Letzte frauenfreie Zone
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EU-Grundrechtskommissarin Viviane Reding will noch in diesem Sommer Gesetzesvorschläge für eine europaweite Frauenquote in Führungsetagen machen. „Ich bin kein Fan von Quoten. Aber ich mag die Ergebnisse, die Quoten bringen“, sagte Reding der Zeitung „Welt“.
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Auch 2010 waren Frauen in den Führungsetagen noch stark unterrepräsentiert. Das ergibt eine Studie von der Unternehmensberatung McKinsey. In Norwegen machen Frauen immerhin 32 Prozent der Vorstände aus, in den USA sind es nur 15 und in Deutschland bloß 13 Prozent. Das sind allerdings zwei Prozent mehr als bei der letzten Erhebung 2007.
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Immerhin: Rund 80 Prozent der deutschen Unternehmen investieren mittlerweile in die Förderung von Frauen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie - was letztlich auch den Vätern zugute kommt. Viele Förderprogramme seien aber erst 2010 eingeführt worden, heißt es in der Studie. Viel Zeit für Veränderung gab es also bisher nicht. Daher bleibt Deutschland mit Blick auf den Frauenanteil in den Vorstandsetagen internationales Schlusslicht.
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Die Experten von McKinsey sagen, dass es den meisten Führungskräften mittlerweile bewusst sei, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Unternehmenserfolg und dem Anteil weiblicher Führungskräfte gibt. Allerdings zählten nur 28 Prozent der weltweit über 300 befragten Unternehmen Gender Diversity zu den zehn wichtigsten Prioritäten. Bei den Unternehmen, die sich aktiv um ein ausgewognes Verhältnis von Frauen und Männern bemühen, sind mehr als 15 Prozent der verantwortlichen Positionen mit Frauen besetzt.
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Schaut man sich an, wie viele Frauen international in den Führungspositionen der Großkonzerne sitzen, ergibt sich anhand der repräsentativen 362 Unternehmen ein für Deutschland beschämendes Ranking.
Schweden: 17 Frauen
Großbritannien und USA: je 14 Frauen
Norwegen: 12 Frauen
Russland: 11 Frauen
China: 8 Frauen
Frankreich: 7 Frauen
Spanien und Brasilien: je 6 Frauen
Indien und Deutschland: je 2 Frauen
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Unterschiede gibt es auch nach Branchen:
Bei den Vorständen der Unternehmen aus der Konsumgüter- und Einzelhandelsindustrie sowie der Unterhaltungsbranche sind mit 16 Prozent die meisten Frauen vertreten (bei 41 beziehungsweise 30 Unternehmen). Bei Immobiliengesellschaften sind es nur sechs Prozent. In der Unternehmensleitung finden sich mit 13 Prozent die meisten Frauen in technischen und wissenschaftlich arbeitenden Betrieben.
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Ein Ranking der Hürden, die es auf dem Weg nach oben zu übersteigen gilt, zeigt, dass Frauen immer noch große Probleme haben, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen.
Die Balance zwischen Job und Familie zu finden, hielten 57 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer für sehr schwer. Den Druck, überall und zu jeder Zeit erreichbar sein zu müssen, empfanden 42 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer als sehr unangenehm und 28 Prozent der Frauen sowie 18 Prozent der Männer stören sich am Fehlen von Frauenrollen in der Businesswelt. Dass Frauen schlechter netzwerken als Männer stört 27 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer. Erstaunlich: Es wünschen sich mehr Männer als Frauen mehr Unterstützung durch den Staat wie beispielsweise durch eine bessere Kinderbetreuung. (Frauen 24 Prozent, Männer 27 Prozent)
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Bei den Unternehmen, die sich die sogenannte Gender Diversity auf die Fahnen geschrieben haben, gibt es mittlerweile verschiedenste Instrumente, das Vorankommen von Frauen zu fördern und zu bewerten: 64 Prozent setzen beispielsweise auf flexible Arbeitszeitmodelle für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unternehmen, die sich nicht aktiv mit der Förderung auseinandersetzen, bieten nur zu 26 Prozent flexible Zeitmodelle an.
56 und 55 Prozent setzen auf spezielle Gender Diversity-Programme und deren Auswertung sowie Programme zur Förderung von Frauen.
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Das ist immerhin ein Anfang. Trotzdem zeigt auch eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin, dass die deutschen Managerinnen nicht gerade die Chefetagen stürmen: Seit 2006 ist die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder in den 200 größten deutschen Unternehmen nur von 1,2 auf 3,0 Prozent im Jahr 2011 gestiegen. In den Aufsichtsräten stieg ihr Anteil im gleichen Zeitraum von 7,8 auf 11,9 Prozent. Allerdings sind mehr als zwei Drittel dieser Frauen Vertreterinnen der Arbeitnehmer, kamen also über Mitbestimmungsregeln in das Gremium. 2011 wurden vier Frauen in Dax-Vorstände berufen, eine schied aus. Ende 2011 gab es damit sieben weibliche Dax-Vorstände und einen Frauenanteil von 3,7 Prozent, bei den Aufsichtsräten waren es 15,7 Prozent.
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So positiv die Entwicklung - auch in ihrer Kleinschrittigkeit - sein mag, so unschön ist folgender Fakt: So beklagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass in keinem anderen europäischen Land das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern so groß ist, wie in Deutschland. Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen im Schnitt 21,6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. In den 34 Industriestaaten, die sich in der OECD zusammengeschlossen haben, liegt die Differenz im Schnitt bei 16 Prozent.
Als mittlere Sensation gilt die 52-jährige Christine Wolff, die seit Sommer dieses Jahres im Kontrollgremium des Essener Baukonzerns Hochtief Platz nimmt. Die zierliche blonde Frau, die in ihrer Freizeit Halbmarathon und Triathlon betreibt, hat zuvor jahrelang Bauprojekte für das amerikanische Ingenieurunternehmen URS geleitet. "Eine solche Wahl in einem männerdominierten Unternehmen wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen", kommentiert Management-Professor Ruhwedel. Spannend dürfte nun werden, wie ACS-freundlich Wolff beim Machtkampf um Hochtief agiert – denn gerade erst hat der spanische Eigentümer Vorstandschef Frank Stieler geschasst und den Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Wennemer vergrault.
Ein testosterongeprägter Baukonzern
Marion Weissenberger-Eibl hat es ebenfalls in das Kontrollgremium eines testosterongeprägten Baukonzerns geschafft. Seit dem 3. Juli amtiert die Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe als Aufsichtsrätin bei HeidelbergCement. Zuvor konnte der Baustofflieferant keine einzige Frau in Vorstand und Aufsichtsrat vorweisen.
Nachdem der Baustoffzulieferer damit zumindest ein bisschen weiblicher wurde, gilt das Top-Management des Bad Homburger Medizinkonzerns Fresenius – inklusive seiner Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care – als letzte frauenfreie Zone im Dax. Weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat findet sich dort eine Dame – und das, obwohl Frauen zwei Drittel der Belegschaft ausmachen.
Unterhalb des Vorstands, im Führungskreis, komme Fresenius allerdings immerhin auf einen Frauenanteil von 27 Prozent, hält Vorstandschef Ulf Schneider dagegen. Der Fresenius-Vormann stellt aber gleichzeitig klar, dass er eine Quote ablehne.
Wahrscheinlich ist, dass die männlichen Fresenius-Kontrolleure auch 2013 unter sich bleiben werden. Bei dem Gesundheitskonzern stehen im nächsten Jahr keine Aufsichtsratswahlen an.
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Alle Kommentare lesen07.01.2013, 12:10 UhrAnonymer Benutzer:mathias
Frauen, die sich für solche Werbung ablichten lassen
"BILLIGWERBUNG"
Bei Gerichten haben wir schon 80% Frauenanteil mit Pubaritätshintergrund.Das 1x1 Fremdwort.Aber ein Dr.vorne dran.
07.01.2013, 11:16 UhrAnonymer Benutzer:OchDieArmenMaenner
Steht in der Überschrift „Superfrauen“ weil’s die „einfachen“ dann doch nicht schaffen und diese „Superfrauen“ irgendwie eine besondere Gattung darstellen?
07.01.2013, 05:26 UhrAnonymer Benutzer:MV_
Man stelle sich einen derart dummen Stil einmal von einem Mann über Frauen vor. Aber das kennt man ja bereits aus der Schule. Warum kommen Männer eigentlich nicht von der "Droge" Erfindungen und Patente "runter"? Oder von der "Droge" Unternehmensgründung? Und warum kommen Frauen nicht "drauf"? Haben die Naturgesetze eine "gläserne Decke" und "diskrimminieren die "Superfrauen", die zum Erfinden wohl einfach zu "super" sind?