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Interview Christian Lindner: "Mehr Marktwirtschaft in der Energiepolitik"

von Konrad Fischer

Der letzte Hoffnungsträger der FDP beklagt die mangelnde Courage seiner Parteifreunde – und warnt vor einer Demontage der Wirtschaftspolitik aus Umweltschutzgründen.

Christian Lindner Quelle: dpa
Christian Lindner, 33, ist Fraktionschef der FDP in Nordrhein-Westfalen. Bis Ende 2011 war er Generalsekretär der Bundespartei. Im Mai führte er die Liberalen bei der NRW-Landtagswahl zu einem überraschend guten Ergebnis von 8,6 Prozent. Seitdem gilt er als potenzieller Nachfolger für den glücklosen FDP-Bundesvorsitzenden Philipp Rösler. Quelle: dpa

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WirtschaftsWoche: Herr Lindner, gerade wieder beklagen Studien und linke Politiker die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Die Idee der Leistungsgesellschaft scheint nicht mehr viele Anhänger zu haben.

Lindner: Die Hälfte der Einkommensteuer-Zahler erbringt fast deren ganzes Aufkommen – wenn das keine funktionierende Umverteilung ist! Nach meiner Wahrnehmung lehnt die Mehrheit der Deutschen Neiddebatten oder klassenkämpferische Parolen ab. Viele akzeptieren Unterschiede, wenn sich die Erfolgreichen anständig verhalten.

Also lehnen Sie höhere Steuern grundsätzlich ab?

Ich bin nicht orthodox, aber angesichts von Rekordeinnahmen des Staates erschließt sich mir die Notwendigkeit nicht. Keiner sollte mehr abgeben müssen, als er behalten darf. Genau darauf laufen die rot-grünen Steuerpläne aber hinaus. Zur sozialen Sensibilität gehört auch die Anerkennung für Leistungsträger.

Ist die Angst vor dem Vorwurf der Klientelpolitik daran schuld, dass die FDP dies zurzeit nicht deutlicher artikuliert?

Absurde Vorwürfe unserer politischen Gegner dürften nicht zur Selbstzensur führen. Auch mangelnde Courage kann zu niedrigen Umfragewerten führen. Jedenfalls dürfen ökonomische Fakten durchaus mit einem gewissen Selbstbewusstsein vorgetragen werden.

Risikoreich gezockt und verloren

Vermögensverluste von rund 150 Millionen Euro musste die Bayerische Landesstiftung, die gemeinnützige Zwecke auf kulturellem und sozialem Gebiet verfolgt, von 2007 bis jetzt hinnehmen - als Folgen der Finanzkrise. Trotz entsprechender Warnungen des Bayerischen Obersten Rechnungshofs in seinen Jahresberichten 1996 und 2005, das Vermögen wegen des hohen Verlustrisikos nicht konzentriert in Aktien eines einzigen Unternehmens (UniCredit) anzulegen, hatte man die UniCredit-Aktien nicht rechtzeitig verkauft. Das Ergebnis: Eine Wertminderung in Millionenhöhe. „Angesichts eines Stiftungsvermögens von rund 800 Millionen Euro sollte man entsprechende Lehren aus den erlittenen Verlusten ziehen und Anlagemanagement und Vermögensverwaltung künftig professioneller gestalten“, plädiert der Bund deutscher Steuerzahler (BdSt) im aktuellen Schwarzbuch.

Quelle: Schwarzbuch 2012 des Bunds deutscher Steuerzahler (BdSt)

Bild: BdSt

Die mauen Umfragewerte haben ihre Ursache vielleicht auch in der liberalen Doppelzüngigkeit. Wie glaubwürdig lassen sich in NRW Einsparungen fordern, wenn die eigene Partei im Bund Milliardenschulden mitträgt?

Sind die Fakten denn so? In Düsseldorf wächst der Etat, in Berlin wird der Bundeshaushalt kleiner. Wenn Nordrhein-Westfalen so erfolgreich bei der Reduzierung der Neuverschuldung wäre wie der Bund, dann würde ich schweigen. Statt Initiativen zur Reduzierung landesgesetzlicher Standards oder zur Privatisierung von unrentablen Landesbetrieben zu ergreifen, werden in NRW Wohltaten wie die Abschaffung der Studienbeiträge beschlossen.

Auch die Koalition im Bund plant neue und teure Wohltaten. Die müsste Ihre Partei eigentlich alle blockieren.

In der Tat würde ich auf alle zusätzlichen staatlichen Aufgaben und Leistungen verzichten, solange der Bundeshaushalt noch nicht ausgeglichen ist. Bedauerlicherweise gibt es bei unserem Koalitionspartner im Moment mehr Ideen für zusätzliche Ausgaben als Ehrgeiz zur Haushaltskonsolidierung. Umso dringender wird die FDP als Korrektiv gebraucht.

1 KommentarAlle Kommentare lesen
  • 25.09.2012, 13:18 UhrQuerdenker22

    Ich bin auch für mehr Marktwirtschaft im Enrergiesektor: 100%ige finanzielle Verantwortung der Betreiber von Kohle- und Atomkraftwerken für ihre Hinterlassenschaften und vor allem keine Subeventionen von Firmen auf Kosten von privaten Haushalten. Des weiteen ein Einrechnen des Umweltschadens durch Förderung und Verheizung von Öl auf den Preis. Das ist letztlich Konservativ: Erhalte die Welt für die Enkel.

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