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Ohio und Texas: US-Lehrer belegen zu Hunderten Waffenkurse

von Reuters Quelle: Handelsblatt Online

Nach dem Amoklauf Mitte Dezember in Newton wollen viele US-Bürger vorsorgen: Vor allem Lehrer und Kindergärtner wollen auf Schießereien vorbereitet sein – und belegen in Scharen Waffenkurse.

Waffenmesse in Connecticut. Quelle: AFP
Waffenmesse in Connecticut. Quelle: AFP

Cleveland/San Antonio/WashingtonHunderte US-Lehrer und Kindergärtner haben seit dem Massaker an einer Grundschule in Connecticut Waffenkurse belegt. Viele wollen vorbereitet sein, sollte es in ihren Klassenzimmern zu ähnlichen Ereignissen kommen, und sind entschlossen, ihre Schüler mit Waffen zu schützen - selbst wenn sie das den Job kosten könnte, erklärt der Waffenverband Buckeye. "Jeder Lehrer, der eine Lizenz hat und bewaffnet sein möchte, sollte auch bewaffnet sein können", sagt der Mitbegründer der Gruppe, Gerald Valentino. "Jeder Lehrer sollte die Wahl haben."

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Mitte Dezember hatte ein 20-Jähriger bewaffnet mit einem Sturmgewehr in Newton im Bundesstaat Connecticut 20 Grundschüler und sechs Erwachsene getötet, bevor er sich selbst richtete. Präsident Barack Obama kündigte daraufhin an, die Waffenregeln verschärfen zu wollen. Das stößt jedoch auf erheblichen Widerstand. Waffenlobbyisten argumentieren, ein bewaffneter Lehrer hätte das Massaker in Newton stoppen können.

Im Bundesstaat Ohio bietet Buckeye deshalb seit kurzem einen kostenfreien, extra neu geschaffenen dreitägigen Intensivkurs an, auf dem man lerne, wie man sich im Ernstfall zu verhalten habe. 900 Bewerbungen lägen bereits vor. In Texas wird für Lehrer ein Kurs umsonst angeboten, auf dem man einen Schein zum versteckten Tragen von Waffen erwerben kann. Normalerweise kostet er 85 Dollar.

Die 400 verfügbaren Plätze waren rasch ausgebucht, weshalb es in Kürze eine weitere Auflage geben soll. Einer der Ausbilder ist Josh Felker, der die Kurse in einer Vorstadt von San Antonio unterrichtet. Viele der Teilnehmer hätten ihm gesagt, sie hätten vor, Waffen in ihren Klassenzimmern zu tragen, auch wenn dies verboten sein sollte und sie deshalb entlassen werden könnten. "Sie sind bestürzt über das, was passiert ist. Niemand wird ihren Kindern wehtun."

Die Buckeye Firearms Association hat sich 2004 erfolgreich dafür eingesetzt, dass in Texas Waffen verborgen getragen werden dürfen. Lehrer, die eine entsprechende Lizenz haben, dürfen dies auch in Klassenzimmern öffentlicher Schulen - sofern dies von der zuständigen Bezirksschulbehörde gestatt ist. David Thweatt leitet eine solche Behörde, die für einen ländlich geprägten Schulbezirk 280 Kilometer nordwestlich von Dallas zuständig ist. Er hat seinen Lehrern die Erlaubnis erteilt mit dem Argument, dass die Polizei es im Ernstfall "hier niemals rechtzeitig her schaffen würde".


Waffenbesitzer für schärfere Regeln

In Ohio obliegt es jeder einzelnen Schulaufsicht zu entscheiden, ob Lehrer Waffen tragen dürfen. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaats, Mike DeWine, erklärte nach dem Massaker in Newton, Lehrer seien als "first responders" die ersten am Tatort, die reagieren könnten, und sollten deshalb zusätzliche Sicherheitstrainings bekommen. Ab Donnerstag bietet deshalb eine Polizeiakademie in Ohio erstmals einen Kurs für Erzieher an, in dem es darum geht, wie auf "aktive Schützen" zu reagieren sei. Bislang war dieser Kurs Polizisten vorbehalten.

Auch in anderen Staaten haben Erzieher nach den Ereignissen in Connecticut Waffenkurse belegt. So ließen sich in Utah 200 Lehrer umsonst von Waffenaktivisten ausbilden.

Kritiker sehen das Risiko, dass durch solche Aktionen die Klassenzimmer nur noch unsicherer werden und dass Lehrer von ihrem eigentlichen Job, nämlich Kinder zu unterrichten, abgelenkt werden. Viele versuchen, im Zuge des Massakers in Newton außerdem genau das Gegenteil zu erreichen, nämlich schärfere Waffenregeln.

Neben Obama und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg zählt zu den prominenten Vertretern auch die bei einem Attentat vor zwei Jahren durch einen Kopfschuss schwer verletzte Ex-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords. Sie stellte am Dienstag mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen Astronauten Mark Kelly, eine Initiative zur Eindämmung der Waffengewalt vor.

Beide sind selbst Waffenbesitzer, doch die anhaltende Serie von Massakern habe sie überzeugt, etwas gegen die ausufernde Waffengewalt unternehmen zu müssen, sagte Giffords dem Sender ABC. Ziel ihrer Aktion ist es, die Politiker in Washington zu schärferen Regeln zu bewegen und so ein Gegengewicht zu der einflussreichsten Waffenlobby-Organisation zu schaffen, der National Rifle Association.


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