Künftig laufen alle in Europa verschickten und empfangenen E-Mails nicht mehr über einen zentralen Rechner in Egham bei London.
Diese Umleitung hinderte Unternehmen und Behörden mit sehr hohen Sicherheitsanforderungen bis zuletzt daran, Blackberrys für ihre Führungskräfte anzuschaffen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatte im September 2005 in einer internen Sicherheitsanalyse bemängelt, dass „das gesamte Nachrichtenaufkommen zwangsweise“ über Egham geleitet wird. Nach britischem Recht könnten die Sicherheitsbehörden und Geheimdienste dort auf sensible Daten zugreifen.
Das BSI warnte deshalb vor dem Einsatz von Blackberrys „in sicherheitsempfindlichen Bereichen der öffentlichen Verwaltung und spionagegefährdeten Unternehmen“. Wenn RIM wie Apple, Microsoft und Google die E-Mails über viele lokale Rechner verschickt, ist zumindest diese Gefahr gebannt.
Das könnte auch die Sicherheitsbedenken der IT-Chefs einiger Dax-Unternehmen zerstreuen, die bisher auf den Einsatz von Blackberrys im Top-Management verzichtet haben.